Finsternis. Alles verschlingende Finsternis. Kein Licht, das dagegen halten kann.
Stille. Nichts ist zu hören. Es ist keine angenehme Stille. Es ist keine Ruhe vor dem Sturm. Es ist die Stille danach, die Stille des Endes.~~~~
Ein sachter Wind weht. Vögel zwitschern in den rosanen Kronen der Kirschbäume. Es ist ein warmer Frühlingstag. Alles ist friedlich. Vereinzelte Wolken ziehen über den strahlendblauen Himmel. In der Ferne erklingt das fröhliche Lachen kleiner Kinder. Der Duft verschiedenster Blüten liegt in der Luft. Schmetterlinge flattern lautlos umher.
Alles ist so friedlich.Niemand merkt, dass der Wind auffrischt. Die Wolken am Himmel verdichten sich. Doch alle sind zu glücklich, um darauf zu achten. Sie konzentrieren sich lieber auf die Illusion der Freude. Niemand will, dass dieser warme, friedliche Tag zu Ende geht. Die Kinder spielen weiter.
Ein leises Knistern, fernab von all dem Licht, all der Freude. Ein winziger Funken. Ein winziger Funken, und doch hat er die Macht, zu wachsen und alles zu vernichten.
Die Vögel werden als erste leiser. Der Himmel verdunkelt sich langsam immer mehr. Das kleine Dorf am Waldrand ist noch immer voller Leben. Noch immer sieht keiner in den Himmel, niemand nimmt den leichten Geruch nach Rauch wahr, der sich schleichend unter den Blütenduft mischt. Unbeschwert lachen die Kinder und selbst die Erwachsenen sind für diesen Tag sorglos. Er ist viel zu schön, um ihn sich von Negativität zerstören zu lassen.
Aber der Schein trügt. Wie naiv diese Menschen doch sind. Sie müssten wissen, dass eine solche Ruhe nur eine Ruhe vor einem Sturm sein konnte. Und in diesem Falle muss es ein groüßer, gewaltiger Sturm sein.
Der winzige Funken springt auf ein Blatt über. In einem Moment ist es noch leuchtend grün, im nächsten frisst sich das Feuer hindurch und hinterlässt tote, graue Asche, die langsam zu Boden gleitet. Das Feuer bahnt sich weiter seinen Weg, kriecht den Ast entlang weiter in Richtung des Stammes. Der Baum ist jung, sein Stamm ist noch dünn. Es dauert nicht lange, bis das Feuer ihn vollkommen verschlungen hat.
Unterdessen zieht sich der Himmel immer weiter zu. Die Sonne hat es immer schwerer, sich an den Wolken vorbeizukämpfen. Nur noch vereinzelt schaffen es ihre Strahlen, durch die Wolkendecke zu brechen.
Die Menschen haben sich inzwischen zu einem großen Teil in ihre Häuser zurückgezogen. Nur noch einige Kinder sind noch draußen, die ihre Eltern davon überzeugen konnten, das Wetter zu ignorieren. Sie bleiben am längsten von der Kälte unbeeindruckt, die sich langsam ausbreitet und durch die dünnen Kleider kriecht, die die Menschen tragen. Die Äste, auf denen gerade noch die Vögel saßen, sind leer. Von den Bäumen ist nur noch das Rauschen der Blätter zu hören.Auch im brennenden Teil des Waldes frischt der Wind auf. Das Feuer wird dadurch immer weiter angefacht und verbreitet sich noch schneller. Noch ist es weit weg von dem kleinen Dorf, doch der Wind treibt es weiter in diese Richtung. Was als kleiner Funke begann, verschlingt nun nach und nach immer mehr von dem Wald. Und es wird auch vor der kleinen Siedlung nicht Halt machen.
Die Menschen haben keine Ahnung, was auf sie zukommt. Sie sehen, dass sich ein Sturm zusammenbraut. Doch sie wissen nicht, dass dieser Sturm ein gewaltiges Feuer direkt auf sie zu trägt.
Die Vögel fliegen von den Bäumen auf, sobald sie den Rauch wahrnehmen. Sie fliehen, bringen sich in Sicherheit. Doch ihre Nester müssen sie zurücklassen. In manchen davon liegen Eier, die die Eltern nicht mehr retten konnten. Sie sind die ersten Opfer des Feuers.
Die Tiere am Boden kriechen aus ihren Bauen, versuchen, wegzurennen, hoffen, dass sie noch rechtzeitig fliehen. Der gesamte Wald ist in Aufruhe, während sich das Feuer unbarmherzig ausbreitet und alles zerstört, was ihm in den Weg kommt. Es zerstört alles - unwiderbringlich und endgültig.Der Himmel ist schwarz. Kein Sonnenstrahl schafft es mehr bis zur Erde. Niemand ist mehr draußen, die Straßen sind wie leergefegt. Das Kindelachen und der Gesang der Vögel hängen nur noch wie leere Echos in der Luft. Der Wind zerrt an den zartrosanen Blüten der Kirschbäume, bis sie ihren Halt verlieren und verloren und allein umherwirbeln. Die Bäume biegen sich im Sturm. Nichts ist mehr übrig von dem friedlichen, warmen, hellen Tag.
Das Feuer breitet sich rasend schnell aus, angetrieben von dem stärker werdenden Wind. Die mächigen Flammern lodern bis in den Himmel. Der Rauch legt sich bereits über das Dorf. Einige versuchen noch, der Gefahr zu entkommen. Das Dorf, die Häuser, seine Bewohner - sie sind dem Untergang geweiht. Es gibt kein Entrinnen. Das Schicksal wurde entschieden, als der winzige Funke auf das kleine Blatt übersprang.
Die Flammen brechen aus den Bäumen hervor. Der gesamte Wald brennt bereits. Die ersten Funken entzünden die Häuser, die direkt am Waldrand stehen. In kürzester Zeit verschlingt das Feuer die ersten Häuser und mit ihnen alles darin. Das Feuer breitet sich zischend und krachend aus. Die Dächer brechen zusammen, begraben alles unter sich. Der Sturm heult durch die Ruinen und verbrannten Stämme. Und darunter mischt sich das Weinen und Schreien der Kinder, die hoffnungslosen Stimmen der Erwachsenen, das verzweifelte Jaulen der Haustiere.
Es ist ein langer, unmöglich zu gewinnender Kampf ums Überleben. Doch es gibt keine Rettung.
Irgendwann ist es vorbei. Alles ist still. Finsternis legt sich über das tote Dorf. Dies ist das Ende jenes warmen, fröhlichen, friedlichen Frühlingstages.
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Gedankenwelt
SonstigesDies ist ein Einblick in all die Gedanken, die mich Tag täglich im Leben begleiten, und auch in ein paar Träume. !Achtung! !TW! Beschreibung von Selbstverletzung und Suizidgedanken in manchen Kapiteln! (sind einzeln gekennzeichnet) Teilweise Texte...