So schlimm wie vorher auch?

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(Jenna POV)

Die Stunden bei Frau Schneider waren schnell vergangen. Deutsch, Doppelstunde. Außerdem hatte ich noch Religion bei ihr, ein Pflichtfach an dieser Schule. Wäre es keines gewesen, so hätte ich es auch nicht erwählt. Ich hasste diese Religionen dieser Welt.
Die Valar sind meine Götter!
Bekräftigte ich mich immer wieder in Gedanken. Endlich schallte das Läuten der Klingel durch die Räume und viele erleichterte Seufzer waren zu hören. Schweigend packte ich meinen Schulkram zusammen und freute mich auf die Pause.
Nur noch Mathe zwei Stunden, dann kann ich endlich nach Hause!
Dachte ich erleichtert und wollte gerade aus dem Klassenraum verschwinden, da hielt mich eine sanfte Stimme zurück.
"Jenna, dürfte ich noch kurz mit Euch sprechen? Dauert auch nicht lang", bat Frau Schneider freundlich und ich willigte ein.
Was sollte schon sein? Ich verpasse ja nur etwas von meiner Pause, die ich sonst alleine verbracht hätte.
So ging ich auf meine neue Klassenlehrerin zu und zog meine Schultasche etwas höher, die ich nur über einer Schulter trug.
"Es gibt nur eins was Sie wissen sollten. Ich denke, dass es für Sie kein Problem darstellen wird, da ich mir Ihre vorherigen Noten angeschaut habe, doch sollten Sie irgendwelche Probleme haben, ob mit einem Lehrer, Lernstress oder mit Mitschülern, wenden Sie sich an mich. Ich bin auch Vertrauenslehrerin an dieser Schule und habe für jeden Schüler ein offenes Ohr. Ja?" Ich nickte zaghaft und schenkte Frau Schneider ein sanftes Lächeln.
"Danke Frau Schneider. Falls es etwas gibt, wende ich mich an Sie."
"Gut dann will ich Sie auch nicht noch länger von Ihrer wohlverdienten Pause abhalten", wünschte sie mir noch, dann konnte ich endlich in meine Pause gehen.
Unschlüssig was ich sonst machen sollte, setzte ich mich nach draußen auf den Schulhof. Zwanzig Minuten Pause hatten wir, genug Zeit dafür. Neugierig beobachtete ich die einzelnen Schülergruppen, die sich hier in sekundenschnelle bildeten. Direkt unter einem Baum auf einer kleinen Wiese saßen die, die man als Streber beschimpfte.
An einer Steinmauer, die das Gelände abgrenzte, lehnte die coole Gang. Machos mit ihren Barbiepüpchen, die nichts im Gehirn hatten, aber durch schleimen sich irgendwie durchs Schuljahr mogelten.
Vielleicht ja auch durch Geld.
Ich schaute mich unauffällig weiter um, endeckte noch ein paar Emos oder was die darstellen sollten und noch eine Gruppe mit normalen Schülern. Ab und zu erhaschte ich einen Blick auf Mitschüler von mir, doch die meiste Zeit erblickte ich Fremde oder junge Kinder, die lachend umherliefen.
Ich stockte plötzlich, als mich der Blick von dieser Blonden traf. Sie kaute wieder Kaugummi und neben ihr stand die andere Blonde und lehnte mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen an ihrem Freund.
Model aus der Modezeitschrift!
Innerlich grinste ich, doch nach draußen hin zeigte ich nur ein schwaches Schmunzeln. Noch ein paar weitere Jungs standen dort und auch meine schwarzhaarige Sitznachbarin. Ich studierte sie ein wenig aus dem Augenwinkel, während ich ein kleines Buch aus meiner Tasche kramte. Dazu kam ein Stift zum Vorschein und ich klappte das Buch auf. Einige Seiten waren bereits mit Noten vollgeschrieben und so blätterte ich bis zur nächsten leeren Seite.
Sie sieht nicht asiatisch aus, aber dennoch diese langen, pechschwarzen Haare.
Überlegte ich, während ich einen Notenschlüssel in die erste Zeile kritzelte.
Aber sie schaut nett aus. Ob sie sich dort wohlfühlt? Sie passt irgendwie nicht darein!
Stellte ich fest, aber konzentrierte mich danach nur noch auf meine Notizen.
Was denke ich auch über Menschen aus solchen Gruppen nach. Mit denen will und kann ich eh nichts zu tun haben!
Schallte ich mich selbst und begann die ersten Noten zu zeichnen. Wenn ich das tat befand ich mich immer in meiner eigenen kleinen Welt und vergaß alles um mich herum. Leise summte ich die Melodie in meinem Kopf, veränderte und probierte sie und hatte ich etwas passendes gefunden, dann schrieb ich es auf. So enstand mit der Zeit meine eigene Melodie, dir ich später Zuhause auf meiner Gitarre spielen konnte. Sie war ein Geschenk gewesen von meinem Dad. Er war als junger Mann Musiker gewesen, ein guter, von ihm hatte ich sowohl das Talent zum Songsschreiben und Instrument spielen als auch meine Singstimme geerbt. Und zudem tat ich es auch gern! Eigene Stücke zu schreiben und dazu zu singen, aber ich sang natürlich auch anderes. Von Oonagh, Ed Sheeran und auch Leona Lewis. Alles begnadete Sänger, doch stets blieben Oonagh und Ed meine Favoriten. Für mich bedeutete die Musik sehr viel!
Für meinen Dad auch, deshalb veranstaltete er vor einigen Jahren eine Comeback-Tour. Auf der traf er diese junge, blonde Frau und ehe man sich versah, waren meine Eltern geschieden, wegen einer Jüngeren. Ich hasste diese Barbiepuppe von Frau von meinem Vater. Abgrundtief! Sie hatte ihm ein kleines Mädchen geschenkt, meine Halbschwester. Die Kleine war echt süß und immer wenn ich meinen Vater besuchte, sprang sie mir um den Hals und redete mich voll mit jedem Detail was in meiner Abwesenheit passiert war. Vom Sturm in der Nachbarschaft, bis zum Vogel, der gegen die Scheibe flog, doch ich liebte die Kleine. Im Gegensatz zu ihrer Mutter. Meinen Varer hasste ich auch dafür, ein wenig zumindest, schließlich war er immer noch mein Vater.
Erschrocken fuhr ich zusammen als plötzlich jemand meinen Namen sagte und mir auf die Schulter tippte. Fragend schaute ich hoch in ihr ebenmäßiges Gesicht und die braunen Augen, die in der Sonne glitzerten.
"Ich wollte dir nur eben Bescheid geben, dass es gerade geläutet hat", sprach die Schwarzhaarige und lächelte freundlich. Verwundert weiteten sich meine Augen.
"Danke. Das hatte ich gar nicht mitbekommen", bedankte ich mich hastig, doch da war sie bereits wieder verschwunden und lief zum Schulgebäude.
Sie will wohl nicht gesehen werden. Aber dennoch sagt sie mir Bescheid!
Etwas verwirrt ließ ich Heft und Stift zurück in meine Tasche gleiten, schulterte diese und folgte meiner Sitznachbarin. Mathe hatten wir in einem anderen Raum, den ich aber sehr schnell fand und noch vorm Lehrer eintrat.
Genervt blieb ich im Türrahmen stehen und hörte bereits hier das Kichern einiger. Natürlich war nur noch ein Platz frei! Seufzend ging ich darauf zu und das Kichern verstummte.
Ohne darauf einzugehen, setzte ich mich auf den Stuhl und erst eine wütende Stimme brachte mich dazu aufzuschauen.
"Du sitzt auf meinem Platz!", zischte die Blonde, die vorhin ihren Freund fast zerdrückt hatte. Mit einem kurzen Seitenblick stellte ich fest, dass dieser neben mir saß und das ganze neugierig beobachtete.
Süß sieht er ja schon aus, auch wenn ich mich nicht für Jungs interessiere. Warum auch immer! Aber der werde ich das nicht durchlassen!
Grinsend blieb ich sitzen und schüttelte den Kopf.
"Warum sollte ich? Ich saß hier zuerst und deinen Namen habe ich hier nicht gesehen", erwiderte ich und lehnte mich zurück. Die Blonde kochte vor Wut, wollte schon auf mich losgehen, doch da kam der Lehrer in den Raum und scheuchte sie zu einem anderen freien Platz, den ich gar nicht gesehen hatte.
Während der zwei Mathestunden sah mich die Blonde giftig an und tötete mich mit ihren Blicken. Zum Glück konnte sie mir in der Stunde nichts anhaben und so saß ich lächelnd auf dem Stuhl und folgte dem Unterricht.
Kaum dass es geläutet hatte, stürmte ich vor allen anderen nach draußen und schlug den direkten Weg zum Fahrradständer ein.
Endlich nach Hause!
"Hey Jenna! So heißt du doch oder? Ne warte wie wäre es mit Gingerweib!", rief mir eine schrille Stimme hinterher.
GINGERWEIB?! Was fällt dieser ein?
Kochend vor Wut drehte ich mich zu der Blonden um, die von ihrer Clique begleitet wurde.
"Jetzt hast du wohl keine so große Klappe mehr he?", fragte sie provozierend, warf die Haare zurück und lachte. Mit ihr tat es auch die Clique, außer das schwarzhaarige Mädchen. Diese stand hinter allen anderen und beobachtete alles.
"Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Worte sind doch nur ein Weg die eigene Schwäche zu verbergen", erwiderte ich leise und verkreutzte die Arme vor der Brust. In Neuseeland das Jahr hatte mir sehr gut getan und auch wenn es mich verletzte Gingerweib genannt zu werden, zeigte ich das nicht mehr.
"Was?", fragte sie verwirrt und raffte gar nicht was ich da gerade gesagt hatte, doch ihr Freund beugte sie zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
"Wie kannst du es wagen mich schwach zu nennen? Wie kannst du! Du....du...du Bitch", schrie sie und kam auf mich zu.
"Ich kann sagen was ich will, wie auch du sagen kannst was du möchtest. Auch wenn Bitch nicht auf mich zutrifft, auf andere vielleicht eher, aber ich beschuldige niemanden, solange ich denjenigen nicht kenne. Vielleicht solltest du dir das mal zu Herzen nehmen", meinte ich, griff in meine Tasche und holte den Schlüssel heraus mit dem ich mein Fahrrad aufschloss.
"Pah", lachte sie auf und kam noch mehr auf mich zu.
"Niemand kann mir sagen was ich zu tun und lassen haben Ginger." Die Blonde griff nach einer meiner Haarsträhnen und zog ruckartig daran, sodass ich schreiend nach hinten stolperte. Meine Augen funkelten giftgrün vor Wut, ich fuhr herum und griff nach ihrem Handgelenk.
"Caro lass das!", mischte sich auf einmal die Schwarzhaarige ein und trat nach vorne. Caro schickte ihren tötenden Blick zu ihr, aber ließ mein Haar los. Im Gegenzug löste ich meine Finger von ihrem Handgelenk und atmete erleichtert aus.
"Wag es nicht noch einmal zu uns zu kommen", zischte die Blonde der Schwarzhaarigen zu und verschwand mit ihrer Clique. Kopfschüttelnd schaute ich ihnen hinterher, bevor ich mich meinem Fahrrad zuwand.

Hey meine lieben Leser ^-^ 66 sind es schon und ich hätte so früh mit so vielen gerechnet. Das ist echt unglaublich!
Was denkt ihr so von dieser Geschichte?
Laura

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