22. Kapitel

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Vermutlich hätte ich mich vor Lasse anders ausdrücken sollen

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Vermutlich hätte ich mich vor Lasse anders ausdrücken sollen. Aber eigentlich hatte ich es genauso gemeint, wie ich es gesagt hatte.

Dass ich dachte, dass es vielleicht besser wäre. Ich hatte schließlich nicht gesagt, dass ich es wollte, geschweige denn es mir wünschte. Doch jeden Tag tat es mir mehr weh ihn mit Muriel sprechen zu sehen oder über Muriel sprechen zu hören.

Und vorhin, als er die Pläne seiner Freundin ausgesprochen hatte, hatte ich kurz gedacht, dass ich vielleicht nur dann jemals über ihn hinwegkam. Wenn ich ihn nicht jeden Tag sah. Und außerdem hatte ich schon gedacht, dass es doch vermutlich auch in seinem Interesse sein musste.

Wenn ich mir vorstellte, ich wäre mit jemandem zusammen, den ich liebte… Wenn ich mir vorstellte, ich wäre mit Lasse zusammen und er würde wegziehen... Ich würde ihm überall hin folgen. Sofort. Alles andere stehen und liegen lassen, weil ich nichts anderes brauchte.

Aber wir waren nicht zusammen. Stattdessen waren wir die aller besten Freunde seit Kindheitstagen und es fühlte sich beschissen an.

--

Ich hielt es genau einen Tag ohne Lasse aus. Doch schon am Montag fuhr ich wieder bei ihm rum. Als mir Smilla öffnete, schickte sie mich durch und doch als ich Lasses Zimmer betrat, war es leer. Im Flur hörte ich dann die Dusche laufen und beschloss auf seinem Bett zu warten.

Dabei sah ich mich irgendetwas brauchbarem um, mit dem ich mich beschäftigen konnte. Mein Blick blieb bei einem gefalteten Zettel auf dem Nachttisch hängen und ich griff danach, sicher, dass es der war, den Lasse mir geklaut hatte. Stattdessen war es meiner. Der, den ich an ihn geschrieben hatte.

Ich wusste nicht mehr wirklich, was ich ihm genau geschrieben hatte, also faltete ich ihn auf.

Für Lasse.

Ich glaube, dass du gerade angefressen bist, weil ich dich zum einen dazu zwinge mit mir diese Briefe zu schreiben.

Zum anderen habe ich dir gesagt, dass du bitte schön schreiben sollst, damit ich den Brief irgendwann auch wirklich lesen kann und deine Schrift sonst immer scheiße ist. Zumindest wirfst du mir beim Schreiben die ganze Zeit Blicke zu, die ich nicht deuten kann.

Heul doch.

Weil der Plan ist, die Briefe erst wieder zu lesen, wenn wir alt sind, schreibe ich meine Lieblingserinnerung an uns auf, weil ich Angst habe, dass wir beide Demenzen bekommen und uns nicht mehr daran erinnern.

Wenn mich jemand nach meiner schönsten Erinnerung mit dir fragen würde, würde ich ihnen offiziell von dem Abend auf dem Dach erzählen. Weil sie lange meine Lieblingserinnerung an uns beiden war.

Ich würde davon erzählen, dass wir auf das Dach einer alten Fabrik geklettert sind und nicht mehr herunterkamen. Und um mich zu beruhigen hast du mir Sternenbilder erklärt und du hast dir Geschichten ausgedacht und sie mir erzählt.

Du hast mich in den Arm genommen und ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist, es war die erste Nacht, in der ich in deinen Armen eingeschlafen bin. Die erste, aber nicht die letzte.

Das würde ich erzählen.
Diese Erinnerung.
Sie war immer meine liebste.

Bis zu dem Tag am See Lasse. Seitdem ist der Tag meine schönste Erinnerung.
Du weißt welchen ich meine.

Ruben.

Ich blinzelte und schaute runter auf diesen Zettel. Hatte ich ihm damit nicht indirekt auch meine Gefühle gestanden? Ohne es zu wissen?

Hatte ich ihm nicht gesagt, dass meine liebste Erinnerung, die gewesen war, in der ich in seinen Armen geschlafen hatte. Bis wir uns am See geküsst hatten? Dass der Kuss meine Lieblingserinnerung war?

Aber zeitgleich wusste ich, dass ich meine Anspielungen immer so verpackt hatte, dass ich einen Rückzieher machen konnte, sobald es mir zu ernst wurde und den Schritt nie wirklich ganz zu enden ging. Ich machte Anspielungen. Ich nahm sie zurück. Das hatte ich immer so getan.

Aber nicht Lasse. Er nicht. Er sprach aus, was er fühlte, oder er machte den Schritt und küsste mich. Er hatte Muriel gesagt, was er für sie empfand. Er verhielt sich seinen Gefühlen entsprechend. Hatte er immer.

Deshalb war er jetzt auch in einer glücklichen Beziehung und ich war allein. Weil ich die wichtigen Dinge nie zu Ende tat. Wenn es ernst wurde, machte ich dicht.

Und das bereute ich jetzt seit zwei Jahren.

>> Welchen Tag am See hast du gemeint? <<, fragte Lasse und ich zuckte zusammen. In einer weiten Jeans stand er in seiner Zimmertür. Die Haare nass und durcheinander. Ein Oberteil trug er nicht.

Dieser Anblick war atemberaubend. LASSE war atemberaubend. Die blonden Haare beinahe golden und die grünen Augen dunkel.

Welchen Tag ich meinte?

Mein Herz schlug unangenehm schnell und ich dachte daran, dass er überlegte zu Muriel zu ziehen. Und ich hatte wieder Angst. Ich hatte einfach Angst. Und ich log. Log, weil ich das am besten konnte. Mich selbst und andere belügen, wenn es um meine Gefühle ging.

>> Der Tag an dem wir mit Rick und Janus gepicknickt hatten. <<

Lasse erwiderte meinen Blick und weder sein Gesichtsausdruck, noch seine Körpersprache verriet was er daraufhin fühlte. Was er gerade dachte. Dann nickte er einmal knapp.

>> Okay <<, sagte er ruhig, >> Ich habe mich übrigens entschieden. Bezüglich Bayern. In zwei Monaten ziehe ich zu Muriel. <<

Lasse und Ruben - boy×boy - bestfriendstoloversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt