Komische Träume

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(Jenna POV)

Rote Flammen züngelten in den pechschwarzen Himmel. Keine einzige Wolke, noch ein Stern war zu sehen, der die dunkle Nacht erhellte. Nur die Flammen an den Gebäuden taten es.
"Nana (Mutti)?", hallte der verzweifelte Schrei eines Kindes durch die Nacht, schrill und hoch. Ein Knarzen übertönte das Schluchzen der Kleinen, als ein Gebäude zusammenbrach.
"Komm Kleine! Wir müssen hier weg", bat eine vertraute, tiefe und wohlig klingende Stimme freundlich und hielt ihr die Hand hin. Zögerlich starrte sie ihn aus großen, verweinten Augen an und presste die schmalen Kinderhände an ihre Brust. Stumm schüttelte sie den Kopf, sodass ihr dunkles Haar hin- und herflog.
"Ich will zu meiner Nana", schluchzte und wimmerte sie. Ihr kleiner Schrei glitt durch die Nacht, ging jedoch unter in einem lautstarken Gebrüll. Erschrockene Stimmen wurden laut, Flammen stiegen höher und höher, als wollten sie den Himmel auffressen.
"Alles wird gut", beruhigte der junge Mann das kleine Mädchen und strich ihr über den feuchten Rücken. Er wusste wodurch ihr Kleidchen durchnässt worden war, doch wagte er es nicht ihr zu sagen. Sie war seines Erachtens nach noch zu jung dafür. Vielleicht würde sie sich später nicht mehr daran erinnern, aber wahrscheinlich schon. Er würde sich um sie kümmern wenn es sein müsste. Oder er fand einen Verwandten von ihr, das würde er entscheiden wenn sie erst einmal in Sicherheit waren.
Hinter ihnen stiegen die Flammen immer höher, Holz knackte und knarzte und fraß mit der Zeit die Stadt auf. Die Stadt, die jahrhundertelang bestanden hatte!
"Du bist in Sicherheit", flüsterte er und strich weiter über ihr Haar, während er sie dicht an seine muskulöse Brust drückte und den anderen folgte.
Immer wieder vernahmen seine als auch ihre Ohren die Schreie und Rufe der anderen. Oft waren Namensnennungen dabei, aber auch Freudenschreie und Klagerufe. Die Kleine presste das Gesicht in die Schulter des Älteren und krallte sich am Stoff seiner Kleidung fest, als plötzlich ein lauter Knall durch die dunkle Nacht hallte.

Mit einem erschrockenen nach Luft Schnappen schreckte ich aus dem Traum und saß aufrecht im Bett.
Was war das denn bitte?
Fragte ich mich verwirrt ind strich eine rotbraune Haarsträhne von meiner Wange. Noch nie hatte ich solch einen Traum gehabt! Nicht von der Thematik einer brennenden Stadt, aber auch nicht von der Intensität.
Ich konnte die Gedanken und Gefühle des Mannes hören und fühlen. Wie krass ist das denn bitte!
Immer noch leicht benommen und überwältigt von den Gefühlen und Eindrücken dieses Traumes, schnappte ich mir mein Handy und schaltete es ein.
5:59....na toll.
Genervt ließ ich mich zurück in mein Kissen sinken und wartete die eine Minute ab, bis mein Wecker sich melden würde. Dabei dachte ich wieder an meinen Traum.
Komisch war er ja schon, aber eben nur ein Traum!
Ich konnte die Hitze des Feuers noch förmlich auf der Haut spüren und erschauderte. Irgendeine Stadt war abgebrannt, aber welche wusste ich auch nicht. Da der ganze Traum in völliger Dunkelheit gespielt hatte, wusste ich nichtmal wer der Mann und das kleine Mädchen waren.
Ach was bringt das schon darüber nachzudenken! War doch eh nur ein Traum
Dachte ich, schwang die Beine über die Bettkante und setzte mich auf. Weit gähnend rieb ich mir durch die müden Augen, die mein Zimmer durchsuchten. Grinsend blieb ich an dem Gitarrenkoffer hängen, in dem diese schon darauf wartete mitgenommen zu werden.
Schnell sprang ich auf und hastete zu meinem Schrank, bereit für einen neuen Schultag. Meinen Zweiten und dieses Mal hoffentlich erfreulicher als der Erste.

Eine halbe Stunde später verließ ich bekleidet mit einer hellgrauen Hose, einem weißen Top und darüber ein grünes Top, von dem ich die Ärmel hochkrempelte, das Haus. Zudem trug ich weiße Sneakers an den Füßen, die jetzt noch ganz weiß waren. Spätestens heute Abend nicht mehr wenn ich beim Reitgestüt Hensen gewesen war. Lächelnd schloss ich die Haustür und befestigte den Gitarrenkoffer hinten auf meinem Fahrrad. Auch wenn ich es gefühlt sicherte wie Bombenexperten eine noch scharfe Bombe sichern, fuhr ich langsam und bedächtig. Zusätzlich hielt ich die ganze Konstruktion mit den Händen fest.

(Kathrin POV)

Ich wartete erst ein paar Minuten auf Jenna, als sie auch schon weit in der Ferne auf der Straße in Sicht kam. Lächelnd schwang ich das Bein über mein Rad und musste noch etwas geduldig sein.
Jenna fuhr langsam, aber schon bald hatte sie mich erreicht und begrüßte mich mit einem freudigen Lächeln.
"Hey", erwiderte ich, trat in die Pedale und fuhr langsam neben ihr her.
"Ist dort deine Gitarre drin?", fragte ich neugierig, auch wenn mir die Antwort eigentlich klar war. In einem Gitarrenkasten sind meistens Gitarren drin.
"Ja klar", lachte sie, ihre grünen Augen leuchteten wie kleine Edelsteine, was mir ein Grinsen auf die Lippen zauberte. Jenna war wirklich eine lebensfrohe, junge Frau.
Warum meinte mein Bruder dann, dass sie eigentlich zu bedauern wäre?
Fragte ich mich während wir durch den Wald fuhren und dachte wieder an das Gespräch mit meinem Bruder. Er hatte mir dies gesagt und natürlich hatte ich sofort gefragt warum sie denn zu bedauern sei.
Mein Bruder hatte daraufhin gemeint, dass das geheim sei und bis heute weiß ich nicht warum. Vielleicht würde ich es eines Tages von Jenna erfahren, hatte ich gestern noch gedacht, als ich mich daran erinnerte. Solche Gespräche mit meinem Bruder kommen oft wieder hoch!
In seinen blauen Augen hatte ich gesehen, dass ihr etwas ganz schlimmes früher passiert war, aber was war mir nicht klar. Jetzt jedoch wo ich ihr glückliches Lächeln sah, schmiss ich den ursprünglichen Plan sie zu fragen zur Seite. Ich wollte nicht in alten Wunden graben, weil ich selbst genau wusste wie schlimm das sein konnte.
Wie sehr es verletzten und das eigenen Herz zerreißen konnte. Alte Gefühle von dem vergangenen Ereignis kamen dann immer hoch und das wollte ich Jenna ersparen, denn mein Bruder sagte auch noch, dass es nicht schön gewesen sei, weil sie auch noch sehr jung gewesen war.
"He Erde an Kathrin!"
"Mmm was?", fragte ich verwirrt, als ich aufschreckte und zu Jenna schaute. Ein amüsiertes Lachen überzog ihren gesamten Mund.
"Ich habe dich nur etwas gefragt."
"Oh entschuldige. Ich war in Gedanken. Was gibt's denn?", fragte ich und verdrängte die drängenden Fragen in eine kleine Ecke meines Gehirns, ganz hinten in eine dunkle Schublade, wo sie nie mehr herauskommen konnten. Ich wollte Jenna nicht verletzen!

(Jenna POV)

Mir kam es schon etwas komisch vor, dass Kathrin so sehr in Gedanken war, aber ich schob das einfach zur Seite und dachte lieber wieder an meine Frage.
"Ich wollte wissen ob du das kennst, dass du träumst und es dir vorkommt als wenn es wirklich passiert ist?", fragte ich neugierig und erwähnte vorerst nichts von meinem Traum, der mir immer noch sehr perplex vorkam. Es hatte sich so real angefühlt! Das machte mir irgendwie Angst...
"Also so richtig richtig heftig echt noch nicht, aber schon, dass ich es als echt empfunden habe, aber nach dem Aufwachen ist es dann nicht mehr. Warum fragst du?", erklärte Kathrin und lachte leise. Ihr Grinsen erfror jedoch als sie meine nachdenkliche Miene und die faltige Stirn sah.
"He Jenna was ist denn los? Hattest du etwa so einen Traum?", fragte Kathrin mich, ich biss mir auf die Lippen und nickte.
"Ja heute Nacht. Es fühlte sich so krass echt an, auch nach dem Aufwachen noch. Ich mein! Erst hab ich auch gedacht, dass das nur so ein normaler Traum war, aber dieses komische Gefühl blieb. Ich bekomme das nicht mehr aus dem Kopf. Und vor allem kann ich mich noch an alles erinnern. Normal ist es ja, dass man den größten Teil wieder vergisst, aber wenn ich ehrlich bin, kommt es mir eher wie eine Erinnerung als ein Traum vor. Das ist alles so confus und komisch", meinte ich und endete mit einem lauten Seufzer.
Wir fuhren nebeneinander auf den bereits überfüllten Schulhof und stellten unsere Räder nebeneinander beim Fahrradständer ab.
"Mm ja das klingt schon sehr verwirrend. Erzähl mir in der ersten große Pause mal wovon der Traum handelte. Jetzt müssen wir erstmal zum Musiktrackt. Ich will endlich mal deine Stimme hören", grinste Kathrin und lenkte damit elegant das Gespräch auf ein anderes Thema.
"Ja okay", erwiderte ich und schaffte ein schwaches Lächeln als ich den Gitarrenkoffer aus der bombensicheren Befestigung befreite.
Ich vergesse den Traum einfach wieder! Aber erst erzähle ich Kathrin davon noch. Dann...
Beschloss ich und folgte der schwarzhaarigen Schönheit, denn das war sie.

Hey :)
Ich habe endlich mal die Zeit gefunden ein neues Kapitel zu schreiben ^-^
Wow schon über 400 Leser *-* das ist unglaublich. Ihr seid die besten :*♡
Laura :*

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