13. Kapitel

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Erst, als das Papier in meiner Hand verknitterte, bemerkte ich, wie fest mein Griff war und schnell schmiss ich den Brief auf meinen Nachttisch, bevor ich ihn ausversehen kaputt machte

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Erst, als das Papier in meiner Hand verknitterte, bemerkte ich, wie fest mein Griff war und schnell schmiss ich den Brief auf meinen Nachttisch, bevor ich ihn ausversehen kaputt machte.

Ich hatte mich geirrt. Ich würde diesen Brief aufbewahren, aber nie wieder lesen.

Weil ich das nicht überleben würde.

Lasse hatte auf mich gestanden. Mehr noch, er hatte Gefühle für mich gehabt. Ernstzunehmende richtige Gefühle. Während wir gemeinsam unsere ersten Erfahrungen miteinander gesammelt hatten und während wir in den Armen des anderen eingeschlafen waren.

Und ich fragte mich, wann er darüber hinweggekommen war. Über mich. War es gewesen, als er aufgehört hatte meine Hand zu halten und mit meinen Haaren zu spielen? Oder war es doch erst nach London gewesen? War der zweite Kuss in London doch mehr gewesen, als ein Ausrutscher durch den Alkohol?

Ruben das habe ich vor Jahren geschrieben. Denk einfach daran, während du das liest. Es ist lange her.

Das hatte er gesagt. Deshalb hatte er nicht gewollt, dass wir die Briefe lesen. Weil er mir dort seine Gefühle gestanden hatte.

Es ist lange her.

Mit anderen Worten: Er empfand schon lange nicht mehr so. Fuck tat das weh. Das tat wirklich wirklich weh.

Ich konnte ihm nicht verübeln, es mir nie gesagt zu haben. Dafür hatte ich zu oft erwähnt, dass ich heterosexuell war. Und abfällige Kommentare gemacht. Und Gott, ich hatte es ja selbst noch nicht einmal verstanden. Wer wusste schon, wie ich reagiert hätte?

>> Ruben was ist los? <<, fragte meine Schwester und als ich aufsah, stand sie verschlafen in der Türöffnung. Ich öffnete den Mund, um ihr zu antworten, aber es kam nichts heraus.

Stattdessen bemerkte ich, dass viel zu schnell atmete und ich legte mir eine Hand auf die Brust. Strich hektisch über meine Haut, in der Hoffnung, dass sich meine Atmung beruhigte. Es funktionierte nicht. Mein Sichtfeld verengte sich und meine Finger kribbelten unangenehm.

>> Mum <<, rief meine Schwester und lauter rief sie meinen Vater. >> Mum, Dad, Ruben hat wieder eine Panikattacke. <<

Sie sah erschrocken aus und lief jetzt in das Zimmer meiner Eltern.

Wieder eine Panikattacke, dachte ich und ich hatte es nicht vermisst. In den ersten Monaten, nachdem Lasse mit seiner Freundin zusammen gekommen war, hatte ich sie manchmal gehabt. Weil mit dem Verständnis für meine Gefühle für ihn auch die Realisation kam, dass es bedeutete, dass ich auf Männer stand. Und mein Vater mich dafür hassen würde.

Und es war ein grausamer Kreislauf gewesen.

Ich hatte an Lasse gedacht,
dann an meine Gefühle für ihn,
daran, dass sie unerwidert waren,
dann daran, dass ich also auf Männer stand und dann an die Sprüche meines Vaters.
Und dann hatte ich Panik bekommen.
Und wenn ich wieder frei atmen konnte, hatte ich daran gedacht, dass mein Vater es nie erfahren musste, weil Lasse sowieso eine Freundin hatte.
Und so hatte der Kreislauf erneut begonnen.
Bei Lasse.
Immer bei Lasse.

Als meine Mutter in mein Zimmer stürmte, kniete sie sich sofort neben mich ins Bett und umfasste meine Wangen. >> Kaito, es ist alles gut. Wir lieben dich, du bist gesund. Du musst keine Angst mehr haben, Schatz. Du bist gesund. Wir wissen doch, dass du gesund bist <<, murmelte sie überfordert und mein Vater kniete sich vor mich.

Legte mir eine Hand aufs Bein. >> Ruben wir sind für dich da <<, sagte er und er griff nach meiner Hand und ich sah sie an und es wurde nicht besser. Weil es nicht sie waren, die ich jetzt sehen wollte.

Und dann bemerkte ich, dass meine Schwester den Brief in der Hand hielt und ihr Blick war so geschockt. Und der Zettel fiel zu Boden und als mein Vater sich bei dem Geräusch umdrehte, bückte sie sich schnell. Faltete ihn und steckte ihn in ihre Hosentasche. >> Sorry <<, keuchte sie und er schenkte wieder mir seine Aufmerksamkeit.

Und ich schloss die Augen. Fuck.

--

>> Ruben <<, flüsterte meine Schwester und sie saß weiterhin an meiner Bettkante. Meine Eltern waren wieder schlafen gegangen und es war gleich sechs Uhr morgens, aber meine Schwester saß weiter in meinem Zimmer. Erst, als wir das Schnarchen meines Vaters hörten, öffnete sie den Mund. >> Ruben ich habe Lasse geschrieben, dass er vorbeikommt. <<

Ruckartig wand ich mich ihr zu. >> Was? Wieso? <<

Sie zuckte zusammen und ihr langes schwarzes Haar fiel ihr ein wenig vors Gesicht. Als sie sie hinter das Ohr schob und meinen Blick wieder erwiderte, zog sie den Brief aus der Tasche und schob ihn unter mein Kissen. >> Versteck ihn vor Papa. <<

Meine Unterlippe begann wieder zu Beben und sie legte sich neben mich. Legte die Arme um mich. >> Ich liebe dich Ruben. Und Mama liebt dich. Es ist okay. <<

Ich schüttelte den Kopf und schloss kurz die Augen, um die Tränen zurückzudrängen. >> Er hatte Gefühle für mich. Nicht andersherum Hailey. <<

Meine Worte klangen trocken, aber gleichzeitig waren meine Wangen jetzt wieder nass und das passte nicht zusammen.

>> Ihr habt euch geküsst <<, hielt sie dagegen und ich schluckte.

>> Als wir vierzehn waren. Einmal. Na und? <<

Sie seufzte und drückte mir einen Kuss aufs Haar. >> Ich habe ihm geschrieben, dass es dir nicht gut geht und er ist unterwegs. <<

Mit den Worten stand sie auf und ich sah ihr dabei zu, wie sie mein Zimmer verließ und die Tür leise hinter sich zuzog.

Lasse und Ruben - boy×boy - bestfriendstoloversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt