Kapitel 8

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L U C I A N A

Ich hatte mein ganzes Leben viele Probleme und Sorgen. Die meisten von ihnen sind aber niemals eingetreten.~Mark Twain

Mittlerweile sind schon etwas mehr als zwei Wochen vergangen, seitdem ich mit Maria am Sternensee war. Er hatte keinen offiziellen Namen, aber Maria hat mir erzählt, dass ich ihn früher immer so genannt habe, da ich mir oft dort die Sterne angeschaut habe. Seitdem versuche ich, so oft wie möglich dahin zu gehen.

Im Café läuft alles erstaunlich ruhig. Ich versuche, William so gut es geht aus dem Weg zu gehen, aber ich habe ihn auch lange nicht mehr gesehen. Ich glaube, das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, war etwa drei Tage, nachdem er mich geschlagen hatte. Aber so ist es auch besser.

Maria und ich versuchen, uns so oft wie möglich zu treffen, aber manchmal geht das einfach nicht. Aber es ist okay, denn wir schreiben uns jeden Tag.

Meine Mission, meine Erinnerungen wiederzubekommen, läuft so semigut. Ich habe das Gefühl, ich komme einer Sache näher, aber erinnern tue ich mich nicht. Ich hatte einen Traum, aber den habe ich zur Hälfte wieder vergessen, und das hilft mir nicht.

In Gedanken verloren putze ich den Tisch, an dem einige Minuten vorher noch Kunden gesessen haben. Es ertönte die Klingel, und ein neuer Kunde kam rein. Ich ging schnell zur Theke und wusch das dreckige Geschirr ab.

„Entschuldigung? Kann ich bestellen?" Eine tiefe männliche Stimme ertönte, und ich schaute hoch in so wunderschöne grüne Augen. Ich errötete leicht, da ich ihn nicht kommen sehen habe.

„Eh, ja, natürlich, tut mir leid. Was darf es denn sein?", fragte ich freundlich und versuchte, meine roten Wangen zu verstecken.

„Was kannst du denn empfehlen?"

Gegenfrage. Das sollte mich nicht aus der Fassung bringen; viele Kunden haben mich das schon gefragt.

Aber keiner von denen hat in mir so ein Gefühl ausgelöst wie er.

Ich räusperte mich und versuchte, so professionell wie möglich zu klingen. Ich möchte mich ja nicht blamieren.

„Ich kann dir unsere Croissants wirklich sehr empfehlen. Das sind einer meiner Lieblinge." Ich hätte ihn nicht duzen sollen, oder? Aber er hat mich auch geduzt. Ist es dann komisch, ihn zu siezen? Aber es hat irgendwie so unprofessionell gewirkt.

Oh Mann, was soll das? Wieso bin ich so aufgewühlt?

Ich glaube, ein kleines Zucken seines Mundes gesehen zu haben. Versucht er ernsthaft, sein Lächeln zu unterdrücken?

Wie peinlich.

„Dann nehme ich ein Croissant und einen schwarzen Kaffee ohne Milch, bitte." Ich nickte und fing an, seinen Kaffee vorzubereiten.

Wenigstens ist er heute netter als beim letzten Mal, als er bestellt hat.

Ich schüttelte den frischen Kaffee in einen Einwegbecher und schloss diesen dann. Zwei Zuckerstücke legte ich ihm noch dazu, und dann packte ich ein Croissant in eine kleine Tüte. Ich stellte ihm die Sachen alle auf den Tresen und versuchte, so gut es geht, seinen Augen zu entweichen. Ich mag dieses Gefühl nicht, welches er mir gibt. Es ist zu... schön?

ʀᴇᴍᴇᴍʙᴇʀ ᴍᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt