Kapitel 50

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Es scheint als würde ich in einen tiefen Graben fallen. Meine Hände zittern während ich den Griff meines Schwertes immer fester umklammere. Ich versuche mich geradezu daran festzuhalten. Einfach nur nach irgendetwas zu greifen, damit ich nicht den Verstand verliere. Was für ein absurdes Spiel wird hier gespielt? Reicht es nicht, dass ich meine Schwester einmal verloren habe? Wer Bianca auch immer besessen hat muss ein Sadist der anderen Sorte sein.

Ich merke wie meine Hände klamm vor Schweiß werden und habe kaum noch einen weiteren Moment Zeit, bevor Bianca - oder das Wesen vor mir - ausholt und ich mich gerade so mit einem Sprung zur Seite retten kann. Mittlerweile ist mir klar, dass das was vor mir steht nicht meine Schwester sein kann. Es mag zwar so aussehen, wie Bianca, aber es kann einfach nicht sie sein. Ich schüttle meinen Kopf, ich muss eine Entscheidung treffen und zwar schnell. 

Ich beiße meine Zähne zusammen, während ich einem weiteren Angriff ausweiche. Trotz meiner Einsicht, macht es die Situation nicht leichter, mein Schwer gegen meine Schwester zu erheben. Bevor ich noch ein weiteres Mal angegriffen werde, springe ich einige Schritte zurück und lasse vier Zombies erstehen, die das Wesen fürs erste zurück halten sollen. Das sollte mir wenigstens ein wenig Zeit geben, meine Gedanken zu sortieren. 

Auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt, muss ich gegen was auch immer die Gestalt meiner Schwester angenommen hat, kämpfen. Am besten wäre also Augen zu und durch - auch wenn das vielleicht nicht die beste Kampf-Taktik ist. Ich atme drei Mal tief durch bevor ich aufblicke und sehe, dass das Wesen meine Zombies zum größten Teil besiegt hat. Ich hebe wieder mein Schwert und spüre wie sich die Dunkelheit fast wie ein Mantel im meinen Körper legt. Jetzt oder nie, denke ich, bevor ich mich bereit mache in die Offensive zu gehen.

Während ich mein Schwert durch die Luft schneiden lasse, versuche ich an alles zu denken, außer den Körper meiner Schwester, der vor mir steht. Ich kämpfe fast wie in einer Trance - lasse mein Schwert fast sich selbst führen und versuche so wenig wie möglich von dem eigentlichen Kampf mitzubekommen. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr ganz unversehrt. Meine Arme zeigen tiefe Wunden, die von Hieben der scharfen Klauen des Wesens stammen, denen ich nicht ganz ausweichen konnte. Das Blut aus ihnen läuft meine Arme herunter und hinterlässt ein klebriges Gefühl auf dem Griff meines Schwertes. Jedoch fühle ich kaum Schmerzen. Es ist beinahe als würde ich mich selbst beobachte, wie in einem Film.

Ein weiterer Hieb meines Schwertes bringt das Wesen ins Straucheln - ich hole aus und fahre die Klinge meines Schwertes bis an den Schaft in das Brust des Wesens. Mir entfährt ein Schrei während mir klar wird, was ich da gerade getan habe. Ich starre auf die blutige Stelle auf der Brust meiner Schwester. Bevor ich jedoch in eine komplette Panik verfalle, löst sich ein Nebel um mein Schwert aus, der sich um Biancas ganzen Körper ausbreitet. Erschrocken stolpere ich zurück und schaue geschockt dabei zu, wie Biancas Gesicht verschwimmt und zu dem Gesicht einer unbekannten Furie wird. Diese stößt einen letzten heiseren Schrei aus, bevor sie sich in Staub auflöst und mein Schwert, welches immer noch in ihrer Brust steckte, mit einem lauten Klirren zu Boden fällt.

Auf einmal wird alles um mich schwarz und weiß und dann schwarz und wieder weiß.

Ich verliere die Orientierung und versuche so gut es geht auf den Beinen zu bleiben, jedoch scheint der Boden unter mir auf einmal wie aufgelöst und ich fange an zu fallen.




"Nico..."

"Nico?"

Ich blinzle.

"Nico? Alles okay?"

Ich versuche meine Umgebung wahrzunehmen, aber es scheint alles viel zu verschwommen. Ich blinzle noch ein weiteres Mal.

Umbrakinesis - Nico di AngeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt