Kapitel 32

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L U C I A N A

Kleine Schritte sind besser
als keine Schritte. ~Unbekannt

„Ich möchte dir entgegenkommen, Luciana."

Marrino sitzt mal wieder vor mir. Er ist vor vielleicht fünf Minuten gekommen und hat versucht, ein Gespräch aufzubauen. Versuch fehlgeschlagen.

„Wir hatten nicht den besten Start, und ich verstehe, dass du mir nicht vertrauen schenken möchtest. Deshalb möchte ich dir zeigen, dass ich dir vertraue und es gut mit dir meine...", erklärt er. Er steht vom Stuhl auf und geht zur Tür, die er schließlich öffnet. Verwirrt schaue ich zu ihm.

Was soll das denn jetzt werden?

Freundlich lächelt er mir entgegen und hält die Tür weit auf.
„Ich erlaube dir, hier frei rumzulaufen, zu essen und zu trinken, wann und wo du willst. Du bekommst natürlich auch ein gemütlicheres Zimmer."

Wie verzweifelt muss dieser Mann sein, dass er mich unbedingt in seinem Team haben möchte? Was hat der Mann vor?

Ich vertraue ihm ganz und gar nicht, auch nicht mit so einem Angebot, aber ich muss wenigstens so tun, als ob ich es tue. So bin ich der Freiheit einen Schritt näher. Zwar nur einen kleinen Schritt, aber trotzdem ein Schritt.

Es ist ein einmaliges Angebot; ich darf es nicht ablehnen. Also lächelte ich langsam und stand von meinem ungemütlichen Platz auf. „Ich wusste, du bist nicht so dumm und lehnst dieses Angebot ab", sagte er und fing an, den Flur entlang langsam zu laufen.

Sein Ernst?

Langsam und voller Schmerzen folgte ich ihm den schmalen Flur entlang. Ich wurde wohl im letzten Zimmer des Ganges eingesperrt, denn je weiter wir liefen, desto mehr Räume tauchten auf.

Ich zähle insgesamt zwölf Räume, die vermutlich gleich wie der Raum, in dem ich eingesperrt war, aufgebaut sind. Dieser Mann ist krank.

Am Ende des Flures erwartet uns eine Treppe, die wir hochgehen. Sofort, als ich die letzte Stufe erreicht habe, blendet mich das Sonnenlicht, das in diesen Raum hineinbrennt. Es ist kein normales Haus; es ist so etwas Ähnliches wie... eine Lagerhalle?

Wo bin ich?

„Es muss sich unglaublich gut anfühlen, nach fast einer Woche endlich wieder Sonnenlicht zu sehen, oder?"

„Eine Woche?!"

Es hat sich so viel länger angefühlt.

„Erstaunt?", grinst er mir entgegen. „Wir waren erstaunt, wie lange du ohne Trinken aushalten konntest. Jeder andere wäre nach dem dritten Tag sofort verreckt. Du hast es aber erstaunliche vier Tage ausgehalten. Respekt."

Er redet so, als wäre ich irgendein Projekt von ihm und kein Mensch. Er ekelt mich immer und immer mehr an; das ist unglaublich. Doch trotzdem muss ich meine Fassade aufrecht erhalten.

Ich darf mir nichts anmerken lassen, sonst ist der Plan im Eimer. Deshalb lächelte ich einfach nur schwach.

Diese Halle ist ziemlich schlau aufgebaut. Zu schlau.

ʀᴇᴍᴇᴍʙᴇʀ ᴍᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt