L U C I A N A
꧁Wenn Du Dich immer auf das konzentrierst, was Du zurückgelassen hast, wirst Du niemals sehen, was vor Dir liegt. ~Ratatouille꧂
In 37 Minuten ist Mitternacht.
In 37 Minuten bin ich frei.
In 37 Minuten beginnt ein neues Leben. Abschnitt für mich.
In 37 Minuten wird sich alles ändern.
Alles.
Lass den Spaß anfangen...
Ich versuche, die Tür zu öffnen, die wie immer abgeschlossen ist. Ab 22 Uhr wird meine Tür immer abgeschlossen als „Sicherheitsvorkehrung".
Blödsinn.
Ich klopfe dreimal gegen die Tür, und schon wird mir wie immer die Tür geöffnet. Süß lächle ich den Mann vor mir an. „Ich muss mal für kleine Mädchen."
Ohne ein Wort zu sagen öffnet er mir die Tür vollkommen und führt mich zur Toilette. Die Leute kennen das hier ja schon.
Vor der Toilette öffnet er mir diese und schaut mich noch einmal an. „Du kennst die Regeln. Fünf Minuten, keine Sekunde länger."
Nickend gehe ich in die Toilette und schließe die Tür hinter mir.
Sofort gehe ich zum Badezimmerschrank und öffne die mittlere Schublade. Diese Idioten haben wirklich nichts gemerkt.
Ich hole ein Küchenmesser aus der Schublade, welches ich vor ein paar Tagen hier reingelegt habe. Ich habe es unter vielen Handtüchern versteckt.
Ich wollte ursprünglich eine Pistole nehmen, jedoch wäre das viel zu auffällig. Man würde ja sofort merken, wenn eine Pistole fehlt. Beim Messer ist es nicht so auffällig.
Hoffe ich zumindest.
Ich nehme das Messer und verstecke es unter meinem Oberteil, sodass man es nicht sehen kann.
Ich gehe zum Waschbecken und wasche mir mein Gesicht. Danach betrachte ich mein Spiegelbild.
Ich sehe schrecklich aus.
Dreckiges Gesicht, dunkle Augenringe, überall abstehende Haare und noch so viel mehr.
Stinken tue ich wahrscheinlich auch noch schlimm.
Ich atme tief durch und bereite mich auf alles vor. Ich habe jetzt noch 32 Minuten. Noch 32 Minuten, um meinen Plan durchzuführen und hier rauszukommen. Raus in die Freiheit.
Ich öffne die Tür mit zittrigen Händen, und schon erwartet mich derselbe Mann vor der Tür, der mich eben auch zur Toilette gebracht hat.
Ich darf nicht nervös werden. Ich darf mir nichts anmerken lassen, sonst ist der ganze Plan für den Mülleimer.
Wir laufen wieder zurück, während ich den Flirt vor uns genau im Blick behalte.
Ein Schritt nach dem anderen. Ein Fuß vor den anderen. Ganz ruhig und ganz normal.
Bis ich umknicke und falle.
„Verdammt", weine ich laut los. Ich halte mir meinen Knöchel, während ich vor Schmerzen wimmere.
Beide Wachen eilen schnell zu mir.
„Miss, was ist passiert?"
„Können Sie laufen?"
Beide Wachen kommen schnell zu mir und helfen mir hoch. Ich verziehe mein Gesicht, als ich auf den umgeknickten Fuß trete. „Verdammter Mist!", zischte ich schmerzerfüllt.
Der eine Typ scheint irgendwas in sein Headset zu reden, während der andere versucht, mich auf die Beine zu kriegen.
„Wir sollen sie ins Krankenzimmer schicken."
Ohne weitere Worte zu verlieren, tragen mich beide zum Krankenzimmer unten, genau wie nach meinem Plan.
Natürlich habe ich mich nicht wirklich verletzt; das wäre ja ziemlich blöd von mir.
Meine Schauspielkünste sind echt bewundernswert, nicht wahr?
Während ich weiter zum Zimmer humpelte, scheint der Gorilla links von mir unruhig zu werden. Was ist denn mit dem los?
In den Tagen, in denen ich hier war, habe ich mir jede Stelle eingeprägt. Jedes einzelne Detail. Es gibt zwei Ausgänge. Das Krankenzimmer ist näher am Haupteingang.
Normalerweise wäre es dumm, den offensichtlichen Weg zu nehmen, doch in dieser Situation ist es logischer.
Na ja, denke ich zumindest.
Es sind sieben Minuten.
So lange habe ich Zeit, zu fliehen.
Der Wald um diese Lagerhalle hat mir einen großen Vorteil erbracht. Keiner kann mich im Wald so schnell finden. Es ist zwar möglich, aber in der Nacht im Wald zu suchen, ist sehr anspruchsvoll, und die Leute hier sind alle Idioten.
Mein Plan ist es, nicht sofort zu versuchen, so weit wie möglich in den Wald reinzurennen. Ich werde mich mehr am Anfang des Waldes verstecken. Sie werden denken, dass ich viel, viel weiter in den Wald reinlaufe, um schnell zu fliehen; deshalb werden sie auf die kleinen Sachen gar nicht achten. Sie werden an mir vorbeilaufen, und ab da beginnt die richtige Flucht.
„Warten Sie hier und bewegen Sie sich nicht. Es wird gleich jemand kommen und Sie verarzten."
Verstehend nickte ich, und der Mann ging aus dem Zimmer. Jackpot.
Er schien etwas aufgewühlt zu sein, doch darum kümmere ich mich nicht. Bald bin ich sowieso weg. Ich habe noch 19 Minuten bis Mitternacht. Bis ein Arzt kommt, wird es dauern. Es muss bestimmt jemand herfahren, denn in den Tagen, in denen ich hier war, haben sich zwei Männer verletzt, und der Arzt hat immer mindestens zwanzig Minuten gebraucht, um aufzutauchen.
Plötzlich ertönt Gebrülle von draußen, und ich erschrecke.
Was ist passiert?
Ich höre schnelle Schritte und Gebrülle überall. Was zur Hölle...?!
Vor meiner Tür höre ich nichts und niemanden. Langsam stehe ich auf, öffnete diese und pickste raus. Niemand weit und breit.
Es ist noch zu früh für einen Schichtwechsel!
Renn, verdammt, renn! Jetzt oder nie!
Meine innere Stimme sagt mir, dass ich rennen und jetzt fliehen soll, doch die Angst überfährt mich. Was, wenn ich mich nicht an den Plan halte, jetzt fliehe und alles nach hinten losgeht?
Denk nicht so viel nach und mach einfach!
Tief atme ich ein.
Wenn nicht jetzt, dann nie. Werde ich jemals eine bessere Chance kriegen?
Nein.
Mission entkommen startet jetzt.

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ʀᴇᴍᴇᴍʙᴇʀ ᴍᴇ
RomanceIch weiß nicht ob es der richtige Zeitpunkt ist dieses Thema anzusprechen. Ich meine es läuft so gut und ich will keine schlechten Erinnerungen wieder aufbringen. „Maria..?", fing ich zögernd meinen Satz an. Sie schaute interessiert zu mir nichtsahn...