Am Boden, zerstört

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"Die stinkt ausm Maul wie 'ne Kuh ausm Arsch."

Es war ein Satz, einer von vielen. Ich hörte auf, so viel zu sprechen, damit niemand meinen Atem roch. Ich versuchte gar nicht erst, meine Zähne mehr zu putzen. Ich wusste, dass ich es so gut tat, wie ich es konnte.

Es fühlte sich an, als würde ich am Boden liegen. Und jeder dieser Sätze war ein weiterer Tritt, ein weiterer Schlag. Es gab eine Zeit, da hatte ich versucht, wieder aufzustehen. Jedes Mal wieder. Doch jedes Mal wurde ich wieder zu Boden gestoßen. Jedes Mal folgte ein neuer Tritt.
Ich habe gekämpft, doch ich konnte mich nie wehren. Der Kampf, den ich führte, war gegen mich selbst, gegen meine schmerzenden Knochen, gegen die Erschöpfung, gegen die Stimmen, die mir immer wieder sagen, dass es sich nicht lohnt, dass ich eh wieder fallen werde.

Sie hatten Recht, und irgendwann musste ich es mir eingestehen. Ich weiß nicht mehr, wann dieser Punkt war. Doch von da an lag ich dort auf diesem harten, kalten Boden und wartete darauf, dass wieder jemand kam, um mich zu verletzen und mich dann einfach liegen zu lassen. Und sie kamen. Doch die Spuren, die sie hinterließen, waren nur noch weitere Verletzungen, die sich zu den anderen reihten.

Ich war nicht ganz alleine. Es gab und gibt Menschen, die mir halfen, die Wunden versorgten, bei mir blieben und mich beschützten. Ich schaffte es, mich hinzusetzen, zu lächeln, die Schmerzen für einen Moment zu vergessen. Doch Aufstehen und Weggehen, an einen sicheren Ort, das habe ich nie geschafft.

Sie konnten nie die ganze Zeit da sein. Sie konnten mich nicht immer beschützen. Ich musste selber lernen, mich zu schützen.

Der Weg ist schwer. Ich habe die alten Wunden geöffnet, weil es sich falsch anfühlte ohne sie. Ich habe die Hilfe weggestoßen, weil ich es nicht ertragen konnte, wenn andere mich so sahen und sich um mich sorgten. Ich habe mich nicht gegen die anderen gewehrt, weil ich glaubte, dass ich dafür zu schwach war, und habe sie einfach weitermachen lassen. Und so lag ich dort, immer wieder, verletzt, am Boden, zerstört.

Doch die anderen haben mich nicht aufgegeben, ganz gleich, wie oft ich mich selbst aufgegeben habe. Und irgendwie habe ich es mit ihrer Hilfe geschafft, meine Hoffnung wiederzufinden. Und ja, das Leben und die Menschen verletzen einen immer wieder. Aber inzwischen versuche ich, wieder aufzustehen. Und klappt es mal nicht, dann weiß ich, dass es Menschen gibt, die mir helfen.

Und da ich weiß, dass mindestens einer dieser Menschen das hier lesen wird:

Danke.

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