Kapitel 28

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L U C I A N A

Vertrauen ist die schönste Form von Mut! ~Unbekannt

Jegliches Zeitgefühl habe ich verloren. Ich weiß weder, wie lange ich hier drinnen bin, noch ob es Tag oder Nacht ist, noch wie viel Uhr es überhaupt ist.

Meine Tränen konnte ich auch nicht lange halten. Ich habe versucht, stark zu bleiben, aber es musste raus. All der Frust, all die Trauer, all die Wut – sie alle mussten raus.

Seit dem Besuch von diesem Marrino kam sonst niemand mehr.

Das Schlimme ist, dass ich mein Arbeitstshirt noch trage. Im Café ist es ja ziemlich warm, und ich wollte nur kurz an die frische Luft. Da habe ich nicht mal daran gedacht, eine Jacke oder sonstiges mitzunehmen. Außerdem ist es noch Sommer. Zwar Ende, aber trotzdem noch ziemlich warm, da braucht man also nicht wirklich eine Jacke.

Trotzdem friere ich. Dieser Raum hat keine Fenster. Die einzige kleine Öffnung ist die Türklappe, die ab und zu geöffnet wird, um zu schauen, ob ich noch lebe.

Dadurch, dass es so kühl ist, vermute ich, dass ich wahrscheinlich in einem kellerartigen Raum bin. Das bedeutet, oben wird wahrscheinlich ein Haus sein oder was weiß ich. Aber wie könnte ich hier entkommen, ohne schlimmstenfalls getötet zu werden?

Gar nicht.

Eins habe ich bei Marrino gelernt: Er zuckt nicht mit der Wimper, jemanden weh zu tun, und seine Männer werden es auch nicht tun. Sie sind alle eiskalte Menschen. Verdorbene Menschen. Monster.

Das Einsperren liegt mir nicht so. Ich hatte früher schlimme Klaustrophobie. Ich wurde damals öfter von meinem Vater eingesperrt. Da kamen die Wände immer näher und näher, bis sie mich erstickten, und wenn ich länger hier bin, wird das Gleiche hier geschehen.

Langsam aber sicher werde ich verrückt. Wenn ich es nicht schon bin.

Aber wenn ich ehrlich bin: Ich werde lieber von meinem Vater eingesperrt als von diesen Menschen hier.

- F L A S H B A C K -

„Bitte mach die Tür auf! Bitte!", schrie ich mir die Seele aus dem Leib. Immer und immer wieder hämmerte ich gegen diese bescheuerte Tür. Fenster abgeschlossen, Tür abgeschlossen. „Bitte, ich bekomme keine Luft mehr!", weinte ich. Ich drehe durch.

Du hast es verdient, eingesperrt zu werden.

Mein Atem geht schneller, und ich versuche, ihn zu regulieren, dich vergeblich. Es lässt sich nichts regulieren. Gar nichts.

Du bist schuld daran. Alles ist deine Schuld.

Ich lasse mich an die Tür hinuntergleiten und schließe die Augen, um zur Vernunft zu kommen.

Keiner braucht dich. Verschwinde einfach aus deren Leben.

Ja, das kommt davon, wenn du versuchst, Spaß zu haben.

Wenn du versuchst, dich mit Freunden zu treffen.

Ich korrigiere: Mich mit der einzigen Freundin zu treffen, die ich habe.

ʀᴇᴍᴇᴍʙᴇʀ ᴍᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt