Kapitel 9

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L U C I A N A

Maybe, forever was meant for memories and not people~Unbekannt

Mein Beileid", nahm ich die Stimme des Officers wahr. Ich nickte nur, da ich meiner Stimme nicht mehr traute. Meine Tränen hörten auf, und nun starrte ich leer in die Luft. Ich ließ mir all die schönen Erinnerungen in meinem Kopf durchgehen.

Nachdem meine Mutter gestorben war, änderte sich jedoch alles. Er begann, sich volllaufen zu lassen und war oft nicht zu Hause, sondern in irgendwelchen Bars. Wenn er Geld verdiente, gab er es sofort für Alkohol und sonstige Drogen aus. Lebensmittel einkaufen stand nicht auf seiner Liste. Ich musste alle Aufgaben erledigen, die für ein Kind sicherlich nicht geeignet waren. Ich war verdammte elf Jahre, keine achtzehn. Ich musste ab diesem Zeitpunkt Verantwortung übernehmen. Meine Blumensammlung bekam keinen Nachwuchs und wurde verbrannt. Ratet von wem. Überraschung, es war mein eigener Vater.

„Wieso bin ich jetzt hier?", flüsterte ich immer noch benommen.

„Der Grund ist, dass wir als Erstes solche Nachrichten nicht über das Telefon mitteilen dürfen und wir ihren aktuellen Standort nicht ausfindig machen könnten. Als Erstes müssten Sie Formulare über Ihren neuen Standort und Sonstiges ausfüllen. Und dann sprechen wir über Ihr Erbe, das Sie bekommen", erklärte er mir.

Moment mal... Erbe?

Mein Kopf schallte hoch, und ich schaute mit Schock in die Augen des Officers. „Erbe? Was für ein Erbe? Ich habe kein Erbe."

Der Officer schien verwirrt über meine Aussage zu sein, denn er zog seine Augenbrauen leicht hoch.

„Doch, natürlich haben Sie eins. Eins von Ihrer Mutter und dann noch eins von Ihrem Vater. Da Sie aber einen privaten Anwalt haben, müssen Sie Kontakt zu ihm aufnehmen und mit ihm noch einmal darüber sprechen", klärte er mich auf.

Ich schaute einfach verdutzt zu ihm und scheine immer noch nicht zu verstehen, dass ich ein angebliches Erbe bekommen soll.

„Das ist nicht möglich. Wir haben nie ein Erbe beantragt."

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Der Officer vor mir anscheinend auch nicht, denn er schaute mich an, als wäre ich von einem anderen Planeten, während ich ihn mit großen Fischaugen anschaute.

„Miss, bei allem Respekt, haben Sie überhaupt etwas mitbekommen?"

Jetzt schaute ich verdattert zu ihm. Was soll das denn jetzt heißen?

„Nehmen Sie es mir nicht übel. Ich meinte es auf gar keinen Fall beleidigend. Am besten, Sie reden mit Ihrem Anwalt darüber. Oder wissen Sie etwa auch nichts von einem Anwalt?"

Mein Kopf explodiert. Ich habe vor zehn Minuten erfahren, dass mein Vater gestorben ist. Danach sagt man mir, ich hätte ein Erbe und einen privaten Anwalt.

Meine Augen sind immer noch starr auf die Wand fixiert, und ohne darüber nachzudenken, stehe ich einfach auf und verlasse das Büro. Natürlich nehme ich noch die mir hinterher schreiende Stimme des Officers wahr, jedoch ignoriere ich diese einfach. Die Rezeptionslady schaute einfach verwirrt zu mir, sagte aber nichts. Ich verlasse das Gebäude, und nun bin ich ganz alleine draußen. In der Nacht. Im Dunkeln.

ʀᴇᴍᴇᴍʙᴇʀ ᴍᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt