(Jenna POV)
Vor nicht einmal zwei Sekunden hatte das Schallen der Klingel durch den Raum getönt, da öffnete sich die Tür zu eben diesem und ein junger Mann Anfang 30 betrat den Raum. Ein dunkelbrauner drei-Tage-Bart umrahmte sein Kinn, ging in Kotletten über und schließlich in wuschelige, schokobraune Haare, die in keiner erdenklichen Ordnung auf seinem Haupt lagen.
"Das ist unser Musiklehrer Herr Müller. Jeder nennt ihn aber Mülli", kicherte Kathrin neben mir, als sie sich zu mir gebeugt hatte.
"Kathrin wären Sie so freundlich diese persönlichen Gespräche auf die Pause zu verschieben", schallte die Stimme des Lehrers durch den Raum.
"Oder handelt es sich dabei um eine Neuigkeit, die die Klassengemeinschaft auch interessieren könnte?", fuhr Herr Müller fort und strafte Kathrin mit der Bloßstellung vor der Klasse. Ich an ihrer Stelle wäre schon längst vor Scham im Erdboden versunken, knallrot angelaufen und hätte damit einer Tomate wirkliche Konkurrenz gemacht. Doch sie? Sie saß nur grinsend neben mir, hatte die Hände auf dem Tisch gefaltet und nickte übertrieben oft, als Mülli ihr ausführlich erklärte wie der Unterricht bei ihm abzulaufen hatte.
Er ist ja echt ein cooler Lehrer! Aber Kathrin auch! Was fand sie nur an mir so interessant, dass sie mit mir befreundet sein wollte? Wie sie mit dem Lehrer umspringt ist ja echt bemerkenswert. Mülli lässt sich von ihr aber auch nicht kleinkriegen. Musik kann noch echt spannend werden!
Stellte ich amüsiert fest und konnte mir nur schwer ein leises Kichern verkneifen. Ich war mir sicher, dass Herr Müller dann doch an die Decke gehen würde, obwohl gerade jetzt noch ein Grinsen seine Lippen umspielte. Kathrin grinste, aber mit einer frechen Nuance.
"Nun bevor wir so die gesamte Unterrichtszeit mit dieser sinnlosen Moralpredigt vergeuden, wenden wir uns lieber unserer neuen Mitschülerin zu."
Hilfe! Nein! Bitte nicht! Sprechen sie mich nicht an!
Panisch weiteten sich meine Augen und jetzt wünschte ich mir doch ein schönes, tiefes, dunkles Loch herbei, in das ich einfach nur hüpfen musste.
"Die wir wahrscheinlich schon mit unserem Gerede genervt haben. Also...", Herr Müller warf einen kurzen Blick auf ein Blatt Papier auf dem Pult, bevor er wieder aufblickte und zu mir schaute. Aus dem hinteren Teil des Klassenraumes hörte ich nur ein leises Kichern und Gemurmel, das ich sofort Caro und ihrer Clique zuordnete! Ich konnte mir schon denken, dass sie wieder über mich redeten, Gerüchte verbreiteten und Lügen erfanden. Ihresgleichen waren doch immer gleich! Das kannte ich, denn an meiner alten Schule war es genauso gewesen. Dieses Mal gab es jedoch einen kleinen, aber feinen und für mich auch äußerst erfreulichen Unterschied. Kathrin!
"Jenna Breuker. Schön Sie in der Klasse begrüßen zu dürfen. Und als meine absolute Pflicht und oberste Priorität als Musikleherer." Er lachte leise und setzte sich nun endlich mal auf seinen Stuhl.
"Muss ich Sie mit einigen Fragen belästigen."
Wirklich ein sehr interessanter Lehrer!
Kathrin warf mir immer wieder belustigte Blicke oder sie verdrehte die Augen und zeigte mir, dass Herr Müller einen Vogel hatte. Beides brachte mich zu einem schiefen Schmunzeln, denn gleichzeitig musste ich mich auch noch auf den Lehrer konzentrieren.
"Spielen Sie ein Instrument?", fragte Herr Müller.
"Ja ich spiele seit ich denken kann Gitarre", antwortete ich Herr Müller und strafte Kathrin kurz mit einem leichten Tritt gegen ihr dünnes Schienbein. Sie hatte sowieso so schön schlanke Beine. Ihre Größe betrug etwa die von mir, jedoch waren ihre Beine etwas schlanker, wohingegen meine Taille wohlgeformter und ausgeprägter war.
"Interessant...der Musiker Breuker aus dieser Rockband. Ist das Ihr-"
"Vater? Ja er ist mein Vater, aber ich sehe ihn nicht oft", beendete ich den Satz von Mülli.
"Würde es Ihnen etwas ausmachen uns etwas vorzuspielen? Wir haben Schulgitarren und vielleicht ist davon auch eine gestimmt. Bei denen weiß man das nie", meinte Herr Müller und machte mit seiner Hand eine ausfallende Bewegung.
"Zufällig habe ich meine eigene Gitarre mit", erwiderte ich, gefolgt von einem leisen Lachen. Während Caro meinen Satz nachäffte, ihre Freunde damit beeindruckte und wieherte wie ein Pferd, was in ihren Augen lachen war, umgriff ich den Griff meines Gitarrenkoffers und hob ihn hoch auf den Tisch. Um genauer zu sein auf Jennas und meinen.
Die Verschlüsse klackten, als ich ihren Mechanismus betätigte und den Deckel schließlich hochschob. Meine Gitarre lag dort, geschützt von zentimeterdicken Schichten Schaumstoff, oder so eine Art Material. Behutsam hob ich sie heraus, setzte mich wieder auf meinen Stuhl und überkreuzte die Beine. Berührte ich meine Gitarre, war ich in meiner Welt. Ed Sheerans Autogramm und Widmung brachte mich zum Lächeln und machte mich zudem auch stolz, aber das gab ich natürlich nicht zu!
"Gefälscht", zischte Caro und verdrehte gespielt genervt die Augen. Sofort ertönte das falsche Lachen ihrer blonden Barbiefreundin, die gerade mehr an ihrem Freund klebte, als das Kaugummi am Tisch, das sie dort hingepappt hatte. Dass er nicht ihrem Speichel ertrank, war auch alles.
Ich stützte einfach meine Gitarre auf dem einem Bein ab und zupfte kurz an den Seiten, um zu checken wie sie gestimmt war. Zum Glück hatte ich das gestern schon erledigt! Caro und ihre Möchtegernclique ignorierte ich einfach.
"Herr Müller", Caro streckte den Arm mit den feinlackierten Nägeln in die Höhe und kaute auf ihrem Kaugummi.
"Ich habe eine chronische Allergie gegen zu hohe Töne und vor allem schlechte Sänger. Den Arzt bezahlt sie wenn ich einen benötige", erklärte sie schnippisch und zeigte mit ihren Mordwaffen alias Fingernägeln auf mich. Alle, selbst Mülli ignorierten sie, wenn man mal von ihren Freunden absah.
"Jenna wir sind alle gespannt auf Ihre Stimme", erklärte Herr Müller und setzte sich auf sein Pult, nachdem er sich erhoben und mein Instrument betrachtet hatte. Ich nickte und begann leise die ersten Töne mittels der Gitarre zu zupfen.
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Who you truly are
FanficJenna ist eine junge Frau von gerade einmal 19 Jahren. Sie lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Karlsruhe. Mitten in den Bergen liegt ihr Zuhause, wo sie mit ihrer Mutter lebt. "Jenna, du bist nicht unsere leibliche Tochter!" Der Satz, der ih...