Das Ende

119 11 8
                                    

(Jenna POV)

Bei diesem warmen, feuchten Atem direkt in meinen Nacken, stellten sich mir all meine Haare auf.
Er schrie, seine Worte drangen kaum zu mir durch, denn ich hörte nur das Dröhnen meines eigenen Blutes. Reglos und bewegungsunfähig saß ich auf dem Baumstamm, nur der kleine Drache in meinen Armen fauchte leise, bedrohlich. Seine Flügel zitterten und er bohrte unbewusst die scharfen, spitzen Krallen in meine Schenkel.

Plötzlich da stieß er sich von mir ab, sein Fauchen wurde übertönt vom Brüllen der Bestie. Warme, schlanke Finger schraubten sich um mein Handgelenk. Er zog mich auf meine zitternden Beine, stieß mich voraus.

„Bewegt endlich eure Beine und lauft!“, schrie er unmissverständlich und schubste mich noch ein weiteres Mal nach vorne. Stolpernd ging ich beinahe wieder zu Boden, meine Finger berührten das nasse Gras, das im Licht der aufgehenden Sonne friedlich glitzerte. Ich blickte mich nicht um, ich lief, mal stolpernd, mal krabbelnd. Blindlings lief ich weiter, rannte über die weiten Wiesen, als verfolgte mich der Teufel höchstpersönlich. Vielleicht war es eine Inkarnation eines teuflischen Wesens, das dieses grässliche Brüllen und Schreien hinter meinem Rücken zustande brachte.

Tavaro hörte ich nicht, kein einziges Mal.
Lebte es noch? Kämpfte er gegen die Bestie?

Ich wagte es nicht einen Blick zurückzuwerfen, aus Angst, dass ich die gelben Augen der Bestie erblicken würde. Sie tobte und wütete.

Wo war der kleine Drache geblieben? Lebte er noch? Er hat mich beschützt vor diesem Wesen. Wacker, wie ein kleiner Kämpfer, hat er sich trotz der ungleichen Verhältnisse in den Kampf gestürzt.

Tränen rannen über meine Wangen, wenn ich mir nur vorstellte, dass es einer der beiden nicht schaffen würde. Ein Donnern erschütterte den Boden, dann noch eines. Etwas Großes, Schweres näherte sich mir, doch noch immer drehte ich mich nicht um. Ich rannte weiter, übersprang einen kleinen Felsen und stürmte wieder von Neuem los. Das Gras wurde spärlicher, es verfärbte sich gelb und verschwand schließlich vollends. Kleine Steine und Dreck flogen in die Luft und beschmutzen die Lederstiefel, die ich trug.

Mir fiel das Atmen immer schwerer, meine Lunge erschöpfte und meine Beine begannen zu brennen. Ich keuchte und nur wenige Meter später, begann sich ein leichtes Stechen in meiner Seite auszubreiten, das sich schnell verschlimmerte und mir das Atmen nur noch mehr erschwerte.

Der Boden erbebte unter meinen Füßen und plötzlich da schrie ich auf. Ein schneidender Schmerz durchzuckte mich. Ein Brennen, das meinen gesamten Rücken zu entflammen schien. Das warme, süße Blut verließ meinen Körper binnen weniger Sekunden. Es rann über meinen Rücken und tropfte zu Boden. Auf dem Boden hinterließ ich eine auffällige Spur, die das Biest nur noch mehr in Rage versetzte. Sein ohrenbetäubendes Brüllen klingelte in meinen Ohren. Ich schluchzte und kniff die Augen fest zusammen, als mich die Kräfte immer mehr verließen. Kampflos wollte ich nicht aufgeben. Mein Wille zu leben war groß, größer als ich es selbst jemals angenommen hatte.

Ich stolperte, als mein Fuß plötzlich an einem Stein hängen blieb. Rasend schnell näherte sich der Boden, doch noch einmal fing ich mich ab und quälte mich mit der letzten Kraft weiter. Es fühlte sich an, als stünde mein Rücken in Flammen. Das Adrenalin betäubte den Schmerz und doch schrie ich auf, als sich viele kleine Steine in meine Wunden bohrten.
Sand rieselte auf mich hinab, ich hustete und drückte mich hoch. Meine Finger zitterten und viele kleine Abschürfungen zierten meine Arme. Das weiße Hemd hing nur noch in Fetzen an mir herab, die Bestie hatte es mit ihren scharfen Krallen zerrissen. Das Lederkorsett war ebenfalls verschwunden.

Unweit über mir tobte das Wesen, weitere Steine rieselten auf mich und schützend hob ich den Arm, um meinen Kopf zu schützen.

Wo bin ich nur?

Who you truly areWo Geschichten leben. Entdecke jetzt