Kapitel 16

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"Krankheit?", frage ich Bianca nach einer Weile. Was wahrscheinlich etwas komisch rüber kommt, aber sie zuckt nur mit den Schultern.

"Ja, habe ich schon mein ganzes Leben", meint sie.

"Ähm, und was genau ist das für eine Krankheit?", frage ich leicht stotternd weiter.

"Naja, manchmal sehe ich komische Dinge, aber ist nicht so wichtig", sagt Bianca und dreht sich zu Anna, um dich mit ihr weiter über irgendwelche Mädchen Themen zu unterhalten, wie Nagellack oder irgendwelche Stars, von denen ich keine Ahnung habe.

Wo bin ich hier nur gelandet?

Kurze Zeit später bringt die Barista, die mich freundlich anlächelt, den Kaffee. Ich nehme einen Schluck und hätte fast alles wieder ausgespuckt.

Götter ist das süß! Als hätte man Nektar und Ambrosia mit diesem Syrup Zeug gemischt, das Percy so gerne isst, und pur in die Tasse gegeben.

Ich schaue kurz zu Anna, natürlich nur um sicher zu gehen, dass sie nicht zu Staub zerfällt oder verbrennt, aber ihr scheint der Kaffee, wenn man das denn Kaffee nennen kann, zu schmecken.

"Wo kommst du eigentlich her?", fragt Anna mich und nimmt einen weiteren Schluck.

"Was?"

"Naja, du hast zwar gesagt, du kommst ursprünglich aus Italien, aber so gut wie du Englisch sprichst, musst du doch schon eine Weile in Amerika leben, oder?", meint Anna.

"Ähm, ja ich habe eine Zeit lang bei meinem Dad gewohnt", antworte ich.

"Wohnt der hier in der Nähe?", frag Anna weiter.

Direkt unter uns.

"Eher nicht", sage ich aber und trinke einen weiteren Schluck Kaffee. Schwerer Fehler.

Ich schiebe mein Glas weg von mir und wende mich zu Bianca, um sie zu fragen, ob wir vielleicht mal alleine sprechen könnten, aber Anna kommt mir zuvor:

"Nico, hast du mal kurz, ich will mit dir reden"

"Klar", antworte ich und wir verlassen zusammen das kleine Café. Zum Glück ist die Straße hier nicht allzu voll, was in Manhattan eigentlich ziemlich ungewöhnlich ist.

"Okay Nico, ich muss dir was sagen und das ist echt nicht einfach für mich, ich habe so etwas nämlich noch nie gemacht. Also bitte, lach nicht", Anna schaut mich an, als würde sie eine Antwort erwarten, aber ich sehe sie nur erwartungsvoll an.

"Also", beginnt Anna und atmet tief durch. "Du bist mir schon aufgefallen, als du Mittwoch in die Klasse gekommen bist, ich kann nicht glauben, dass das erst fünf Tage her ist, und ich wollte irgendwie mehr über dich erfahren, du weißt schon, weil du so unnahbar bist und so und deshalb habe ich auch gelogen, ich bin übrigens keine Vertrauensschülerin.", sie lächelt kurz und ich bringe auch ein Lächeln zustande, dass hoffentlich nicht zu gequält aussieht. Ich ahne schon wohin das jetzt führen wird.

"Jedenfalls, keine Ahnung, du bist irgendwie so mysteriös, auch wenn das jetzt komisch klingt, aber trotzdem immer nett, auch wenn du nicht so viel redest. Und dann finde ich dich auch noch... ziemlich hübsch", Anna wird rot und vergräbt ihren Kopf in den Händen. Ich bin wahrscheinlich auch schon pinker als mein Pullover. Ich versuche etwas zu sagen, aber irgendwie klappt es nicht. Außerdem habe ich keinen Plan, wie ich ihr sagen soll, dass sie nicht ganz so die Richtung ist, in die ich schwimme.

"Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade alles sage", meint Anna, schüttelt den Kopf und sieht mich an, ich starre zurück und sehe wahrscheinlich ziemlich geschockt aus.

"Nico, ich weiß nicht genau, wie ich das jetzt sagen soll, aber ich glaube ich habe mich in dich verliebt"

In diesem Moment trifft es mich. Genau gegenüber von mir, auf den anderen Bordstein. Blaue Augen treffen meine und halten sie gefangen. Mein Herz fühlt sich an, als würde es ein paar Schläge aussetzen.

Ich weiß nicht, was es ist, aber Will Solace hat anscheinend das Talent immer an den unpassendsten Stellen aufzutauchen. Wir starren uns noch kurz an, scheinen ein Gespräch mit unseren Augen zu führen, bevor Will anfängt über die Straße zu rennen.

"Und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht auch so empfindest und wir uns nochmal alleine treffen können, nicht dass ich Bianca nicht mag, aber ich würde dich gerne noch mal besser kennenlernen.", sagt Anna, aber ich höre sie kaum noch, ich kann nur Will anstarren, der die Straße fast überquert hat und weiter auf mich zu rennt.

"Nico?", fragt Anna und schaut mich leicht verzweifelt an. In dem Moment wird sie zur Seite geschubst und schon liegen Wills Lippen auf meinen.

Ich bin kurz erschrocken und kann mich nicht bewegen, doch erwidere den Kuss dann. Mein ganzer Körper kribbelt und es fühlt sich an, als wären wir die einzigen Menschen, auf dieser Welt.

Aber das Gefühl hält nicht lange, denn irgendwann löst sich Will von mir und tritt ein kleines Stück zurück.

"Nico?", fragt Anna neben mir noch einmal und ihre Stimme klingt traurig. Ich habe im Moment irgendwie Mitleid mit ihr, was ich gerade mache ist wohl nicht die netteste Art zu sagen, dass ich kein Interesse an ihr habe, aber so genau kann ich nicht darüber nachdenken, da Will immer noch beide Hände um mein Gesicht gelegt hat.

"Ich habe dich vermisst", meint er, Anna ganz ignorierend, während er eine Haarsträhne aus meiner Stirn streicht. Ich kann ihm nicht in die Augen schauen, meine Schuldgefühle überrollen mich gerade einfach. Einerseits, weil Anna immer noch neben uns steht und andererseits, weil ich Will so viele Wochen im Stich gelassen habe.

"Ich dich auch", murmle ich nach ein paar Sekunden und schaue auf. Will sieht mich traurig an.

In diesem Moment ertönt ein Schrei aus dem Café hinter uns - Bianca!

Ein etwas aufregenderes Kapitel heute mal, ich hoffe es hat euch gefallen, ich freue mich immer über euer Feedback.

Umbrakinesis - Nico di AngeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt