Für meinen ganz persönlichen James Buchanan Barnes.
Sei vorsichtig, bei dem was du dir wünscht
Ich fühle mich schwerelos wie die Luft, die ich vergeblich versuche in meine Lungenflügel zu ziehen, und doch so schwer wie ein Fels im freien Fall, ohne Hoffnung irgendwo Halt zu finden. Kraftlos und doch so stark wie jeder Sturm, der je auf dieser Erde gewütet hat. Zu schwach, eine Feder zu heben, und dennoch stark genug, um Berge durch meinen puren Willen zu versetzen. Ich fühle mich, als würde ich ertrinken, jedoch bin ich die, die das Meer bändigen kann. Wie zu Eis gefroren, zittere ich am ganzen Körper, obwohl ich selbst das hellste Feuer in mir trage, ein lichterlohes Inferno.
Mein ganzes Leben ist ein Konstrukt aus Erzählungen, und davon habe ich fast keine. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer ich bin, woher ich komme und was wirklich passiert ist. Keine Erinnerung an frühere Tage ist wirklich meine eigene. Alles, woran ich mich erinnern kann, sind die letzten zwei Jahre. Es heißt, meine Eltern kamen bei einem Autounfall 2012 ums Leben, welchen ich mit einer starken Kopfverletzung gerade so überlebt habe. Das soll auch der Grund für meinen Gedächtnisverlust sein. Der Rest meiner Familie wollte mich anscheinend nicht aufnehmen und ich wüsste noch nicht einmal, wer sie überhaupt sind. Das Krankenhaus, in welchem ich nach meinem angeblichen Unfall aufwachte, teilte mir mit, dass es ihnen nicht möglich gewesen war weitere Verwandte von mir auszumachen, doch selbst damals erkannte ich eine offensichtliche Lüge, wenn sie genau vor mir war und dennoch fragte ich mich wo ich herkam und wo diese Menschen nun wahren, welche ich eigentlich meine Familie nennen sollte.
Wie sah wohl mein Elternhaus aus? Hatten wir einen Garten? Wie sah mein Zimmer aus? Wo bin ich zur Schule gegangen? Hatte ich in diesem miserablen Leben einmal Menschen um mich, welche ich als Freunde bezeichnen konnte? Ich weiß es alles nicht.Einer Sache bin ich mir jedoch bewusst. Ich bin anders. Sollte ich diesen Fakt auch nur für eine Sekunde mal vergessen, so tut diese Welt alles, um mich wieder daran zu erinnern.
Ich war die letzten zwei Jahre immer allein. Habe oft nicht mal unter einem Dach geschlafen. Nie habe ich richtig dazugehört. Egal wo ich hinging, ich hatte das Gefühl, jeder könnte direkt in mein Inneres blicken, würde meine Seele ausweiden und mich als die Gefahr ansehen, die ich nun mal bin.Seit ich mich erinnern kann, hatte ich weder Freunde, noch richtige Feinde. Es gab zwei Arten von zwischenmenschlichen Beziehungen: Die, die mich keines Blickes würdigten und meine Existenz schlichtweg ignorierten, und die, die ihre Abscheu, Angst oder wissenschaftliche Neugierde gar nicht erst versuchten zu verstecken und mich mit ihren Blicken peinigten. Egal, wie sehr ich mich äußerlich versuchte zu verändern, an dem, was ich bin, kann ich schlichtweg nichts machen, ganz gleich, wie sehr ich es auch wollen würde.
Niemand konnte oder wollte mir je eine Erklärung geben, woher ich diese Kräfte habe, und ich wage es ja selbst nicht mal zu verstehen.Jeden Tag daran erinnert zu werden, anders zu sein, trieb mich jedoch irgendwann fast in den Wahnsinn, und die Einsamkeit zollte zusätzlich ihren Preis. Die meiste Zeit verbrachte ich in der Natur, schlief unter dem offenen Sternenhimmel und zog umher. Nie blieb ich lange an einem Ort. Ich wurde von jedem abgelehnt und von meinem eigenen Fleisch und Blut verstoßen. Ich begann mit dem Wind zu sprechen, welcher mir pfeifend antwortete. Ich lenkte ihn durch die Blätter der Bäume, und er strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich lernte die Erde sich zu formen und ließ kleine Hügel emporsteigen. Fragte mich immer wieder aufs Neue, zu was ich wohl fähig sein könnte, wenn ich aufhören würde, mich zurückzuhalten. Was könnte ich alles erschaffen? Was könnte ich alles zerstören?
Ich verbrachte viel Zeit an Seen, ging oft schwimmen, spürte das Wasser auf meiner Haut und ließ Wellen in dem ruhigen Gewässer aufsteigen. Manchmal fragte ich mich, ob ich mich selbst an der Flamme verbrennen könnte, welche ich auf meiner Hand erschuf, ob die dolchartigen Spitzen, welche ich aus dem Wasser formte und zu Eis erstarren ließ, sich irgendwann gegen mich wenden würden und mir das Herz durchbohren, ob wohl irgendwann ein Blitz, welchen ich selbst vom Himmel holte, genau mich treffen würde, ob ich wohl die Kontrolle verlieren würde?
Würde ich irgendwann zu dem Todesurteil werden, dass alle in mir sahen? Würde es jemals jemanden geben, der mich nicht ansah, als wäre das Blut in meinen Adern nicht genauso warm wie das aller anderen?Nachts kann ich oft nicht schlafen, Träume suchen mich heim. Keine schlechten, meistens zumindest und dennoch schrecke ich immer wieder schweißgebadet aus dem Schlaf hoch.
Ein junger Mann, kurze braune Haare, himmelblaue Augen und ein Lächeln, das meinen ganzen Körper kribbeln lässt. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Wir sind Freunde, Liebende, Vermählte. Eine Zeit, in der ich nicht gelebt habe. Der Zweite Weltkrieg. Orte, an denen ich nie war, und doch sind die Bilder gestochen scharf. Woher kommen diese Träume? Wer ist er?
Die Zeit flog dahin, ich verbrachte von Tag zu Tag mehr Zeit mit der Frage, wieso ich überhaupt noch kämpfe. Für wen ich noch kämpfe. Es wird sich nie etwas an meinem Wesen ändern, also warum stehe ich jeden Morgen aufs Neue auf? Was hält mich noch aufrecht, obwohl die ganze Welt auf mir lastet? Auch hierfür habe ich keine Antwort. Das bringt mich der Vermutung nur näher, nun endgültig den Verstand verloren zu haben.Die Möglichkeit, dass sich mein komplettes Leben verändern könnte, und ich nicht mehr nur der Schatten sein würde, zu dem ich in den letzten 2 Jahren geworden war, schien für mich wie ein schlechter Scherz. Ich hätte wohl jeden, der dies zu mir sagen würde, für noch übergeschnappter gehalten, als ich es selbst bin. Dann kam Natasha Romanoff und veränderte alles für mich. Als ich dachte, mein Leben wäre nun im Griff, sah ich ihn, den Mann aus meinen Träumen, aber er ist nun anders und mein ganzes Leben wurde wieder aus dem Angeln gerissen.
--------
Und damit willkommen zu dieser Geschichte, die wohl die größte Schnapsidee ist, die ich seit langem hatte (meine Freunde machen sich schon Sorgen um mich), aber egal—I'm delulu, und das ist vollkommen okay :)
Dieses erste Kapitel hatte meiner Meinung nach einen leicht poetischen Hauch und schien mir passend als erster Einblick in Eloras Gefühlswelt. Der Schreibstil wird nun aber lockerer.
Ich hoffe, ich habe euch ein wenig gecatched und ihr seid gespannt darauf, wie diese Geschichte Fahrt aufnimmt. <3 Bis zum nächsten Mal!
DU LIEST GERADE
Who the hell am I (german version)
FanficUPDATES GIBT ES JEDEN TAG UM 17 UHR! Sie erinnert sich an nichts. Woher kommt sie? Was ist passiert? Wie kam sie hier her? Wo ist ihre Familie? Kurz gesagt: sie weiß es nicht. Seit zwei Jahren streift Elora umher, ohne je lange an einem Ort zu bleib...