summer morning

8 0 0
                                    

Die frische Morgenluft strömt mir ins Gesicht, während wir an der Skyline von Washington D.C. vorbei laufen. Sonnenstrahlen scheinen mir ins Gesicht und lassen das Wasser des Potomac Rivers glitzern. Vögel fliegen über uns, und ich liebe ihr Zwitschern am frühen Morgen. Es fühlt sich alles so gut an, so frei. Kurz schließe ich die Augen und genieße den Moment, blicke dann zu Nat, welche neben mir läuft, während wir eine Brücke überqueren. In der Ferne sehe ich das Jefferson Memorial, ein wirklich eindrucksvolles Denkmal. 

»Hey Nat, wie läuft es eigentlich mit dir und unserem Captain America?«, frage ich sie. Ich bin so ein Arschloch, da ich genau weiß, wie verlegen sie dieses Thema macht, und genau deshalb spreche ich es an. Sie wird ihre Zuneigung bestimmt auch dieses Mal verleugnen, wie immer. »Da läuft überhaupt nicht.« Was habe ich gerade gesagt? Seit einem Jahr darf ich jeden Tag dabei zusehen, wie sie ihm mit ihren Blicken die Kleider vom Leib reißt  und ich leide darunter. Manchmal habe ich das Gefühl, dass von Steve das selbe ausgeht und das macht die Situation noch schlimmer. »Du weißt, dass ich dir das nicht abkaufe, oder? Ich hab zwar überhaupt keine Erfahrung, zumindest kann ich mich an nichts erinnern, aber ihr beide macht es wirklich sehr offensichtlich, sodass es jeder sieht«, sage ich mit einem Grinsen zu ihr. »Wir sind Partner oder Kollegen, nenn es wie du willst, aber mehr ist da nicht«, antwortet sie mir. Na wenn du das sagst, wird es schon stimmen. »Also ich wäre Team Pro für eine Captain America-Black Widow-Romanze. Vielleicht wärst du dann mal nicht so sexuell frustriert, meine liebe beste Freundin.« 

Wenn Blicke töten könnten, hätte ich gerade definitiv drei Mal ins Gras gebissen. Aber Nat würde mir nie etwas tun, hoffe ich zumindest. »Konzentrier dich aufs Laufen und red nicht so viel«, sagt sie zu mir, jedoch spielt um ihre Lippen ein leichtes Lächeln. An wen sie wohl gerade denkt? Wir biegen in eine kleine Allee ein, rechts und links von uns säumen Bäume den Weg, und die Sonnenstrahlen werden vom Blätterdach der Bäume gespalten.»Wie geht es dir eigentlich mittlerweile bei S.H.I.E.L.D?«, fragt Nat mich nach einem Moment der Stille. Ich halte den Blick nach vorne gerichtet und denke über meine Antwort nach. Es gibt so viel, dass ich sagen könnte. 

»An dem Tag, an dem du mich vor einem Jahr hergebracht hast, habe ich mich so fehl am Platz gefühlt. Alles sah so tadellos aus, und ich hätte nie gedacht, dass ich mich dort jemals wohl oder angekommen fühlen würde. Außerdem habe ich die ganze Zeit gedacht, dass das alles wieder nur einer meiner komischen Träume ist und ich jeden Moment daraus erwachen könnte.« Nat weiß nicht viel über meine Träume. Sie weiß auch nicht, dass auch Steve dort mittlerweile häufiger vorkommt, eine Zeit bevor er zu Captain America wurde, doch sie weiß grob, von was diese handeln, und dass ich nicht weiß, woher diese Bilder kommen. Auch von dem Mann, den ich immer sehe, weiß sie, doch auch ich selbst habe ja keine Ahnung, wer er ist. Steve und er sind dort gut befreundet, das ist aber auch alles, was ich weiß. 

»Mein ganzes Leben hat sich vom einen auf den anderen Moment verändert. Das Training, auch wenn es mich jeden Tag noch so fertig macht, hat mir geholfen, zu mir selbst zu finden und meine Angst, irgendwann die Kontrolle zu verlieren, abzulegen. Ich habe nun eine Aufgabe und Freunde, bei denen ich bis vor einem Jahr nicht wusste, wie sehr ich sie brauchte«, beende ich meine Antwort. Es gibt noch so viel mehr, dass ich sagen könnte, so viele Gefühle, welche dieses Thema in mir hervorrufen. Ich blicke kurz zu Nat, ein Lächeln sitzt auf meinen Lippen. Sie blickt mich ebenfalls mit einem ehrlichen Lächeln an, und ihre Augen funkeln. 

»Du gehörst zu uns, Elora«, sagt sie dann zu mir, und ich merke wieder eins: ich bin glücklich. Endlich habe ich mein Leben im Griff,meistens zumindest und es läuft mal nach meinen Vorstellungen, auch meistens. Wir biegen gerade um das Lincoln Memorial, als ich eine vertraute Stimme hinter uns höre. »OH MANNNN!«, ja, das ist Sam. Ich will mich gerade umdrehen, als Steve mit einer Geschwindigkeit an uns vorbeijoggt, welche ich nicht mal im Vollsprint erreichen würde. »Achtung links«, sagt er, als er an uns vorbeirauscht. So ein Angeber. Sam taucht neben mir und Nat auf. Er ist um die 1,80 groß, dunkelhäutig, hat eine athletische Statur und kurz geschorene Haare. »Das macht er schon den ganzen Morgen mit mir, ich werde wahnsinnig«, sagt er zu uns und wirft frustriert die Arme in die Luft. Nat und ich sehen uns an und versuchen noch, unser Lachen zurückzuhalten, scheitern jedoch im nächsten Moment kläglich. Die beiden liefern sich morgens häufiger diese Duelle, der Gewinner ist jedoch immer der selbe. 

Who the hell am I (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt