Kapitel 31

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L U C I A N A

Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? ~Vincent Van Gogh

Verdammt", zischte ich auf. Ich hatte nur kurz meine Augen geschlossen, nur ganz kurz, aber irgendwie habe ich es geschafft, einzuschlafen. Als ich es dann gemerkt habe, bin ich schnell aufgestanden, aber dann bin ich leider gegen diesen blöden Stuhl gestoßen.

Wer stellt diesen Stuhl überhaupt mitten im Raum?

Langsam setze ich mich wieder hin und atme tief durch. Ich schaue auf meine zitternden Hände und versuche, mich ein wenig aufzuwärmen.

Meine Hände zittern immer noch, so wie mein restlicher Körper. Ich bin wahrscheinlich unterzuckert, und die Temperatur in diesem Raum macht es nicht besser. Was ich nicht alles für eine warme Decke und eine heiße Schokolade machen würde. Was ich nicht alles für ein warmes Bett machen würde. Was ich gerade nicht alles für ein ruhiges Leben machen würde.

Aber leider kriegt man nicht alles, was man will. Ob mich jemand schon sucht? Ich meine, ich bin wahrscheinlich schon über 24 Stunden weg, vermute ich zumindest.

Würde dich wirklich jemand suchen und vermissen, der dich hintergangen hat?

Da ist ja wieder die gute Stimme in mir. Ich habe dich ja so vermisst. Man hört die Ironie, nicht wahr?

Es gibt bestimmt ein paar Menschen, die mich suchen. Auch wenn es nur Alisa ist, gibt es immer mindestens eine Person, bewusst oder unbewusst.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ein großer Lärm hinter der Tür zu hören war. Was passiert da draußen?

Plötzlich öffnete sich die große Tür, und Marrino kam rein. „Guten Morgen, Schönheit", grinst er schelmisch und setzt sich auf den Stuhl vor mir.

„Ich habe gute und eine schlechte Neuigkeit für dich."

Er machte eine Pause, während ich wartend zu ihm rüberschaute. Es kann nur schlecht sein.

„Welche willst du zuerst hören?", fragte er mich. Stumm schaute ich ihn an. Ich zuckte mit den Schultern und wandte meinen Blick ab. Er ist mir echt gruselig langsam.

„Nun gut, dann starten wir mit der guten.", fing er an. „Deine Freunde - in Anführungszeichen - suchen dich."

Desinteressiert schaute ich durch die Gegend und versuchte, ihm so wenig wie möglich zuzuhören. Ich wundere mich, dass er mich bis jetzt noch nicht darauf angesprochen hat, wie respektlos ich ihm gegenüber eigentlich bin. Ist das nicht eigentlich immer so bei solchen Entführten?

Anscheinend ja, nur in Büchern und Filmen. Na ja, bescheren tue ich mir auf jeden Fall nicht.

„Ich hatte ihnen ein kleines Bildchen von dir geschickt, als du so ruhig und niedlich geschlafen hattest, und seitdem..." Er schüttelt seinen Kopf belustigt und schaut verträumt in die Luft. „Seitdem suchen sie dich wie verrückt. Armer Mateo! Als er das Bild gesehen hat, ist er ausgerastet. Drohungen über Drohungen."

Erneut schmunzelt er ein wenig. Ich sitze hier und versuche erst einmal zu verarbeiten, was der alte Sack von sich gibt. Ich glaube, er ist ein Psychopath, so wie er sich über Drohungen freut.

ʀᴇᴍᴇᴍʙᴇʀ ᴍᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt