How to change a life

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Schlafgetrunken wälze ich mich in meinem Bett und versuche blind nach meinem Handy zu greifen, um diesen schrecklichen Wecker auszuschalten, der mir in die Ohren dröhnt und droht, mein Trommelfell zu zerbersten. Als ich es nach mehreren Versuchen nicht zu fassen bekomme, öffne ich die Augen, schalte ihn ab und sehe auf die Uhr: „5:50", steht auf dem Bildschirm.

»Oh Mann«, flüstere ich zu mir selbst und drehe mich auf den Rücken. Mit beiden Händen reibe ich mir über das Gesicht und strecke mich anschließend. Ich sehe zu den Fenstern heraus. Der Himmel ist ein Farbenspiel aus Blau, Lila, Rosa und Gelb, und am Horizont geht langsam die Sonne auf. Gestern nach dem Training war ich wohl so fertig, dass ich vergessen habe, die Jalousien runterzufahren und auch mein Fenster zu schließen. Ich richte mich langsam auf und blicke weiterhin aus dem Fenster, um den kurzen Moment der vollkommenen Stille zu genießen. In der Ferne entdecke ich den Rock Creek Park, in dem ich vor einem Jahr noch meine letzte Bleibe unter freiem Himmel hatte. Ich schüttele leicht den Kopf beim Gedanken, wie lange es schon her ist.

Ich atme ein paar Mal tief durch und entspanne mich noch für einen Moment. Auch etwas, dass mit meinem Beitritt zu S.H.I.E.L.D. einherging: selbst als Geheimagentin, finde ich mehr entspannende Momente als in der Zeit, in der ich umhergezogen bin. Schon fast drohe ich wieder einzudösen, als es an meiner Tür klopft. Ein entnervtes Stöhnen entfährt mir, ich will noch nicht aufstehen, jedoch wird Nat mir wohl keine Wahl lassen.

»Schläfst du denn etwa immer noch, Elora?«, höre ich sie von draußen rufen. Ich würde es nur zu gerne, glaub mir. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, und ich muss an den Tag vor einem Jahr denken, an dem sich alles verändert hat. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mal eine Freundin wie Natasha haben würde, jedoch lässt sich das Leben wohl nie vorhersagen. Innerhalb kürzester Zeit kann sich alles ändern.

Rückblick

Ich saß am Rock Creek. Es war noch früh am Morgen, und die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach der Bäume. Ein kühler Sommermorgen, die Vögel zwitscherten, und so gut wie keine Menschen waren um diese Uhrzeit unterwegs, bis auf Natasha. Sie ging an diesem Morgen laufen, nahm den Western Ridge Trail, und sah mich, als ich das Wasser ein wenig aufsteigen ließ.

Als ich merke, dass ich beobachtet werde, machte ich mich schon auf den entsetzten Gesichtsausdruck gefasst. Auf die Angst, welche allen ins Gesicht geschrieben steht, wenn sie auch nur einen Funken von dem sehen, wozu ich fähig bin. Doch das ist nicht der Fall gewesen. Als ich mich zu ihr umdrehte, sah sie mich einfach nur lächelnd an. Sie hatte schulterlange, glatte, rote Haare, ein wenig dunkler als meine und trug ein schwarzes Sportset aus Leggings und Top . Ich verstand es nicht. Wieso wich ihr nicht alles Blut aus dem Gesicht? Wieso war sie nicht zurückgewichen, als ich ihr direkt in die Augen sah? Wieso lächelte sie mich an?Nach ein paar Minuten unterbrach sie das Schweigen, welches langsam drohte, mich zu erdrücken.

»Das sah wirklich beeindruckend aus.« Das waren ihre ersten Worte. Der Schock über diese Aussage musste mir wohl im Gesicht gestanden haben. Ich weiß nicht mehr ganz, ob ich überhaupt etwas gesagt habe, ob mein Mund nur offen stand oder ob ich sie einfach nur angesehen habe, wie ein ausgesetzter Welpe, welcher sich nach nichts mehr sehnt, als einen Funken Aufmerksamkeit zu bekommen.

»Du bist Elora Sue , nicht wahr?«, fragte sie mich. Woher kennt sie meinen Namen? Ich presste mir die Fingernägel in die Handflächen, bis sie Spuren hinterließen. Eine sehr schlechte Angewohnheit, jedoch machte ich das immer, wenn ich nervös wurde. Was will sie von mir? Sie wollte die Frage wohl gerade noch einmal stellen, als ich ein kurzes »Ja« von mir gab, zu mehr war ich nicht im Stande. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal mit jemandem geredet habe. Die letzte richtige Unterhaltung habe ich wohl mit dem Arzt des Krankenhauses geführt, in dem ich vor zwei Jahren aufgewacht und dann geflohen bin.

Who the hell am I (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt