47. Kapitel

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Ich atmete langsam durch leicht geöffnete Lippen aus

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Ich atmete langsam durch leicht geöffnete Lippen aus. Meine Stimme klang zittrig. Das war so grausam. Mein Verhalten war grausam. Muriel gegenüber, aber auch Lasse selbst.

>> Wir hatten so ziemlich ALLES miteinander. Und wir haben gekuschelt und dann bin ich eingepennt und als ich keine Stunde später aufgewacht bin, war er schon nicht mehr im Zimmer. Stattdessen hat er angefangen unten aufzuräumen und mir aus dem Weg zu gehen. <<

Ich fragte mich, wie viele Tränen ich noch produzieren konnte. Ich weinte die ganze Zeit. Ununterbrochen liefen Tränen nach. Ich wischte sie weg, es kamen neue. >> Ich hätte ihn nicht küssen sollen <<, weinte ich und Rick legte wieder einen Arm um mich. Er schüttelte leicht den Kopf. Als müsste er sich zwingen mir nichts zu sagen, wie scheiße Lasse und ich uns verhielten. Wie sehr ihm Muriel leid tat.

Aber er schluckte es runter und sagte stattdessen: >> Ruben, es tut mir, dass ich das nicht eher gesehen habe. Die ganzen letzten Jahre. Ich war wirklich ein scheiß Freund. Janus und ich beide. Weil es jetzt, wo ich es weiß… wirklich offensichtlich war. Und ich habe es nicht einmal gemerkt. Danke, dass du mir das erzählst. Und mir das anvertraust. Es tut mir wirklich leid. <<

Ich wischte mir über die Augen. Sah ihn überrascht an. Dann lachte ich ungläubig. Lachte trotz der Tränen. >> Alles gut, ich habe so oft darauf bestanden, dass ich straight bin, dass ich es mir teilweise selbst geglaubt habe. Das Ding ist, dass ich nie an jemandem Interesse hatte. Ich hatte nie Gefühle für irgendjemand anderen als Lasse. Ich wusste lange nicht einmal, welche Sexualität ich habe. Weil ich mir nie erlaube darüber nachzudenken. Weil… <<

Ich schluchzte wieder und Rick legte beide Arme um mich. Fest, als wüsste er nicht, wie er sonst für mich da sein konnte.

>> Weil mein Vater so homophob ist. Rick, du müsstest die Sprüche hören, die er manchmal äußert. Ich erinnre mich daran, dass ich mit sechs zum ersten Mal panisch gedacht habe, dass ich auf jeden Fall Frauen mögen muss, weil er mich sonst nicht mehr liebt.

An dem Tag waren wir essen und neben unserem Tisch saß ein lesbisches Paar und mein Vater hat darauf bestanden, dass sie das Restaurant verlassen. Als sie es nicht getan haben und die beiden offensichtlich auch nicht vom Chef rausgeschmissen wurden, wie er verlangt hat, sind wir gegangen. Es war mir so peinlich.

Und ich habe euch nichts davon gesagt, weil ich nicht wollte, dass ihr schlecht von mir denkt. Oder von meiner Familie. Meine Mutter denkt nicht so wie er. Ich weiß das. Aber allein der Gedanke daran, mich zu Männern hingezogen zu fühlen hat mir so Angst gemacht. Und jetzt ist alles scheiße. Alles ist so scheiße. <<

Sein Mund stand offen. Er kannte meinen Vater. Er hatte mich öfter bei einem von ihnen abgeholt. Er hatte uns öfter irgendwo eingesammelt und nach Hause gebracht.

>> Oh mein Gott. Ruben, das ist schrecklich. Dein Vater liegt damit so falsch. Das weißt du, oder? Dass das alles bedeutet, dass dein Vater ein Arschloch ist? Er ist der, der sich schämen sollte. Du bist perfekt. So wie du bist, bist du gut. Du weißt das, oder? << Und ich weinte.

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>> Er ist nicht da. Er ist heute morgen losgefahren. Wohin weiß ich nicht <<, sagte Lasses Mutter und sah mich schmallippig an.

Ja, dachte ich, ich mag dich auch nicht. Und es wundert mich nicht, dass du nicht weißt, wo dein Sohn ist. Dafür hättest du ihm nämlich zuhören müssen.

>> Okay, trotzdem danke <<, erwiderte ich allerdings und sie schloss die Tür vor meiner Nase. Wie geplant hatte ich den gestrigen Tag darüber nachgedacht, was ich sagen sollte, und war dann heute mit den hoffentlich richtigen Worten auf den Lippen auf dem Weg zu Lasse. 

Nur um zu erfahren, dass er gar nicht da war. Und er meldete sich auch den ganzen Tag nicht mehr. Nicht bei mir und er antwortete auch nicht in unsere Jungsgruppe auf WhatsApp. Ich hasste es so lange nichts von ihm zu hören.

Am Folgetag war dann ein Treffen unseres alten Schuljahrgangs. Bevor die meisten Studiengänge und Ausbildungen losgingen, wollten sich alle die konnten, noch einmal treffen. Und ich hatte vorgehabt nicht hinzugehen, weil ich so fertig war, aber dann hatte Lasse geschrieben. In unsere Jungsgruppe.

Ich komme, waren seine Worte gewesen und Janus hatte ihm wie uns auch angeboten und mit dem Auto abzuholen. Und nur deshalb sagte ich doch zu. Nur, weil Lasse kam und ich ihm endlich sagen musste, was ich fühlte. Ob er mich dann abwies oder nicht. Ich hielt es nicht mehr aus. 

Lasse und Ruben - boy×boy - bestfriendstoloversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt