13 Schritte

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(TW: Sm)

Ein kleiner Schritt. Niemand merkt es. Noch einer. Ich bewege mich kaum. Ihr seht es nicht. Doch für mich sind diese beiden der Beginn vom Ende.

13 Schritte.

Ich wirke normal, lache, umarme dich noch einmal.

12 Schritte.

Ich löse mich von dir, greife stattdessen nach deiner Hand. Ihr redet weiter, ich höre zu, werfe ab und zu einen Kommentar ein.

11 Schritte.

Unsere Finger sind verschränkt. Ich strecke meinen Arm ein wenig aus, sodass du nicht merkst, dass ich weiter weg bin.

10 Schritte.

Noch immer merkt es niemand. Alle bleiben, wo sie sind.

9 Schritte.

Ich löse meine Finger ein wenig, doch du merkst es. Du trittst zu mir hinüber, ziehst mich an dich. Umarmst mich, gibst mir einen Kuss. Doch ich schiebe dich ein klein wenig weg, sodass ich ungemerkt weiter wegkomme.

8 Schritte.

Ich sehe in deinem Blick, dass du merkst, dass etwas nicht stimmt. Aber ich sage, es ist alles in Ordnung. Du musst dir keine Sorge machen.

7 Schritte.

Du glaubst mir nicht. Du bleibst stehen, wo du bist. Aber du wendest dich wieder zu den anderen, aber nicht, ohne immer mal wieder zu mir zu sehen.

6 Schritte.

Zweifel breiten sich für eine Sekunde in mir aus. Ich will zu dir, in deine Arme. Will mich darin verstecken. Aber es ist zu spät dafür.

5 Schritte.

Niemand sonst hat gemerkt, wie ich mich entfernt habe. Für sie geht alles genauso weiter wie zuvor. Egal, was mit mir passiert.

4 Schritte.

Du bist mir nicht hinterher gelaufen. Du vertraust mir. Aber du schaust mich an, mit diesem Blick. Es zerreißt mich.

3 Schritte.

Es ist nicht mehr weit. Bald ist es vorbei.

2 Schritte.

Du wirst es verstehen. Du wirst verstehen, dass es besser ist. Du wirst mich vermissen. Aber irgendwann wirst du es verstehen, du wirst weiterleben. Du wirst glücklich werden, ohne mich. Ich kann nicht zurück.

1 Schritt.

Ein letzter Blick auf euch. Ihr steht noch immer beieinander. Nur du, du stehst immer noch dort, beobachtest mich. Dein trauriger, aber dennoch liebevoller Blick liegt ruhig auf mir.
Es tut mir leid. "Ich liebe dich", flüstere ich ein letztes Mal.

Mir wird schwarz vor Augen. Das Letzte, das ich sehe, seid ihr. Ihr habt bemerkt, dass ich weg war. Du hast verstanden, was ich vorhabe. Ihr rennt auf mich zu, aber es ist zu spät.


~~~

Ich schlage verwirrt meine Augen auf. Ich bin zusammengebrochen, liege am Rand vor dem Abgrund. Ihr seid bei mir, geschockt, verängstigt.

Dieses Mal habe ich überlebt. Doch was passiert das nächste Mal, wenn ich wieder von dem Abgrund angezogen werde? Wenn ich dieser Kraft, die mich dorthin zieht, nicht entkommen kann? Wenn ich nicht zusammenbreche, bevor es alles zu Ende ist?

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