The Night We Met

1 0 0
                                    

Lächelnd stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mein neues Kleid. Es ist burgunderfarben, hat kurze Ärmel, um meine Taille ist ein Korsett eingenäht und das Material schmiegt sich sanft an meinen Oberkörper. Ab der Hüfte fällt es in einen knielangen, schwingenden Rock, der sich bei jeder Drehung aufbauscht und um meine Beine flattert. Das Kleid war ein Geschenk meiner Mutter, denn sie hat es selbst genäht. Ich muss sie unbedingt darum bitten mir das Nähen beizubringen. Mein Lächeln wird immer breiter, umso länger ich mich betrachte.

Meine dichten roten Locken fallen in weichen Wellen über meine Schultern, und als ich eine Haarspange von der Kommode nehme, stecke ich die vorderen Strähnen locker nach hinten, um mein Gesicht freizulegen. Steves Mutter, Sarah, hatte mich heute zum Abendessen eingeladen, nachdem ich ihr zufällig beim Einkaufen begegnet war. Ich freue mich wahnsinnig darauf – so viele schöne Erinnerungen verbinde ich mit der Rogers-Familie. Seit ich denken kann, sind Steve und ich unzertrennlich. Unsere Mütter sind wie Schwestern, und so wurden auch wir wie Geschwister großgezogen. Ich habe unzählige Stunden bei ihm und seiner Familie verbracht und sie behandelten mich wie ihr eigenes Kind. Unsere Eltern haben insgeheim wohl immer gehofft, dass Steve und ich eines Tages  ein Liebespaar werden würden, aber allein der Gedanke daran klingt absolut absurd. Das würde sich fast schon wie Inzest anfühlen, ich meine, er ist wie ein Bruder für mich, außerdem würde ich unsere jahrelange Freundschaft dafür nicht aufs Spiel setzen. Bei der Vorstellung muss ich den Kopf schütteln – das wird definitiv nicht passieren. Doch es tut gut zu wissen, dass ich immer ein Zuhause bei den Rogers habe. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es Zeit wird, aufzubrechen. Schnell trage ich noch einen Hauch Lippenstift auf, bevor ich zu meiner Zimmertüre gehe und die Treppe hinunter steige. 

Im ganzen Haus riecht es nach frisch gebackenen Keksen. Meine Mutter kommt mir entgegen, ihr Lächeln ist strahlend und warm, so wie immer. »Du siehst umwerfend aus, Schatz«, sagt sie und  nimmt mein Gesicht in beide Hände. Ich erwidere ihr Lächeln. »Danke, Mom, ich liebe das Kleid, es ist so wunderschön«, antworte ich, beuge mich vor und gebe ihr einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich verabschiede und zur Türe gehe. »Und mir wird nicht auf wiedersehen gesagt?«, höre ich meinen Vater fragen, welcher gerade mit einem Tablett voll mit Keksen aus der Küche kommt. Ich gebe ihm ebenfalls einen Kuss auf die Wange und schnappe mir im Vorbeigehen einen noch warmen Keks vom Tablett. Proviant für unterwegs würde ich sagen und es ist nicht verboten den Nachtisch vor dem eigentlichen Essen zu essen. Schnell greife ich noch nach meinem Mantel, meinem Schal und meiner Mütze, bevor ich durch die Haustür verschwinde.

Die kalte Winterluft schlägt mir entgegen und ich vergrabe mein Gesicht tiefer in meinem Schal, um mich vor der eisigen Kälte zu schützen. Die Straßenlaternen werfen lange Schatten, und die Stille der Nacht umgibt mich, während auf den Straßen so gut wie niemand unterwegs ist. Doch bevor ich es richtig realisiere, stehe ich bereits vor der vertrauten Haustür der Rogers und klingele. Sarah öffnet die Tür mit einem herzlichen Lächeln. »Hallo, Elora, komm rein! Du siehst bezaubernd aus.« Mir schlägt sofort die Luft nach warmem Essen ins Gesicht und eine wundervolle Melodie drängt an mein Ohr. »Vielen Dank«, bedanke ich mich mit einem breiten Lächeln und betrete das Haus. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe, führt Sarah mich ins Wohnzimmer, obwohl ich den Weg dahin schon in und auswendig kenne. »Danke für die Einladung«, sage ich ihr noch, bevor sie sich wieder auf den Weg in die Küche macht. 

Als ich ins Esszimmer gehe, sehe ich Steve, der bereits aufgestanden ist und auf mich zukommt.  Doch mein Blick bleibt an einem anderen Mann hängen, der ebenfalls am Tisch sitzt. Er erhebt sich langsam und strahlt eine ruhige, selbstbewusste Präsenz aus. Er ist größer als Steve, breitschultrig, mit kurzen braunen Haaren und einem Lächeln, das so charmant ist, dass es mir kurz die Sprache verschlägt. Ich kann nicht anders, als zu denken, wie hinreißend dieser Mann ist. Steve erreicht mich als Erster und umarmt mich. »Hey, Elora«, begrüßt er mich fröhlich und ich erwidere sein Lächeln. »Hey Steve«, antworte ich und werfe erneut einen Blick zu dem Fremden, der sich nun ebenfalls nähert. Irgendetwas in mir ahnt schon, wer er ist.»Elora, das ist Bucky«, stellt Steve ihn vor, und da klickt es in meinem Kopf. James Buchanan Barnes – Bucky. 

Who the hell am I (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt