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Brief von James Buchanan Barnes an Elora Sue Barnes vom 29. November 1943. Gefunden am 13. März 1946, in Schloss Krausberg, dem Stützpunkt, in welchem Hydra die 107. Infanterie Division 1943 gefangen hielt. Weder Mr. Barnes, noch Ms. Barnes waren noch am Leben, als dieser Brief gefunden wurde, weshalb er als Dokument über zweiten Weltkrieg verwahrt wurde.

Liebe Elora,

ich hoffe, dir geht es geht und das dieser Brief dich bald erreichen wird. Hier an der Front ist es manchmal schwer, den Überblick über die Zeit zu behalten, die Tage fließen ineinander, und die Lage ist noch schlimmer, als ich es je hätte vermuten können. Ich weiß nicht, wie lange ich schon nicht mehr richtig geschlafen habe, und der Lärm der Granaten und das Pfeifen der Kugeln sind inzwischen fast zur Normalität geworden. Doch trotz allem gibt es Momente, in denen meine Gedanken zu Dir zurückkehren, zu den ruhigeren Zeiten, zu Deinem Lachen. Es ist seltsam, wie die Erinnerung an jemanden einem Wärme spenden kann, auch wenn man tausende Meilen entfernt ist. Die Lage hier wird von Tag zu Tag schlimmer. Die Kämpfe sind gnadenlos, und Hydra ist uns waffentechnisch und zahlenmäßig klar überlegen. Manchmal frage ich mich, wie lange wir das noch durchhalten können. Doch dann denke ich an all das, wofür wir kämpfen – an Dich, an unsere Heimat, an unsere Familien, an das Leben, das wir nach diesem Wahnsinn endlich richtig aufbauen können. Das gibt mir Kraft, weiterzumachen. Die Nächte sind besonders schwer. Es ist nicht nur die Kälte, sondern auch die Einsamkeit. Manchmal frage ich mich, was du gerade tust, ob Du in diesem Moment vielleicht an mich denkst. Ich vermisse die Abende, die wir miteinander verbracht haben, Dein Lächeln, Deine Stimme. Es sind diese einfachen, alltäglichen Dinge, die mir am meisten fehlen. Ich hätte nie gedacht, dass der Gedanke an eine warme Küche oder einen Spaziergang mit dir durch die Stadt so mächtig sein könnte. Hier draußen, mitten im Chaos, halte ich mich an diesen Erinnerungen fest. Sie sind mein Anker, Elora. Ich kann es kaum erwarten, Dich wiederzusehen, deine Hand in meiner zu halten, ohne den Lärm des Krieges im Hintergrund. Es gibt so viel, was ich Dir sagen will, so viel, das unausgesprochen geblieben ist, weil ich nie geglaubt hätte, dass es eine Zeit geben würde, in der ich so lange so weit von dir entfernt bin. Ich bereue, dass ich nicht öfter gesagt habe, was du mir bedeutest, aber vielleicht spürst du es ja auch so. Ich weiß nicht, wie lange dieser Krieg noch dauern wird, weiß nicht, wann ich wieder nach hause zurück kehren werde, aber ich verspreche dir, dass ich zu dir zurückkomme. Und wenn dieser Albtraum vorbei ist, werde ich dich nicht mehr loslassen. Bis dahin hoffe ich, dass dieser Brief Dir ein Stück von mir bringt, dass ich dir im Moment nicht geben kann und dir zeigt, dass ich immer bei Dir bin, selbst wenn wir getrennt sind. Pass gut auf Dich auf, Elora und gib acht auf Steve, drücke meiner Schwester von mir einen Kuss auf die Wange und besuche meine Mutter zum Kaffee. Ich träume von dem Tag, an dem wir wieder zusammen sind.

In Sehnsucht und Liebe, Dein Bucky




Die Nachricht traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Große Teile der 107. Infanteriedivision sind von ihrem Einsatz in England nicht zurückgekehrt. Unter ihnen auch Bucky. Ich konnte die Worte des Generals kaum hören, als er verkündete, dass viele Männer entweder getötet oder gefangen genommen wurden. Alles in mir schrie danach, es nicht zu glauben, es nicht wahrhaben zu wollen. Die Welt um mich herum verschwamm, und ich spürte Tränen in meinen Augen aufsteigen, bevor ich sie unterdrücken konnte. Er soll tot sein? Nein. Nein, das konnte nicht wahr sein. Ich will weinen, will schreien, will alles und jeden zur Verantwortung ziehen, der damit etwas zu tun haben könnte. Wie konnten sie es zulassen, dass er... dass er gefangen genommen wurde? Wie konnte das passieren? Ein Teil von mir klammerte sich verzweifelt an die Hoffnung, dass er noch am Leben sei. Irgendwo in meinem tiefsten Inneren spürte ich es – er lebte. Er musste leben. Er durfte einfach nicht tot sein. Ich habe seit Wochen nichts von ihm gehört, es kann nicht sein, dass unsere Gemeinsame Geschichte so endet. Doch der General sprach mit einer finalen Gewissheit, die mir das Herz zerriss: Bucky stand auf der Liste der Gefallenen. Diese Worte dröhnten in meinen Ohren und ich fühlte, wie der Boden unter meinen Füßen weg zu brechen drohte. Verzweifelt suche ich nach einem Anker in dieser Flut aus Trauer und Ohnmacht. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als würde ich so verhindern können, dass die Realität mich überwältigte. Es war keine Rettungsmission geplant. Zu gefährlich, zu riskant, hieß es. Das Militär konnte sich in der jetzigen Situation keine weiteren Verluste leisten. Doch das war mir egal. Was war die Welt wert ohne ihn? Wie konnte ich hier sitzen und warten, während er... während er vielleicht irgendwo festgehalten wurde? Vielleicht noch am Leben war?

Who the hell am I (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt