The calm before the storm

1 0 0
                                    

Den Großteil der Nacht haben wir dann damit verbracht, die Katakomben des Hauptquartiers zu studieren, uns den Weg zum Hangar einzuprägen und weitere Strategien zu entwickeln. Das einzige, was wir nicht haben, ist ein Fluchtplan, denn sollten wir den benötigen, ist ohnehin schon alles verloren. An ein paar Stunden Schlaf war auch nicht zu denken, denn die Aufregung vor dem Ungewissen und die Angst nun auch noch von weiteren Träumen heimgesucht zu werden, war einfach zu groß. Die wichtigste Waffe, welche ich in diesem Krieg brauchen werde, ist wohl eine  große Tasse Kaffee. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich nichts anderes getan habe, als die Decke anzustarren und zu versuchen diese Stimmen in meinem Kopf zum schweigen zu bringen, erhebe ich mich langsam vom Bett und greife nach dem kleinen Bündel Klamotten, welches Maria mir bei unserer Rückkehr vom Museum gegeben hat. Ich falte es auf und nun erkenne ich erst, was das wirklich ist. Sie hat unsere Kampfrüstungen aus dem Hauptquartier mitgehen lassen. Es ist ein Schwarzer Anzug, welcher den ganzen Körper bedeckt und mit roten Akzenten verziert ist. Aus taktischen Material, wirkt er auf den ersten Blick schlicht, ist aber mit moderner Technologie ausgestattet und bietet die perfekte Kombination aus Schutz und Beweglichkeit. In den Armbändern, welche rechts und links am Handgelenk angebracht werden, sind die elektischen »Widow Bites«, wie Nat sie gerne nennt, integriert. Kleine Schocks, um Gegner für einen Moment außer Gefecht zu setzen. An den Oberschenkeln befinden sich je ein Holster, welches für die Schusswaffen gedacht ist und drei Scheiden für Messer auf jeder Seite. Auch am Gürtel lassen sich nochmal zwei Messer befestigen. Kurz gesagt: Dieser Anzug macht den Träger zu einer Waffe und das muss ich heute auch sein. 

So leise es geht schleiche ich mich in die Badekammer, welche direkt neben an ist. Ich bezweifle zwar, dass die anderen wirklich schlafen, doch es ist so unfassbar still in unserem Stützpunkt, dass ich das Gefühl habe, jeder Schritt würde lautstark in den Gängen widerhallen. Ich schließe die Türe hinter mir und blick in den wirklich sehr kleinen Raum. Wie in allen anderen Räumen, bestehen auch die Wände dieser Badekammer aus kühlem Beton, sie ist spartanisch eingerichtet mit einer Toilette, einem schlichten Waschbecken, welches direkt vor der Toilette ist und einer funktionalen Dusche, welche mich irgendwie an die auf Campingplätzen erinnert. Ich streiche mir meine alten Klamotten vom Leib und sehe mich in dem kleinen Spiegel an, welcher über dem Waschbecken hängt und gerade so den Blick von meinem Gesicht bis zu meinen Schultern zeigt. Als ich die Schusswunde betrachte, beginne ich vorsichtig meine Schulter zu kreisen, um zu testen wie sehr mich das einschränken wird. Die Nähte dehnen sich ein wenig und ich spüre ein leichtes ziehen, doch mehr ist es nicht. Was auch immer dieser Arzt gemacht hat, ich danke ihm dafür, denn meine Arme werde ich heute brauchen. Ich schiebe den Vorhang der Dusche zur Seite und stelle das Wasser an. Es ist eiskalt, doch in diesem Moment bin ich dankbar diese Kälte auf meiner Haut zu spüren und sie an meinem Körper hinabfließen zu lassen.

Als ich fertig bin, streife ich mir den Anzug über den Körper, welcher sich wie eine zweite Haut an mich schmiegt und verstaue zwei Pistolen, Acht Messer, sowie zwei extra Magazine. Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich mich nicht einfach auf meine Kräfte verlassen kann und immer zusätzlich die meisten Waffen mit mir rum schleppen muss. Doch im Nahkampf weiß ich zumindest, dass ich die Kontrolle über mich habe. Ich habe alles was ich kann von S.H.I.E.L.D gelernt und nun bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich meine Fähigkeiten wirklich unter Kontrolle hatte oder ob sie sie unter Kontrolle hatte, mich sie nur so weit haben kennenlernen lassen, das ich ihnen nicht gefährlich werde. Wenn wir das hier heute überleben, gibt es wohl immer mehr, was ich in Erfahrung bringen muss.

Ich verlasse die Badekammer, ziehe mir im laufen die Stiefel zu meinem Anzug an und begebe mich zu der Brücke, an der wir vor wenigen Stunden standen und dem Sonnenuntergang nachgesehen haben. Als ich die Türe öffne, schlägt mir die Morgenluft entgegen, Vögel zwitschern in dem Wald um uns herum und alles wäre so unglaublich friedlich, würde ich nicht in kilometerweiter Entfernung das Hauptquartier von SHIELD sehen, welches hoch über die Gebäude von Washington D.C. hinausragt. Die anderen stehen bereits auf der Brücke und verabschieden sich gerade von Nat. Das ist unter anderem ein Teil des Plans, den ich überhaupt nicht leiden kann. Mithilfe einer holografischen Maske, soll sie sich als ein Mitglied des Weltsicherheitsrats ausgeben, welche sich heute zu einem persönlichen Zusammenkommen mit Pierce treffen. Ihre Aufgabe wird es sein sich ins System einzuloggen und die geheimen Akten von Hydra zu veröffentlichen, welcher der Welt zeigen sollen, wie blind wir alle waren. Außerdem ist es wichtig in Erfahrung zu bringen, wer vom Sicherheitsrat von der ganzen Sache weiß.

Ich gehe über die Brücke auf sie zu und als Nat mich sieht, läuft sie mir schnell entgegen und fällt mir in die Arme. Es wäre möglich, dass das unsere letzte Umarmung ist und ich will sie am liebsten nie wieder loslassen. Sie hat mein ganzes Leben verändert, hat mir geholfen, hat mir einen Platz in dieser Welt gegeben und auch wenn sich alles woran wir geglaubt haben als Irrtum herausstellte, so will ich keine Sekunde mehr daran denken, wo ich nun wäre, wenn sie mich damals nicht gefunden hätte. »Sei vorsichtig, Okay? Ich würde es nämlich nicht akzeptieren, meine Schwester zu verlieren«, flüstere ich ihr ins Ohr und meine Stimme bricht kurz. Sie drückt mich noch fester an sich. »Das gleich gilt für dich. Mach nichts unüberlegtes. Ich hab dich ganz doll lieb«, flüstert sie mir ebenfalls in Ohr und als wir uns wieder von einander lösen, legt sie ihre Stirn an meine. »Ich hab dich auch ganz doll lieb«, sage ich ihr und wir nicken beide. Wir lösen uns langsam voneinander und sehen uns nochmal an. »Wir schaffen das und wenn das alles vorbei ist, haben wir einiges zu bereden«, sagt sie und weiß genau, dass ich weiß, wovon sie redet. Die komplette Wahrheit. Ich nicke ihr noch einmal zu und sie macht sich auf den Weg zum Wagen, welcher sie zum Hauptquartier bringen wird.

Wir sehen ihr noch hinterher, bis das Auto zwischen den Bäumen verschwindet und ich fühle ein schweres Gewicht, welches sich an mein Herz klammert. Steve und Sam umarmen mich auch schnell. Steve trägt seine Uniform, welcher wir ausgeliehen haben und sie passt ihm immer noch wie angegoßen. Sie ist in den Farben Rot, Weiß und Blau gehalten, passend zu den amerikanischen Nationalfarben. Die Brust wird von einem weißen Stern dominiert, der als Symbol für Captain America dient. Die Uniform ist funktional gestaltet, mit einem Utility-Gürtel und braunen Lederstiefeln sowie Handschuhen. Dazu trägt er seinen unverwechselbaren, runden Vibranium-Schild, der farblich zur Uniform passt. Sam trägt seinen Fluganzug, welcher in Farben von Schwarz über grau bis rot gehalten ist. Am Rücken sind die mechanischen Flügel angebracht, welche sich ein und ausfahren lassen. Ich habe es Nat gestern noch als Vögelkostüm bezeichnen hören und Sam fand das überhaupt nicht lustig, ich schon.

»Bereit?«, fragt Steve mich mit Entschlossenheit in der Stimme. Kurz überlege ich, wie ich da am besten drauf antworte. Ich meine, wie bereit kann man denn für einen Krieg sein? »So bereit wie ich denke nach den paar Tagen Vorbereitung sein kann«, lautet meine Antwort, manchmal ist die Wahrheit schwer zu verdauen, doch diese Welt interessiert es auch nicht, ob ich breit für das bin, was uns bevorsteht. Es spielt keine Rolle wann ich es bin und wann nicht, denn das was kommt wird sich nicht von alleine stoppen und ich muss mit dem Kämpfen, was ich habe. Wir verabschieden uns von Fury, denn auch der wird später zu Nat dazu stoßen und so gehen Steve, Sam, Maria und ich nun quer durch den Wald. Auf den offiziellen Wegen zu bleiben wäre zu riskant, da wir immer noch als gesucht gelten und ein Auto zu benutzen wäre auch zu auffällig, zumal wir nicht einfach über den Haupteingang ins Gebäude spazieren können.

Nach einer Weile kommen wir auf einer kleinen Lichtung an und blicken auf die Stadt nieder. Jeder geht dort gerade seinem gewohnten Alltag nach und zu jeder Zeit könnte hier nun das absolute Chaos ausbrechen. Mir wird ein wenig flau im Magen und tausende Fragen toben durch meinen Kopf. Was uns wohl dort erwarten wird? Was hat Hydra noch so vorbereitet? Werden wir es überleben? Wie viele Menschen werden heute sterben? Was wird mit Bucky? Wird er sich erinnern? Wird er zurückkommen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich frph darüber sein sollte, bald auf all diese Fragen die Antwort zu kennen. Mit jedem Schritt wächst meine Anspannung und den anderen geht es genauso. Keiner sagt etwas, jeder denkt sich seinen Teil über den heutigen Tag und ich bemühe mich um eine neutrale Miene, während ich versuche mein Herz etwas zu zügeln. Das Ding sirrt förmlich in meiner Brust und es fühlt sich an, als würde es versuchen, meine Rippen durchzubrechen. 

Jetzt wird es ernst.

--------

Und damit geht es los... der große Kampf kann beginnen und Wahrheiten werden aufgedeckt. Ich würde mal sagen, wir lassen den Himmel brennen.

Ich sitze hier jetzt mit einer Tasse Tee und Maultaschen (sehr lecker) und schreibe das nächste Kapitel.

bis morgen <3 

Who the hell am I (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt