burn it to the ground

2 0 0
                                    

6 Monate später

Eiskalte Luft weht mir ins Gesicht und es fühlt sich an, wie von kleinen Nadeln gestochen zu werden, immer und immer wieder, tausende auf einmal. Der Wald um uns herum ist endlos, ein Meer aus bleichen Bäumen, welches vom Licht des Vollmondes in ein schauriges Licht getaucht werden. Der Schnee liegt wie ein stilles Leichentuch über dem Boden und den Zweigen der Bäume, kalt und farblos. Alles wirkt wie erstarrt, eingefroren, leblos. Es wirkt, als hätte man diesem Gebiet jegliches Leben ausgesogen und eine eisig graue Hülle zurück gelassen.

Nat sitzt konzentriert am Steuer des SUVs, während wir querfeldein durch den verschneiten Wald jagen. Clint und ich stehen hinten auf der Ladefläche – er hat seinen Bogen im Anschlag, ich halte meine M4 fest in den Händen. Unsere Blicke gleiten aufmerksam über jeden Zentimeter der Umgebung. Der Wald wirkt still und leblos, aber ich weiß, dass uns nur noch wenige Meter von feindlichem, von Hydra besetztem Gebiet trennen. Unter meiner Haut zucken meine Kräfte, unruhig, als würden sie die bevorstehende Konfrontation schon spüren. Es gibt keinen schlechten Tag, um Hydra anzugreifen, aber heute geht es um mehr als nur einen weiteren Stützpunkt. Wir müssen Lokis Zepter zurückholen – die Waffe eines Gottes, die in den falschen Händen nichts als Unheil bringen kann. In den Händen von Hydra ist sie eine Bedrohung, die wir uns nicht leisten können. Es ist zurzeit im Besitz von Baron Wolfgang von Strucker, einem hochrangigen Hydra Mitglied, welcher dafür bekannt ist, abartige Experimente an Menschen durchzuführen. Ich werde heute sicherstellen, dass er niemals mehr jemandem etwas zuleide tun wird.

»Bereit?« Steves Stimme dringt ruhig in mein Ohr. Er ist etwas weiter rechts auf seinem Motorrad unterwegs, die Räder graben sich durch den Schnee. Dass er diese Frage überhaupt stellt. »Wann sind wir das nicht?«, erwidere ich trocken. Ein kurzes Schnauben ist seine einzige Antwort.Kaum einen Augenblick später zischen die ersten Kugeln durch die Luft, und der bis eben so totenstille Wald explodiert in einer Symphonie aus Feuer und Metall. Über uns tauchen ferngesteuerte Drohnen auf, ausgerüstet mit Kanonen und Lenkraketen – typisch Hydra, immer bereit, andere für sich kämpfen zu lassen. Ich spüre, wie meine Kräfte unter meiner haut kribbeln, Blitze tanzen an meinen Fingerspitzen und zucken über den Himmel. Mit einem gezielten Stoß schieße ich einige der Drohnen aus der Luft, die in Funkenregen zu Boden stürzen. Neben mir schießt Clint einige von ihnen mit Pfeile ab, welche explodieren, sobald die auf ein Ziel treffen. Ich bin immer wieder fasziniert, mit welcher Präzision er das macht, jeder Schuss trifft genau ins Ziel, bevor die Drohnen überhaupt eine Chance haben auszuweichen. Entweder ist unser Robin Hood einfach zu gut oder Hydras Mitarbeiter können keine Drohnen fliegen. Im Augenwinkel sehe ich, wie eine Drohne sich von der Seite auf Clint zubewegt. Er bemerkt sie nicht. „Clint, runter!" rufe ich, und sofort lässt er sich fallen, gibt mir freies Schussfeld. Ein Druck auf den Abzug meiner M4, und die Drohne explodiert in einem regen aus Funken und Metall. »Lästiges Ungeziefer,« höre ich Clint schnauben, während er wieder auf die Beine kommt. Ich lache leise, aber nur für einen Moment. Ernsthaft, Elora. Fokussier dich.

Links von uns bricht ein weiteres Fahrzeug aus den dichten Wäldern hervor, ein Maschinengewehr auf dem Dach bereit zum Feuern. Ich hebe bereits meine Waffe, doch bevor ich abdrücken kann, sehe ich nur noch, wie Thor sich in die Luft schwingt und auf das Fahrzeug springt. Das Auto gibt unter seinem Gewicht nach, als wäre es aus Pappe, und zerquetscht sich unter ihm. Nicht weit von uns ragt ein Hydra-Aussichtsturm in den Himmel, auf dessen Plattform bewaffnete Soldaten lauern. Ohne zu zögern streckt Thor seinen Hammer gen Himmel, wartet, bis der Blitz herab zuckt und ihn trifft. Mit einem einzigen Schlag entfesselt er seine Macht – der Turm zerbirst und stürzt in sich zusammen, als hätte er nie existiert. Ich staune jedes Mal aufs Neue. Ich dachte immer, meine Blitze wären beeindruckend, aber Thors Kräfte übertreffen sie bei Weitem. Er hat mir viel beigebracht über Kontrolle und die wahre Macht der Blitze. Stundenlang haben wir gemeinsam unter freiem Himmel trainiert, Blitze herbeigerufen, einen nach dem anderen, bis die Stadt vor starken Gewittern warnen musste.

Who the hell am I (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt