Krankenhaus

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(Unknown POV)

Aufgebracht lief ich im dämmrigen Raum auf und ab. Die ersten Strahlen des Mondes tauchten den Raum in ein milchig weißes Licht. Meine Armmuskeln spannten unter dem dünnen Stoff der Robe, die ich trug, als ich die Arme hinter dem Rücken verschränkte.
Die Wut kochte nur so in meinen Venen und brachte mein Blut zum Brodeln.

„Um eine Sache hatte ich gebeten. Um eine einzige Sache! Ihre Sicherheit. Und nicht einmal das ist gewährleistet. I-ich will sie nicht auch noch verlieren. Nicht sie." Meine Stimme begann zu zittern und ein Stammeln war zu hören. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Mit einem Seufzer auf den Lippen ließ ich mich auf das Sofa fallen, das an der einzigen durchgängigen Wand aufgestellt worden war. Durch das Licht des Mondes wirkte mein Gesicht noch fahler und kränklicher. Meine Wut war verraucht, wie ein Feuer, dem kein neues Holz gegeben worden war.
„Nein, nicht sie", flüsterte ich verzweifelt und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Erst eine warme Hand, die sich aufmunternd auf meine Schulter legte und sachte zudrückte, brachte mich dazu langsam den Blick anzuheben und dem Braunhaarigen ins Gesicht zu schauen. Seine Brauen waren ebenso vor Sorge verzogen und in seinen Augen glitzerte ein leichter Schimmer der Angst.

„Beruhige dich, mein Freund. Es geht ihr gut, sie ist auf dem Weg der Besserung. Zudem ist sie eine starke, junge Frau. Denkst du das nicht?
Sieh es doch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Es war nicht zu verhindern, dass ihr dieser Schmerz zugefügt worden ist. Wir konnten rein gar nichts daran ändern. Schenk den Ärzten dein Vertrauen. Sie wird dies überstehen und ihr werden noch viele weitere Steine in den Weg gelegt werden, die ihr weit aus größere Schwierigkeiten bereiten werden", mein Freund hatte neben mir auf dem weichen Polster Platz genommen und nie die Hand von meiner Schulter genommen, während die beruhigenden Worte seine Lippen verließen.

Ich ließ meinen Atem durch leicht geöffnete Lippen entweichen, bis sich keine Luft mehr in meinen Lungen befand. Wut fand sich keine mehr in mir. Nur noch die unbändige Angst und Besorgnis, die an mir nagte. Seitdem ich wusste, dass sie noch immer unter den Lebenden wandelt, waren meine Sorgen stetig mit jeder Stunde an jedem Tag gestiegen.
Ist das so, wenn man jemanden so lange nicht mehr gesehen hat? Aber nein! Ich war schon damals so besorgt.

Noch gut erinnere ich mich an die Zeit damals, als wir noch beieinander waren und es war mein sehnlichster Wunsch, dass die Zeiten wieder so unbeschwert und frei wie damals waren. Aber dafür geschah zu viel Böses und Grausames.

„Also gut", seufzte ich schließlich und schloss kurz die Augen, bevor ein bittendes Flehen in ihnen aufblitzte.
„Aber sagt mir sofort Bescheid, wenn es Neuigkeiten gibt."
Mein Gegenüber nickte und ein zartes Lächeln huschte über seine schmalen Lippen.

(Jenna POV)

Alles war schwarz! Dunkler als die tiefste Nacht. Ich spürte keine Schmerzen, nur ein sachtes Pochen, dessen Ursprung sich in meinem Arm befand. Dort, wo sich die Wunde befinden musste.
Bin ich tot? Nein oder? Ich hoffe nicht, denn dieser Tod wäre ja irgendwie langweilig.

Von weit her drang nach einer Weile eine Stimme gedämpft an mein Ohr, als wenn ich mich hinter einer Schicht aus Watte befinden würde.
„Jenna, mein Schatz. Werd wach, bitte!", flehte meine Mom und schon brach ihre Stimme ab. Es war mein tiefster Wunsch ihr zu antworten, doch meine Lippen standen nicht mehr unter meiner Gewalt.
Mom. Mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen. Mom ich liebe dich doch.

Ich spürte wie mir jemand über die Wange strich, eine zarte Geste der mütterlichen Liebe. Mein Finger zuckte und kurz darauf taten es meine Lider.
Endlich erlangte ich die Kontrolle zurück. Es war ein bizarres Gefühl keinen Muskel bewegen zu können. Eine Selbstverständlichkeit, die auf einmal ausfiel.

„Mom", krächzte ich nach einer Weile und brachte ein schiefes Grinsen zustande. Alles hinter dem Kopf meiner Mutter war verschwommen und unscharf. Ich registrierte nur eine Bewegung und dann Kathrin, als diese auf der anderen Seite des Krankenbettes erschien.
Nach und nach schärfte sich mein Blick und ich gewöhnte mich an das kühle, weiße Licht der Deckenlampen. Es war nicht gerade hilfreich, dass alle Wände in weiß gestrichen waren und das Sonnenlicht durch die großen Fenster fiel.

Meine Mutter hatte auf dem Bett Platz gefunden und verlor nun vor Freude Tränen.
„Jenna, Schatz. Was machst du nur für Sachen. Der Arzt hat erzählt, dass du eine tiefe Schnittwunde am Arm hast. Er war überrascht von deiner Ohnmacht", kurz huschte ein Schmunzeln über ihre Lippen. Ich wusste genau was sie meinte.
„Ich kann mein eigenes Blut nicht so gut sehen. Das bekommt mir nicht gut. Aber früher war es noch schlimmer", gab ich Kathrin eine Erklärung für meine leichte Ohnmacht.
„Weißt du eigentlich was du mir für einen Schrecken eingejagt hast? Caro dieses Biest. Das ist echt unmöglich", seufzte die Schwarzhaarige und rollte ihre Augen.
„Sie erwartet eine ordentliche Strafe. Wegen schwerer Körperverletzung wurde sie bereits automatisch angezeigt. Wir könnten auch noch Schmerzensgeld verlangen", erklärte meine Mom und strich behutsam über meinen Handrücken.
„Mein Arm fühlt sich an als wenn ihn irgendjemand abgesäbelt hätte", murmelte ich.
Sollte ich bei Caro auch noch nach Schmerzensgeld verlangen? Eigentlich ja schon. Wer weiß wie schlimm die Verletzung ist und Schmerzen habe ich ja schon. Vielleicht sieht sie dann endlich mal ein, dass sie nicht alles bekommen kann!

Als ein frustriertes Grummeln an mein Ohr drang, schaute ich auf.
„Krankenhäuser sind ja wirklich so schlimm wie man sich erzählt. Nicht einmal Zucker für den Kaffee hatten die. Verzeiht, aber Zucker konnte ich nicht mitbringen", Jasper kam meckernd ins Zimmer getreten und reichte meiner Mutter eine dampfende Tasse in die Hand.
„Trotzdem ein großer Dank, Jasper", erwiderte meine Mutter und nippte an dem heißen Getränk.

„Was machst du denn hier?", fragte ich perplex und zog die rötlichen Augenbrauen hoch.
„Irgendjemand muss Kathrin ja zum Krankenhaus fahren, wenn ihre Freundin sich den Arm aufschlitzen lässt. Und als überaus netter und zuvorkommender älterer Bruder fällt mir diese Aufgabe zu", breit grinsend stütze sich Jasper mit dem Ellbogen auf Kathrins Schulter ab, wurde aber sofort von dieser augenverdrehend weggeschoben.

„Übertreib es nicht, Brüderchen", meckerte sie gespielt genervt und schlug ihm leicht mit der flachen Hand gegen die Brust. Beide fielen in ein gemeinsames Lachen.
Selbst bei mir war ein schwaches Grinsen zu erahnen, aber mir war einfach nicht nach Freude zumute. Stetig pochte mein Arm und Schmerz zischte durch jeden Nerv in nächster Nähe der Wunde. Ich brauchte den betroffenen Arm nur einen Millimeter zu bewegen und schon zog ich scharf die Luft zwischen zusammengebissenen Zähnen ein und kniff die Augen fest aufeinander.

„Jenna beweg dich nicht zu viel. Du bist schwer verwundet, Schatz", besorgt blickte mir meine Mutter in die Augen, die wie matte Smaragde im Krankenhauslicht schimmerten.
„Du solltest dich ausruhen. Die Polizei möchte später auch noch vorbeikommen, um sich deine Meinung anzuhören, aber ich rede noch einmal mit ihnen, dass du dich erholen musst. Die Aussage deines Lehrers ist schon aussagekräftig genug", erklärte meine Mom, ich nickte nur zustimmend und ließ meinen Kopf behutsam zurück in das weiche Kissen gleiten. Einen roten Ring bildeten meine Haare um mich.

Nach einer Weile, in der ich tapfer gegen die Müdigkeit angekämpft hatte, die sich langsam in meinen Gliedern ausgebreitet hatte, drehte ich den Kopf zu der Seite, an der Kathrin saß. Ich beruhigte sie mit einem tapferen Lächeln.
„Danke, dass du hier bist. Du natürlich auch Jasper. Bleibt ihr noch etwas hier?“, bat ich leise mit müder Stimme.
Kathrin nickte sogleich und warf erst dann ihrem Bruder einen fragenden Blick zu. Ergeben stimmte er zu und setzte sich kopfschüttelnd auf einen weiteren Stuhl.
„Aber schlaf du nur Jenna“, erwiderte Kathrin lächelnd.

Ich brachte nur noch ein erschöpftes Nicken zustande, dann hatte die Müdigkeit den Kampf gewonnen. Schlaf hüllte mich ein und trug mich weit fort von der Realität.

Hey meine Lieben :)

Ich komme leider nicht mehr oft dazu zu schreiben, da ich viel zu tun haben, aufgrund meines FSJ.
Ich möchte aber auch nicht komplett meine FF pausieren, deshalb schreibe ich immer mal wieder :D

Ihr bekommt also noch Updates, nur nicht mehr allzu regelmäßig. Ich hoffe, dass stört euch nicht ^-^

Achja bei der Unknown Position handelt es sich um ein und dieselbe,Person. Zu Beginn gab es nochmal eine zweite, aber diese hat sich sehr schnell als Kathrins Sicht herausgestellt. Im Moment gibt es also nur die eine unbekannte Sichtweise :D

Laura :* 

Who you truly areWo Geschichten leben. Entdecke jetzt