Fury und Maria haben uns im weiteren Verlauf des Gesprächs noch einmal genau in die Funktionsweise der Helicarrier eingewiesen und wie wir die Blades austauschen müssen, damit sie sich gegenseitig als Ziel erfassen und selbst zerstören. Die Hauptfunktion der Carrier in "Project Insight" besteht darin, potenzielle Gefahren durch satellitengestützte Daten in Echtzeit zu identifizieren und zu eliminieren, bevor diese sich entfalten können, bedeutet also die Menschen, welche Hydra in Zukunft als Potenzielle Gegner wahrnimmt, werden getrackt und ausgelöscht. Dabei agieren sie als mobile Kommandozentralen, die sowohl für Angriffe als auch für taktische Überwachung eingesetzt werden. Es handelt sich also um hochgradig tödliche Kriegsschiffe. Die Blades sind mittig am Rumpf der Schiffe angebracht. Dieser Platz ist mit am schwersten zu erreichen und das macht unsere Situation noch schwerer, denn um dahin zu kommen muss man entweder fliegen können oder durch das komplette Schiff durch. Ich gebe es nur sehr ungern zu, doch ich habe Angst vor dem morgigen Tag, eine unfassbare Angst. Es ist nicht das, was wir bereits über Hydras Plan kennen, bei dem es mir kalt den Rücken runter läuft, sondern der Gedanke daran, was wir eben nicht wissen. Was sie sonst noch vor haben und vor allem, was passieren wird, wenn wir versagen. Sollte das passieren, sind die Helicarrier noch unser kleinstes Problem.
Ich blicke in Richtung des Horizonts, der langsam die untergehende Sonne verschluckt, und merke, wie die Stille des Moments meine Gedanken klarer werden lässt. Es wird mir immer bewusster, dass die Bedrohung durch Hydra nicht das Einzige ist, das mich umtreibt. Da ist noch etwas, etwas, das viel tiefer in mir steckt und vor dem ich vielleicht noch mehr Angst habe: vor mir selbst. Es erscheint fast absurd, wie verzweifelt ich mir einzureden versuche, dass meine Unruhe nur vom bevorstehenden Kampf herrührt. Doch tief in mir tobt ein Vulkan, dessen Hitze wie ein ungezähmtes Inferno durch meine Adern pulsiert. Das Feuer in mir, das ich mir nicht erklären kann, fühlt sich so seltsam vertraut an, als wäre es schon immer da gewesen, nur im Verborgenen gehalten. Ich lasse kleine Flammen über meine Fingerspitzen tanzen und beobachte sie genau, während sie flackernd die Umgebung reflektieren. Diese Gefühle, die tief in mir lodern, sind gefährlich – nicht nur für mich, sondern für alle um mich herum. Ich darf die Kontrolle nicht verlieren. Mit einem entschlossenen Atemzug balle ich meine Hand zur Faust, und die Flammen verlöschen augenblicklich. Doch die Hitze bleibt, tief in mir, und ich weiß, dass sie nicht so leicht zu ersticken ist, egal wie sehr ich es versuche.
Steve stellt sich neben mich und verschränkt die Arme vor der Brust, sein Gesicht wird von der untergehenden Sonne in orangenes Licht getaucht. Normalerweise genieße ich seine Anwesenheit, doch gerade fühlt es sich so an, als wären wir unendlich weit voneinander entfernt. Er verschweigt mir etwas, genauso wie Nat es tut und wenn das hier vorbei ist will ich endlich Antworten, aber gerade ist dafür nicht der richtige Zeitpunkt. Ich will mir gar nicht vorstellen, was für Gedanken ihm gerade durch den Kopf schweben, welche Schuld er sich an all dem gibt und vor allem, was das wissen mit ihm macht, dass er und sein bester Freund sich in wenigen Stunden gegenüber stehen werden. Er musste seinem Freund zusehen, wie er in den Tod stürzt, miterleben, wie er 70 Jahre später zurück kommt, nur damit nun die Wahrscheinlichkeit besteht, dass Steve ihn selbst töten muss. Das alles klingt so verdammt surreal. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas für ihn tun, um ihm die Sorgen zu nehmen, doch es gibt nichts, dass ich tun könnte. Niemand von uns kann das.
»Du weißt, dass er dort sein wird«, höre ich Sam sagen und sehe zu ihm und Nat hinüber, welche gerade auf uns zu kommen. Der Winter Soldier ist nach den Helicarriern wohl Hydras stärkste Waffe, also werden sie ihn nicht aus diesem Kampf raushalten. Das ist zwar ein Risiko, gibt uns aber auch die Möglichkeit nahe genug an Bucky ran zu kommen. »Ja, allerdings«, antwortet Steve und klingt dabei fast schon resigniert. All das wirkt so aussichtslos und wir wissen auch nicht, was sie wirklich mit Bucky gemacht haben. Beim Kampf auf der Straße kannte er nicht einmal seinen eigenen Namen. »Es ist erstaunlich, wie leicht sich Erinnerungen nehmen lassen.« Arnim Zolas hallen in meinem Kopf nach und erst jetzt wird mir klar, was sie gemacht haben. Bei dem Gedanken dreht sich mein Magen einmal um. Jemandem die Erinnerungen zu löschen muss so unfassbar grausam sein. »An was denkst du, Elora«, höre ich Nat fragen und lasse meinen Blick zu ihr schnellen. Jemandem die Erinnerungen zu löschen ist pure Folter. Man nimmt jemandem alles, was er kennt und wer er ist. Ich kneife die Augen zusammen, als mir das Ausmaß des ganzen erstmals bewusst wird und sehe Nat, Sam und Steve nacheinander an. »Zola sagte zu mir, dass es erstaunlich ist, wie leicht sich Erinnerungen nehmen lassen«, beantworte ich endlich Nats Frage und allen kommt nach und nach die Erkenntnis. Bucky kämpft nicht freiwillig für Hydra, sie haben aus ihm einen Soldaten ohne Erinnerungen gemacht. Einen Soldaten, der nichts anderes kennt, als für Hydra zu dienen. »Sie haben sein Gedächtnis gelöscht«, stellt Steve fest und umgreift das Steingeländer der Brücke so fest, dass es an manchen Stellen splittert.
»Wer er früher auch war und wer er jetzt ist, ich denke, so jemanden kann man nicht retten, so jemanden muss man aufhalten«, sagt Sam so vorsichtig wie möglich und schafft es dabei aber nicht Steve in die Augen zu sehen. Er will ihm das eigentlich nicht klarmachen müssen, will Steve auch etwas von der Last nehmen, doch er muss auch begreifen, was das alles hier bedeutet. Bucky erinnert sich an nichts und keiner weiß wie erfolgreich Hydras Methoden dabei waren, seine Erinnerungen zu nehmen. Ich kann Sam diese Denkweise also nicht verübeln. Wenn man Bucky nicht gekannt hat, dann sieht man in ihm nun den Feind, doch Steve tut das nicht, und ich tue es aus auch nicht. Verdammt, er hat versucht, mich und meine Freunde zu töten, bei jedem anderen wäre ich nun auf einen Kampf auf Leben und Tod aus, doch ich weiß wohl besser als jeder sonst von uns, wie es ist in einer Welt aufzuwachen und eigentlich nichts zu kennen. Nicht zu wissen, wer man selbst ist, woher man kommt und was man in seinem Leben erlebt hat. Wie ein kleines Kind, das nichts von dem Leben weiß und dem man beibringt, was richtig wäre. Bucky hat beigebracht bekommen, dass es richtig ist für Hydra zu morden. Während ich so darüber nachdenke, macht mein Magen einen weiteren Salto. Was wäre wenn Hydra... Nein. Mir wurde gesagt, ich hätte meine Erinnerungen bei einem Autounfall verloren und auch wenn ich das nicht glaube, so ist es nicht möglich, dass Hydra daran schuld ist. Das würde keinen Sinn ergeben, denn warum sollten sie mich dann frei herumlaufen lassen und mich für S.H.I.E.L.D rekrutieren, wenn sie mich einfach hätten fangen können? Sie würden einem nicht die Möglichkeit geben neue Erinnerungen zu sammeln oder alte wieder zu entdecken.
»Keine Ahnung, ob ich das kann«, entgegnet Steve Sams Aussage und sieht den letzten Strahlen der Sonne nach. »Steve«, es ist kaum mehr als ein flüstern, doch er hat mich klar gehört, den sein Blick wandert sofort zu mir und ich entdecke darin so viel Leid. Ein Gewicht, dass auf seinen Schultern liegt, schwer wie ein Berg und langsam versucht ihn zu erdrücken. Egal was auch kommen mag, er soll wissen, dass wir bei jeder Entscheidung hinter ihm stehen werden. »Wir finden eine Lösung«, sage ich und meine es auch so. Wir werden nicht nachlassen, bis wir es geschafft haben. Es muss einen Weg geben, wie wir ihn dazu bringen können, sich zu erinnern. »Er wird uns vielleicht keine Wahl lassen. Er erkennt dich nicht mehr«, entgegnet Sam, und nun sieht auch er Steve direkt in die Augen. Auch wieder wahr, wir können nicht ewig vor ihm wegrennen, sollte er zum Kampf ansetzen, und ich glaube, Tee trinken ist bei ihm nicht drin. »Das wird er, und ich habe auch schon eine Idee, wie wir ihn dazu bringen, sich zu erinnern«, sagt Steve. Da bin ich ja mal gespannt, diesen Plan zu hören. »Na dann mal los, seid ihr bereit?«, frage ich in die Runde und bekomme von allen einzustimmendes Nicken. Sam klopft Steve auf die Schulter, Nat und ich nicken uns lächelnd zu. Wir können das schaffen. Steve geht langsam rückwärts über die Brücke in Richtung Wald. »Ziehst du wirklich in diesen Sachen in den Krieg?«, fragt Sam ihn skeptisch. Ja ich würde auch nicht sagen, dass mein Outfit gerade so kampftauglich ist. »Nein, wenn man in den Krieg zieht, trägt man eine Uniform«, sagt Steve mit einem Grinsen und läuft weiter von uns weg. Bitte nicht das, was ich denke.
--------
Es ist so verdammt schwer, Eloras Gefühlswelt gerade richtig in Worte zu fassen. Sie steht komplett im Zwiespalt von überhaupt keine Ahnung was abgeht und langsam hinter die Fassade zu blicken. Wahrscheinlich denkt ihr euch die ganze Zeit WIE DUMM IST DIE EIGENTLICH und ich kanns euch nicht verübeln xD
In großen Schritten gehen wir auf den Show Down zu, fragt sich nur, wie sie die Wahrheit schlussendlich herausfindet, was wirklich alles passiert ist und was sie dann tun wird.
bis morgen <3
DU LIEST GERADE
Who the hell am I (german version)
FanficUPDATES GIBT ES JEDEN TAG UM 17 UHR! Sie erinnert sich an nichts. Woher kommt sie? Was ist passiert? Wie kam sie hier her? Wo ist ihre Familie? Kurz gesagt: sie weiß es nicht. Seit zwei Jahren streift Elora umher, ohne je lange an einem Ort zu bleib...