Friedlicher Schlaf

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(Jenna POV)

Natürlich hatten sie nicht mit sich reden lassen, warum sollten sie auch? Ich schien ja lediglich eine verwirrte, junge Frau zu sein, die ihren Mund geschlossen hielt und brav nickte, wenn man ihr etwas auftrug. Aber wenn ich etwas abgrundtief hasste, dann wenn jemand versuchte mir vorzuschreiben wie ich mein Leben zu führen hätte. Das war und blieb einzig und allein meine alleinige Entscheidung!

Früh am Abend hatte mir ein junger Mann mein Abendessen gebracht, ich hatte weder gefragt um was es sich dabei handelte, noch hatte es lange gedauert, bis alles aufgegessen war.
Nachdem das Tablett wieder geholt worden war, betrat am späten Abend ein Mann mein Zimmer. Er war mittleren Alters, groß gebaut und muskulös. Sein starrer Blick durchdrang meine grünen Augen wie kleine Nadelstiche. Er hatte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
Erschrocken war ich zusammengezuckt, als er mir deutlich erklärt hatte, was genau von mir erwartet wurde, was ich tun musste und was ich nicht tun durfte.
Seine Stimme hatte durch das Zimmer gehallt und noch lange nachdem der Berater des Königs den Raum verlassen hatte, hörte ich das Dröhnen.

„Warum ich?", fragte ich leise, das Gesicht in das weiche Kissen gedrückt. Meine Tränen benetzten den Stoff und wurden von diesem aufgezogen. Ich lag auf dem großen Bett, bekleidet mit nicht mehr als einem weißen Nachthemd aus dicken Leinen, in das ich gezwungen wurde. Die beiden jungen Frauen hatten sich wieder um mich gekümmert und so lange auf mich eingeredet, bis ich allem zustimmte, was sie mit mir machen wollte. Kurz bevor sie mich mit meiner Wenigkeit alleine ließen, verrieten sie mir, dass die Hochzeit bereits am nächsten Tag stattfinden sollte.

Ich weinte leise, trotz des Pochens, dass sich immer weiter in meinem Kopf ausbreitete. Ich weinte, weil ich nicht nach Hause zurückkehren konnte, weil ich nicht wusste wo mein Zuhause überhaupt war. Ich weinte um meine Hoffnungslosigkeit einen Ausdruck zu verleihen, um dem Schmerz in mir eine Möglichkeit zu bieten sich zu lindern. Alles ließ ich raus, die salzigen Tränen trugen es fort, der Kloß in meinem Hals löste sich, die Angst in mir schwand.
Mit jeder weiteren Träne wurde ich ruhiger, bis die Erschöpfung mich schließlich übermannte und mich hinabzog in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Alle Zweifel und Ängste konnten mir nichts mehr anhaben, ich war unerreichbar geworden in meinen Träumen. Ich war sicher, umhüllt von der wärmenden Decke, gebettet auf einer weichen Matratze.
Der Schlaf ließ einen alles vergessen, alles Gute, alles Böse, bis nur noch die seelige Zufriedenheit zurück blieb.

Im Schlaf war ich daheim bei meiner Mutter, bei Kathrin und bei allen, die mir wichtig waren. Alle hatte ich sie um mich und ich musste mir keine Gedanken darüber machen, dass jemand sie mir wegnahm.

(Tavaro POV)

Mir war immer noch nicht wirklich klar geworden, wie man diese junge Frau als Geist des Waldes bezeichnen konnte! Sie war schwach und ängstlich, viel zu zierlich, um die Taten des Geist des Waldes getan haben zu können. Sie schien mir zu kultiviert um ein Leben im Wald dem im Palast des Königs vorzuziehen.

Entgegen meiner Vernunft hatte ich mich doch tatsächlich dazu durchgerungen ihr zu folgen, bis zur Weißen Stadt, bis hinter die Stadtmauern und bis hoch zum königlichen Palast.
Ich hatte gelauscht was gesprochen worden war, wusste wie es um sie stand und was ihr blühte. Der Thronfolger hatte einen guten Ruf und doch hätte ich ihr niemals in meinem Leben geraten sich ihm zum Mann zu machen.

Ich hockte gedankenverloren auf dem schmalen Fenstersims. Mein Blick war hoch zum Himmel gerichtet, wo die Sterne funkelten wie kleine Diamanten in ihrem dunklen Bett. Immer noch haderte ich mit mir selbst.
Soll ich oder soll ich nicht? Was bringt es mir denn?
Ein gutes Gewissen? Ein gutes Gefühl, weil ich sie vor ihrem schlimmsten Albtraum befreit hätte? Nein das brauche ich nicht.

Was brachte mir schon ein gutes Gefühl, wenn mir dadurch die junge Frau an den Hacken hing. Ich war doch kein Aufpasser, vor allem nicht für eine Menschenfrau!

Der laue Nachtwind verfing sich in meiner Kleidung und ließ mein Haar in der Luft flattern. Weit über die Ebene glitt mein Blick und für einen Augenblick huschte ein sanftes Lächeln über meine Lippen.

Im Nachhinein war es vielleicht doch Schicksal oder Fügung, dass ich noch einen letzten Blick auf die Menschenfrau warf. Ihr Glück war es allemal, dass sie sich im Schlaf unruhig hin und her warf und leise stöhnte.
Ob sie schlecht träumt?

Wie Feuer lag ihr Haar auf dem Kissen verteilt und tanzte kurz darauf im Wind. Das Nachthemd flatterte um ihre schlanken Arme, sie grummelte leise.

Bin ich lebensmüde? Ja! Warum tue ich das? Weil ich immer den Armen helfe! Warum dann gerade sie? Weiß ich selbst ja auch nicht genau!

Zwei Stimmen in meinem Kopf stritten und diskutierten, während mein Körper einfach zur Tat schritt und handelte. Es gab nicht viele Dinge, die ich so unüberlegt tat, so spontan. Dabei war Spontanität oft mein Lebensretter gewesen, wenn es in einer Situation doch einmal gedroht hatte brenzlig zu werden. Wenn mein Plan nicht vollends aufgegangen war.
Trotz großräumiger Planung weit im Voraus, die alle Eventualitäten mit einband. Sonst wäre es mir nie geglückt den Wachen des Königs jedes Mal durch die Finger zu gleiten, wie ein Aal. Alles erforderte eine zielstrebige, detailgenaue Planung.

Der Mond hing hoch am Himmel, nur langsam bahnte er sich seinen vorgeschriebenen Weg das Firmament entlang. Rund und hell strahlte er, schickte sein milchig weißes Licht zum Boden. Kleine Nebelschwaden zogen wie Schafe über die Wiesen vor den Stadtmauern. Sie tanzten in der Stille der Nacht.

In mich hinein grinsend setzte ich meinen gefährlichen Weg fort. Manch einer würde es als lebensmüde bezeichnen, so wie ich über die glatten Ziegel der Häuser kletterte, noch dazu mit einer jungen Frau im Arm.
Aber was brachte das Leben schon, wenn man ein wenig Risiko und Abenteuer darin keinen Platz fand.

Einige Wachen hatten ihre Posten auf den Stadtmauern bezogen, jeder einzelne Abschnitt der großen Stadt am Berghang, hatte ihre eigene Wache, Vorsicht war also stets geboten.
Ich lauschte auf jedes verdächtige Geräusch, hielt mich so gut es ging bedeckt in den Schatten. Es war als wenn die Götter mir gnädig gestimmt waren, als sich die ersten Wolken vor den vollen Mond schoben und sein Licht einfingen. Der Nebel verdichtete sich und schnell legte sich die Dunkelheit über die Stadt, die ich als Tarnung nutzte, um die Gemäuer so schnell wieder zu verlassen wie ich sie betreten hatte.

Mein Lager befand sich weit entfernt von der Stadt. Geschützt von Gebüschen und Sträuchern huschte ich durch den Wald. Ich war kaum zu erkennen, war wie ein Geist. War ich vor Kurzem noch in einem Dorf gesehen worden, so hörte man kurz darauf am anderen Ende der Siedlung meine Stiefel auf den Dächern. Kamen die ersten Bewohner aus ihren Hütten, so lag alles in Ruhe da und ich war schon längst in die Wälder entschwunden.

Ja. Ich bin der Geist des Waldes!


Hey :)

Ich bin es wieder so kurz vor Weihnachten noch einmal.
Ich hoffe ich werdet alles ein besinnliches Fest mit euren Liebsten feiern können und genießt die Tage, bis uns dann auch schon wieder ein neues Jahr erwartet ^^

Bis dahin

Eure Laura :)

Who you truly areWo Geschichten leben. Entdecke jetzt