(Jenna POV)
Ich war gerade einmal ein paar Tage zur Schule gegangen und empfand es bereits jetzt besser, als jemals zuvor in einer Bildungseinrichtung. Allein der Fakt, dass ich eine Freundin gefunden hatte, erleichterte mir den Schulalltag. Zudem konnte ich mich wunderbar mit Kathrin unterhalten, scherzen und lachen.
Kathrin lachte leise und biss in ihren Apfel.
„Du hast wirklich nicht daran gedacht meinen Bruder nach seinem Namen zu fragen?" Wieder kicherte die Schwarzhaarige und verschluckte sich prompt an einem Stück des Obstes. Hustend und lachend bekam sie den Hals wieder frei und lehnte sich nach vorne, um endlich genügend Luft zu bekommen.
Beklommen biss ich mir auf die Zähne und brummte irgendetwas Unverständliches.
„Irgendwie nicht. Ich war zu aufgeregt ja!", verteidigte ich mich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Solch eine Reaktion hatte ich nicht erwartet, als ich Kathrin nach ihres Bruders Namen gefragt hatte. Sie kicherte immer noch und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, die in der Sonne glitzerten.
„Ach macht ja auch nichts Jenna. Mein Bruder hat dich einfach voll umgehauen", erklärte sie und schweifte mit den Händen erklärend durch die Luft. Wir hatten es uns in der Pause draußen auf dem Hof gemütlich gemacht. Die Sommersonne schien auf uns herab und erwärmte unsere müden Glieder. Nach jedem Wochenende war der Montag das Schlimmste! Jedoch machte mich die Gewissheit, dass Kathrin mit mir leiden würde, glücklicher, als wie ich es sonst gewesen wäre.
„Schlecht sieht er ja echt nicht aus", meinte ich schmunzelnd und lehnte mich zurück gegen den stämmigen Baumstamm. Mit einem schwachen Grinsen auf den rosigen Lippen pustete ich eine rotbraune Locke aus meinem Gesicht.
Kathrins erschrockenes Gesicht und ihre weit aufgerissenen Augen signalisierten mir deutlich ihr Unbehagen.
„Ne oder? Du stehst jetzt nicht ernsthaft auf meinen Bruder oder?", fragte sie geschockt und fuhr sich durch das pechschwarzes Haar. Innerlich musste ich mich stark zusammenreißen, um nicht doch in ein schallendes Lachen auszubrechen.
„Oh bei den Valar. Das kannst du mir nicht antun. Ich meine. Wenn ihr dann auseinander seid, dann kannst du gar nicht mehr zu mir kommen. Und vorher wenn du zu mir kommst, bin ich das dritte Rad am Wagen. Bitte, bitte sag, dass du nicht auf meinen Bruder stehst!", flehte Kathrin und es hätte mich nun nicht verwundert, wenn sie vor mir auch noch auf die Knie gefallen wäre.
Statt ihr eine Antwort zu geben, die ich ihr schuldig gewesen wäre, begann ich dann doch zu kichern und schließlich lachte ich. Tränen kullerten mir schlussendlich über die Wangen und ich hielt mir den Bauch.
„Entschuldige, deine Reaktion war einfach nur göttlich. Nein ich stehe nicht auf deinen Bruder. Da kann ich dich voll und ganz beruhigen. Ich sagte, dass er gut aussieht, ja, und nett ist er auch. Voll der Gentleman wenn ich das mal so anmerken darf. Aber nein, auf ihn stehn tue ich nicht", erklärte ich und kam langsam wieder zu ausreichend Luft.
„Puhh. Da bin ich ja jetzt erleichtert", stöhnte Kathrin und ließ sich nach hinten ins weiche Sommergras fallen. Mit weit ausgebreiteten Armen lag sie nun dort und zog die frische Luft in ihre Lungen, die erfüllt war vom Duft der Bäume und der Blumen, die sich in der Nähe der Schule befanden.
Kathrin hatte die Augen geschlossen und ab und zu hörte ich sie glücklich seufzen.
Sie scheint auch froh zu sein, dass sie nicht mehr in Caros Clique unterdrückt wird! Was ja wohl offensichtlich alle von Caro werden. Aber warum ist sie zu mir gekommen? Warum hat sie mir geholfen und zu mir gestanden? Sie kannte mich zu dem Zeitpunkt doch noch gar nicht.Hilfe aus Solidarität kannte ich bisher nur aus meinen Träumen. Noch nie hatte mir jemand so plötzlich und ohne Erwartung einer Gegenleistung geholfen.
„Du kannst meinen Bruder ja später nach seinem Namen fragen", meinte Kathrin und riss mich aus meinen Gedanken, in denen ich mal wieder drohte zu versinken.
„Wie meinst du das?", fragte ich perplex und ließ einen kleinen gelben Schmetterling auf meinem Zeigefinger landen.
„Dass ich dich zu mir einlade. So meine ich das. Nach der Schule. Natürlich nur wenn du möchtest", Kathrin linste mich durch ihr leicht geöffnetes Auge an.
„Aber auf jeden Fall. Ich würde mich riesig freuen!", rief ich begeistert und schlang prompt die Arme um Kathrin, die sich gerade erst wieder aufgerichtet hatte. Lachend fielen wir zurück und lagen nun nebeneinander auf dem Gras.
„Das sehe ich als ein Ja an", lachte Kathrin und beobachtete die kleinen Wolken, die über uns den hellblauen Himmel entlang zogen.
Wow! Noch nie hat mich jemand zu sich eingeladen. Ich bin so gespannt!Nach zwei weiteren Schulstunden, die mir ungewöhnlich kurz vorgekommen waren, machten wir uns auf unseren Fahrrädern auf dem Weg zu Kathrin. Ich wusste noch nicht genau wo sie wohnte, aber als wir in die Straße abbogen, die Kathrin immer wählte, fuhr meine Freundin voraus. Normalerweise wäre ich der Hauptstraße weiter gefolgt.
Wir fuhren an ein paar vereinzelt an der Straße stehenden Häusern vorbei. Bei jedem Neuen warf sich mir die Frage auf, ob Kathrin nun hier mit ihrer Familie wohnte.
Ihre Eltern kenne ich auch noch gar nicht! Sie erzählt nie von ihnen.Die Sonne prallte auf uns herab, meine Haare flogen wie Feuer hinter mir her, Kathrins hingegen glänzten wie Rabenfedern.
Eine wunderschöne Haarfarbe! Außergewöhnlich wie meine.Je langer wir über die gepflasterte Straße fuhren, desto aufgeregter wurde ich. Irgendwann war es kaum noch auszuhalten! Beinahe hätte ich schon ungeduldig gefragt, wann wir denn da wären, als Kathrin mir etwas durch den Fahrtwind zurief.
„Wir sind da!"
Sie bog auf eine schmale Auffahrt und sprang schließlich von ihrem Rad. Ich tat es ihr gleich und schob mein Rad hinter ihr her. Meine Schuhe knirschten auf dem Kies, aus dem die Auffahrt bestand. An die Hauswand gelehnt, ließen wir unsere Fahrräder stehen und ich folgte Kathrin zur Eingangstür.Das Haus sah ganz normal aus, wie viele andere, an denen wir vorbeigefahren waren. Es war aus rotbraunen Steinen gebaut worden und das Dach bestand aus schwarzen Ziegeln. Unserem neuen Haus ähnelte es eher nicht. Aber ich lebte mit meiner Mutter auch in einem Holzhaus, das ich vom ersten Moment an geliebt hatte.
„Komm rein", lud Kathrin mich ein und öffnete uns die Haustür. Grinsend folgte ich ihr in die Kühle des Hauses.
„Ich bin wieder da! Mit Besuch", schrie Kathrin durch das gesamte Gebäude und ging mir voraus in die große Wohnstube.
Uns umgab nur weiter die Stille des Gemäuers, keine Antwort auf Kathrin.
Niemand hier?
Fragte ich mich verwundert und hob skeptisch die Augenbraue. Gemächlich folgte ich Kathrin und konnte gerade noch sehen wie sie sich über ihren Bruder beugte, der langgestreckt auf dem Sofa lag. Seine schwarzen Haare lagen verteilt auf dem Kissen und nur die Kopfhörer drückten die Haarpracht etwas in Form. Er hatte die Augen geschlossen und lauschte der Musik, wobei ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen lag.
„Erde an Bruder!", schrie Kathrin und wedelte wild vor dem Gesicht ihres Bruders mit der Hand.
„Schön dich zu sehen", kommentierte er tonlos, setzte sich aber doch auf und ließ die Kopfhörer von seinem Kopf gleiten. Nun standen seine Haare wild in alle Richtungen ab und wurden schnell von ihm in ihre richtige Lage gebracht.
„Und hallo Jenna", fuhr er fort und drehte sich zu mir. Ich stand seit Minuten Mitten im Raum und hatte mich nicht bewegt. Stattdessen hatte ich die Situation auf mich wirken lassen und rührte mich auch jetzt keinen Zentimeter.
„Ich kenne dich schon längst, Jenna, aber du kennst mich noch gar nicht", Kathrins Bruder erhob sich und als er auf mich zukam, begann mein Herz vor Aufregung schneller zu schlagen. Sein Lächeln wirkte beruhigend auf mich, beinahe schon vertraut. Das Gefühl, dass ich ihn von irgendwo her kannte, wollte nicht verschwinden!
„Ich bin Jasper (englisch ausgesprochen ^-^ ) ", stellte er sich vor und hielt mir seine Hand hin. Grinsend schlug ich ein und schüttelte ihm die Hand. Seine weiche Haut verschlug mir beinahe die Sprache, sodass ich fast vergaß etwas zu erwidern.
„Freut mich Jasper", brachte ich dann doch irgendwann heraus und kurz zuckten meine Mundwinkel nach oben.Wenn ich jedes Mal so reagierte, wenn ich ihm gegenüberstand, dann konnte das ja noch interessant werden. Für Kathrin aber eher belustigend, so breit grinsend wie sie alles beobachtete und mit Handzeichen kommentierte.
Hey ich melde mich auch mal wieder :D
Ich habe endlich alle Prüfungen hinter mir und wieder etwas mehr Zeit. So dachte ich auch zum Schreiben, aber irgendwie auch nicht :'D
Ich versuche dennoch so oft es geht zu schreiben ^-^
Laura :*
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Who you truly are
FanfictionJenna ist eine junge Frau von gerade einmal 19 Jahren. Sie lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Karlsruhe. Mitten in den Bergen liegt ihr Zuhause, wo sie mit ihrer Mutter lebt. "Jenna, du bist nicht unsere leibliche Tochter!" Der Satz, der ih...