(TW: Narben (SV))
Die Narben verblassen, die Kratzer verschwinden. Bald ist nichts mehr davon zu sehen, was meine Gedanken, meine Gefühle, was ich mir selbst angetan habe. Es fühlt sich an, als würde damit mit der Zeit auch die Bedeutung verloren gehen.
"Ich habe es nicht einmal geschafft, etwas Bleibendes zu schaffen", "Wenn nicht einmal die Verletzungen mehr zu sehen sind, kann der Grund dafür ja auch nicht so schlimm gewesen sein", "Mach es doch dann wenigstens vernünftig", "Kannst du jetzt nicht einmal mehr das vernünftig? Was kannst du denn dann bitte noch?"
Alltägliche Gedanken.Ich will es nicht zu stark machen. Ich will nicht, dass die Verletzungen bleiben. Ich will nicht, dass irgendjemand sie sieht. Aber meine eigenen Gedanken arbeiten gegen mich. Das Verlangen, es doch stärker zu machen, wächst mit jeder verblassten Narbe.
Ich habe meine Narben gehasst. Ich hatte Angst, dass sie entdeckt werden, dass sie mich verraten würden. Aber mit der Zeit sind sie ein Teil von mir geworden, ein Teil, den ich fast schon geliebt habe. Er hat gezeigt, was ich alles durchgestanden habe, was mich gequält hat, was ich trotzdem irgendwie überwinden konnte. Die Narben sind für mich ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche geworden.
Doch mit der Zeit verblassen sie, und mit ihnen auch die Bedeutung. Die Stärke, die sie gezeigt haben, wandelt sich wieder zurück zu Schwäche, weil ich es nicht geschafft habe, etwas Bleibendes zu hinterlassen. Die Schmerzen, die ich durchlebt habe, verlieren an Bedeutung, und zurückbleibt jemand, der scheinbar ohne Grund gebrochen ist. Jemand, der kein Recht dazu hat, verletzt zu sein, nicht glücklich zu sein. Jemand, der es nicht verdient hat, dass andere ihm helfen.
Es ist, als würde man eine Bibliothek voller Bücher verbrennen. Alle Geschichten, alle Charaktere, sie verschwinden auf ewig. Kaum jemand wird sich je an sie erinnern, niemand wird die Geschichten von vorne lesen, niemand wird die Geschichten jemals wieder neu entdecken, die Charaktere und ihre Vergangenheit entdecken. Liebe, Schmerz, Verlust und Trauer werden für immer in der Asche verschwinden.
Manche Menschen, die die Bücher gelesen hatten, die die Geschichten miterlebt und mit den Charakteren gelitten haben, werden sich für immer an sie erinnern. Doch selbst diese Erinnerungen verblassen mit der Zeit. Und irgendwann denkt niemand mehr daran, irgendwann werden all diese Bücher ihre Bedeutung verloren haben, irgendwann werden all diese Geschichten für immer verschwunden sein.Ich kenne die Geschichten, aus denen die Narben entstanden sind. Doch niemand sonst weiß alle, und niemand wird es je hinterfragen. Niemand wird verstehen, was passiert ist, niemand wird verstehen, wie sehr es mich beeinflusst hat, niemand wird sehen, welche Folgen es hinterlassen hat. Sie alle werden die verbrannte Ruine der Bibliothek, das verletzte Mädchen sehen. Doch die Narben, die Geschichten, die Asche der Bücher, sie werden verschwinden und niemand wird es je wiederfinden.
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Gedankenwelt
De TodoDies ist ein Einblick in all die Gedanken, die mich Tag täglich im Leben begleiten, und auch in ein paar Träume. !Achtung! !TW! Beschreibung von Selbstverletzung und Suizidgedanken in manchen Kapiteln! (sind einzeln gekennzeichnet) Teilweise Texte...