In dieser Nacht schlafe ich nicht gut. Die meiste Zeit wälze ich mich im Bett herum und bekomme so gut wie kein Auge zu. Als es irgendwann dann doch klappt, suchen mich die Träume wieder heim und diesmal weiß ich, wenn ich da sehe und das ganze wird noch verwirrender. Das unbekannte Gesicht, welches mir in meinen Träumen so vertraut vorkommt, hat nun endlich einen Namen. James Buchanan Barnes. Bucky Barnes.
»World Exposition of Tomorrow 1943«, steht in großen Buchstaben in der Zeitung geschrieben. Ein Festival, veranstaltet von Stark Industries. Zusammen mit Christa stehe ich am Eingang des Festivals. Ich trage eine weiße Bluse und darüber einen braun karierten Blazer, dazu einen passenden, schienbeinlangen, karierten Rock und Schuhe mit leichtem Absatz. Die ganze Zeit halte ich nach Bucky Ausschau, welcher jeden Augenblick mit Steve hier auftauchen sollte. Der Himmel wird von bunten Lichtern erhellt. Überall steigen Feuerwerkskörper in die Luft und eine riesige Nachbildung der Weltkugel wird in alle möglichen Farben getaucht. Eine Achterbahn verläuft über unseren Köpfen entlang, und mir verschlägt es den Atem. Alles sieht so atemberaubend aus. Die vielen Menschen. Die Attraktionen. Ausgelassenes Lachen. Alles wirkt so glücklich, und das in Kriegszeiten. In diesem Moment findet mein Blick Bucky in der Menge, der zusammen mit Steve auf uns zukommt. Er trägt seine braune Uniform, in der er wie immer so gut aussieht, dass es mir den Atem verschlägt. Steve läuft neben ihm. Er ist im Gegensatz zu Bucky eher klein und schmächtig, wir kennen uns schon seit ich mich zurückerinnern kann. Seit wir klein sind, ist Steve mein bester Freund. Unsere Eltern sind beste Freunde und so haben wir schon früh sehr viel Zeit miteinander verbracht. Er war auch der Grund, weshalb ich Bucky kennengelernt habe, denn die beiden kennen sich auch schon seit der Schulzeit und sind immer unzertrennlich gewesen. Steve hat es in letzter Zeit nicht leicht. Er will, genau wie Bucky, zum Militär gehen und unserem Land an der Front dienen, wird jedoch aufgrund von körperlicher Verfassung immer abgelehnt, und das macht ihm schwer zu schaffen. »Hey Bucky!« rufe ich zu ihm, und als ich sein strahlendes Lächeln sehe, wird mir ganz warm. Das ist der Mann, den ich mehr als alles andere liebe, und er ist Mein. Bucky winkt uns zu, und als er bei mir und Christa ankommt, nimmt er mein Gesicht in seine Hände. »Hey Hexe«, sagt er zu mir und küsst mich auf die Stirn. Ich schließe kurz die Augen und genieße seine Nähe. Dann machen wir uns auf den Weg zu der Stark-Industrie-Vorführung, die bald beginnt.»Willkommen im Pavillon der Wunder. In der Welt von Morgen. Einer bedeutenderen Welt. Einer besseren Welt.« höre ich einen Sprecher sagen. Bucky führt mich an der Hand durch das Gebäude. Christa und Steve folgen uns dicht dahinter. Das ist alles so unfassbar. Was Stark Industries in den letzten Jahren geleistet hat und wie sie unsere Gesellschaft auf eine neue Ebene gehoben haben, ist so gut wie unmöglich mit Worten zu beschreiben. Eine Musik ertönt. »Oh mein Gott, es fängt an!« rufe ich aufgeregt und ziehe Bucky mit mir mit. Wir stellen uns zu den anderen, die die Vorstellung aufgeregt beobachten. Fünf Frauen in schwarzen Uniformen stehen, vor einem roten Oldtimer, auf der Bühne. Eine der Frauen spricht in das Mikro, das sie in der Hand hält. »Ladies and Gentlemen. Mr. Howard Stark.« Ein Mann in schwarzem Anzug und Zylinder auf dem Kopf betritt die Bühne, und die Frau übergibt ihm das Mikro. Er nimmt es ihr ab und drückt ihr einen Kuss auf die Lippen. Das ist er. Der Gründer von Stark Industries. Der Mann, der das unmögliche möglich macht und uns in diesem Krieg mit Waffen versorgt. »Ladies and Gentlemen, was wäre, wenn ich Ihnen sage, dass Ihre Automobile in wenigen Jahren nicht einmal mehr den Boden berühren«, sagt er zum Publikum. Das kann er doch nicht ernst meinen. Wie soll so etwas denn möglich sein? Vier der Frauen nehmen die Reifen von dem Auto ab. Howard betätigt einen Schalter, und das Auto beginnt zu schweben. Mein Mund steht offen. »Heiliger Strohsack«, höre ich Bucky neben mir sagen. Ja, ganz deiner Meinung. Einen Moment später sprühen jedoch Funken, und das Auto kommt krachend wieder auf dem Boden auf. Kurz schrecke ich zurück, Bucky greift mich jedoch sanft bei den Armen, um mich aufzufangen. Ich blicke über meine Schulter in seine blauen Augen, und er schenkt mir das Lächeln, das ich so liebe. »Wie ich sagte, in wenigen Jahren und nicht heute Nacht.« Es ertönt lautes Klatschen und Jubeln. »Hey Steve, was hältst du davon, wenn wir die Mädels einladen auf...«, sagt Bucky, doch als er sich umdreht, ist Steve verschwunden. »Er war doch gerade noch hier«, entgegnet Christa verwirrt. Wo kann er nur hin sein? »Ich glaube, ich weiß, wo er ist«, sagt Bucky und ich hacke mich an seinem Arm ein. Nach ein paar Minuten kommen wir bei einem anderen Gebäude an. Darüber steht geschrieben: »United States Armed Services, RECRUITMENT«. Ich glaube, ich weiß, was Steve vorhat. Nicht schon wieder... Wir finden ihn vor einem Bild von Soldaten und Bucky dreht ihn an der Schulter zu uns um. »Du hast wohl nicht ganz kapiert, was ein Date zu viert ist. Komm, wir führen die Mädels zum Tanzen aus.« Ich muss lächeln, mit diesem Mann zu tanzen ist etwas Unbeschreibliches. Nirgends sonst fühle ich mich so schwerelos wie bei ihm. »Geht schon vor, ich komme gleich nach«, sagt Steve. »Ach komm schon, Steve. Was willst du denn hier machen?«, frage ich ihn, weiß jedoch die Antwort bereits, und Bucky auch. »Du willst es echt nochmal versuchen?« fragt Bucky ihn leicht ungläubig. Steve sieht mal wieder so unsicher aus wie immer, wenn es über dieses Thema geht. Die viele Ablehnung hat sein Selbstbewusstsein leider noch kleiner werden lassen, als es ohnehin schon war. »Wir sind auf einem Jahrmarkt, ich versuche mein Glück«, sagt er etwas mehr zu sich selbst. »Das hier ist kein Kampf in einer Gasse, wir sind hier im Krieg«, sagt Bucky etwas lauter. Steve ist ihm sehr wichtig, und Bucky macht sich immer Sorgen um ihn. Die beiden sind Brüder, ohne derselben Blutlinie anzugehören. Bucky hatte mir erzählt, dass Steve an einem früheren Zeitpunkt des Tages von irgendeinem Trottel in einer Gasse angegriffen wurde. »Ich weiß, du traust mir das nicht zu«, sagt Steve an Bucky gerichtet. Das stimmt so nicht. Bucky würde sich freuen, wenn Steve endlich seine Träume verwirklichen könnte, doch Steves Beschaffenheit macht seinen Tod mehr zu einer Frage des Wann als des Ob. »Du musst nicht unbedingt an die Front, es gibt andere wichtige Jobs«, erwidert Bucky. »Was soll ich denn machen? Altmetall sammeln?« fragt Steve ihn genervt. Ihn regt Buckys Beschützerinstinkt auf, und ich kann beide verstehen. »Ja, wieso nicht«, antwortet ich ihm mit einem Schulterzucken. Langsam wird Steve wirklich sauer. »Ich werde nicht in irgendeiner Fabrik arbeiten, Bucky. Die Männer da drausen setzen ihr Leben aufs Spiel, du setzt dort drausen dein Leben aufs Spiel, und ich habe keinerlei Recht, etwas Geringeres zu machen. Genau das verstehst ihr alle nicht. Es geht nicht um mich.« Die letzte Aussage würde ich nochmal überdenken. »Na klar, du willst keinem irgendwas beweisen«, sagt Bucky zu ihm, denn das ist genau das, was Steve will. Es denen zeigen, die nie an ihn geglaubt haben, und die, die an ihn glauben, will er stolz machen. Sein Schweigen bestätigt das Ganze. »Mach keine Dummheiten, bis ich wieder zurück bin«, sagt Bucky zu ihm. Morgen wird er wieder er weg sein, nach England, mit der 107., das ist immer der schwerste Teil. Abschied nehmen, ohne die Garantie, dass es ein Wiedersehen geben wird. Ich presse mir die Fingernägel in die Handflächen. »Geht doch gar nicht, der Dümmste ist dann ja weg«, antwortet Steve darauf. Bucky geht zu ihm und umarmt ihn. »Du bist ein Idiot.« Was eine Verabschiedung. »Und du ein Trottel.« Perfekt. Ich schüttele mit einem Lächeln den Kopf, jedoch bröckelt es ein wenig, als ich wieder daran denke, dass Bucky morgen weg ist. »Pass auf dich auf«, sagt Steve noch, als wir uns entfernen. Wir machen uns auf den Heimweg. »Ich passe auf ihn auf, bis du zurückkommst«, sage ich mit einem Lächeln zu Bucky, ein hilfloser Versuch, seine Sorgen zu mildern. Er sieht mich mit einem Lächeln an und stellt sich mir in den Weg, beugt sich zu mir herunter und küsst mich zärtlich. Dann nimmt er meine Hand und fährt mit dem Finger über meinen goldenen Ehering, bevor er einen weiteren kuss auf meinen Handrücken drückt. »Ich werde dich vermissen«, flüstere ich und mir steigen Tränen in die Augen. Er nimmt mein Gesicht in beide Hände. »Ich werde immer zu dir zurückkommen«, sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich werde immer zu dir zurückkommen.
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Das erste Kapitel, in dem es um einen von Eloras Träumen geht. Habt ihr es wiedererkannt? Diese Szene stammt aus dem Film The First Avenger und ich fande sie ganz passend für den ersten ausführlicheren Traum.
Ich werde immer zu dir zurückkommen
Bis bald <3
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Who the hell am I (german version)
FanfictionUPDATES GIBT ES JEDEN TAG UM 17 UHR! Sie erinnert sich an nichts. Woher kommt sie? Was ist passiert? Wie kam sie hier her? Wo ist ihre Familie? Kurz gesagt: sie weiß es nicht. Seit zwei Jahren streift Elora umher, ohne je lange an einem Ort zu bleib...