Lómorë

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(Jenna POV)

Nach dem restlichen Unterricht des Tages trafen Kathrin und ich uns beim Fahrradständer.
"Hey", rief ich erfreut, als ich ihr glänzend, schwarzes Haar und die große, aber zierliche Figur neben unseren Rädern entdeckte. Ein wohliges Gefühl von Akzeptanz und Zufriedenheit breitete sich in meinem Bauch aus und mein Lächeln wurde noch breiter. Noch nie hatte ich solch eine Freundschaft verspürt, besonders nach der kurzen Zeit, die ich Kathrin schon kannte.
"Ah das bist du ja endlich", rief sie erfreut und umarmte mich einfach ohne Vorwarnung. Sofort erwiderte ich diese Geste und tanzte innerlich vor Freude.
Eine Freundin! Das ist so schön! Endlich mal werde ich von jemandem so akzeptiert wie ich bin.
"Wem hast du geschrieben?", fragte ich neugierig, als ich sah wie sie ihr Handy in die Hosentasche verschwinden ließ.
"Ach nur einem Bekannten, der mit meinem Bruder befreundet ist. Ich kenne ihn auch, aber wir schreiben nur ab und zu, weil ich ihn lange Zeit schon nicht mehr sah", erklärte Kathrin, zuckte mit den Schultern und schloss wie ich ihr Fahrrad auf.
Kathrins Bruder würde ich auch gerne mal kennenlernen!
Dachte ich bei mir und schob mein Gefährt neben Kathrin her. Der Schulhof war viel zu überfüllt mit tratschenden Schülern, die sich auf den Weg zu den Bussen machten, als dass wir fahren konnten.
"Aber reden wir nicht von dem Bekannten. Du erzähltest heute morgen etwas von einem krassen Traum", begann Kathrin und lenkte das Gespräch sofort in die ihr liebere Richtung. Ich hatte schon bemerkt, dass sie nicht gerne von ihrer Familie sprach und dass fand ich auch nicht schlimm.
"Jaaa....genau der Traum", murmelte ich mit belegter Stimme, stieg auf und trat kräftig in die Pedale um Kathrin folgen zu können. Aufgrund der Gitarre, die hinten wieder befestigt war, als würde mein Leben davon abhängen, was in gewisser Weise auch tat. Es gab nicht viel was mir wichtiger war als meine Musik! Besonders meine Gitarre, von Ed Sheeran höchstpersölich signiert. Es wunderte mich immer noch, dass ich damals, als ich ihn getroffen hatte, nicht vor Aufregung und Schreikrämpfen nicht ohnmächtig geworden war. Aber er war einfach so cool gewesen, ganz gemütlich, hatte mit mir geredet, als wenn er jemand ganz normales gewesen wäre und ich? Ich saß dort wie ein komplettes Häufchen bestehend aus Schweiß vor Aufregung, ein Nervenbündel! Aber mit der Zeit hatte ich mich beruhigt, mein Herzschlag war normal geworden und was niemand wusste war, dass ich mit ihm sogar eines seiner Lieder im Duett gesungen hatte.
Ein kleines Schlagloch in der Straße holte mich in die Realität zurück, als ich fast hindurchgefahren wäre. Im letzten Moment konnte ich noch mein Lenkrad herumreißen und wäre deshalb fast gestürzt. Mein Herz schlug mir wild gegen die Rippen unter meinem weißen Shirt und einige rotbraune Locken hingen nach vorne in mein zierliches Gesicht.
"Ja der Traum", begann ich noch einmal und schloss nach meinem Beinahe-Stunt wieder zu Kathrin auf, die nur lachend den Kopf schüttelte. Ihr Lachen war hell und lieblich, überhaupt nicht nervig.
"Also im Traum habe ich ein kleines Mädchen gesehen, ich weiß nicht so um die sechs, sieben Jahre vielleicht. Ihr Haar war dunkel und ihre Augen glitzerten rötlich, aber das lag an dem Feuer. Sie befand sich nämlich in einer brennenden Stadt und deshalb habe ich auch nicht viel gesehen. Zusätzlich war natürlich auch noch Nacht. Bei dem Mädchen war ein junger Mann, der sie dann aus der Stadt brachte. Ob sie es geschafft haben, weiß ich nicht. Bin wachgeworden."
"Aber das ist doch kein komischer Traum! Okay vielleicht ein wenig wegen dem Inhalt", unterbrach mich Kathrin und zog verwirrt ihre perfekt gebogenen schwarze Augenbraue nach oben.
"Ja das alleine nicht. Das was mich so verwirrt hat, waren die Intensität und vor allem was ich dabei vom Traum mitbekam. Weißt du es war so, dass ich auch nach dem Aufwachen die Hitze des Feuers spürte und jetzt schon wieder, wenn ich nur daran denke. Und ich habe jetzt gerade auch wieder das Gefühl als wenn mein Shirt durchnässt wäre", erklärte ich und war selbst ganz verwirrt von dem Traum. Mittlerweile dachte ich nicht einmal mehr, dass es sich überhaupt um einen Traum gehandelt hatte, vielmehr eine Erinnerung.
Aber von wem? Und warum erinnere ich mich daran?
"Jetzt bin ich noch verwirrter als zovor", lachte ich gespielt was zum Ende hin in ein schiefes, gezwungenes Lächeln überging.
"Hier geht es lang zum Gestüt Hensen", meldete Kathrin und bog in einen kleinen Feldweg ab, der kurz vor der Straße in den dichten Wald führte, die Kathrin gestern entlanggefahren war.
Die Bäume standen dicht bei dicht, Eichen teilten sich ihr Gebiet mit Kiefern und Buchen. Alles erstrahlte im satten Grün und im Herbst würden alle in den verschiedensten Gelb und Orangetönen getaucht sein. Der laue Wind brachte die Blätter zum Rascheln und nur dies und das Geräusch der Reifen auf dem Sand drangen an unsere Ohren.
"Ja das ist schon ein verrückter Traum. Aber das Gute an Träume ist, dass man sie einfach irgendwann mehr oder weniger vergisst. Ich hatte es zwar noch nie, dass einer meiner Träume so intensiv war, aber naja...", Kathrin stoppte kurz und fuhr wieder auf eine asphaltierte Straße, die direkt zu einem großen Hof führte.
"Denk einfach nicht mehr daran und jetzt sind wir auch endlich da", verkündete sie freudenstrahlend und auch ich blickte neugierig und angespannt auf um alles in mir aufzunehmen. Das baldige Wiedersehen versetzte mich in Freude und für eine Weile dachte ich wirklich nicht mehr an den Traum, der mich aber so schnell nicht loslassen würde.
Kathrin und ich fuhren durch einen großen Torbogen, der die komplette Straße überragte. Darauf stand in schnörkerliger, leicht zur Seite geneigten Schrift: Reitgestüt Hensen.
"Sieht wirklich schön aus", flüsterte ich als wir an Weiden, die mit Holzzäunen umrandet waren, vorbeiradelten und auf das große Haupthaus und die Ställe zufuhren. Wir passierten einen Paddock und mehrere Reitplätze mit Tribünen, auch eine Reithalle befand sich zu unserer Linken.

Gerade als wir unsere Fahrräder unter einer großen Blutbuche abstellten, die mitten auf dem Hof stand und fast den gesamten Platz mit ihren tiefroten, in der Sonne lila glänzenden Blättern, überragte, wurde die Tür vom Haupthaus geöffnet und ein Mann mittleren Alters kam auf uns zu.
"Jenna Breuker?", fragte er und kam mit einem freundlichem Lächeln auf den breiten Lippen aus uns zu.
"Ja das bin ich", meinte ich und hob kurz die Hand. Unter dem über 100 Jahre altem Baum gaben wir uns die Hand und er schüttelte sie. Seine große, von der Stallarbeit gezeichnete Hand umschloss meine Hand völlig, aber sein Händedruck war angenehm.
"Ich bin der Besitzer von all dem hier und wer sind sie junge Dame?", fragte er und wand sich an Kathrin, deren Hand er auch schüttelte.
"Kathrin, Herr Hensen, die Freundin von Jenna", stellte sie sich währenddessen vor.
Freundin hat sie gesagt!
Innerlich verfiel ich wieder in einen Schreikrampf, aber nach außen strahlte ich die vollkommene Ruhe aus.
"So höflich, aber nennt mich doch Joachim", schlug er mit breitem Grinsen vor und klatschte in die Hände.
"Normal müsste sie jeden Moment kommen. Wir haben dort drüben schon einen kleinen Teil der Weide abgetrennt, damit sie sich zuerst mal an die anderen gewöhnen kann. Mein Sohn müsste auch gleich kommen um zu helfen. Ah da ist er ja", erfreut wunk er einen jungen Mann zu sich, der gerade einmal die 20 überschritten hatte.
"Niklas da bist du ja und wie aufs Stichwort kommt auch der Transporter", noch einmal klatschte Herr Hensen in die Hände und wischte sich diese an seiner Arbeithose ab. Niklas lief in Reithose und einem schwarzem T-Shirt auf uns zu und begrüßte uns kurz mit einem 'Hi'
"Hey", meinten Kathrin und ich zur gleichen Zeit, schauten uns an und lachten.
"Endlich", rief ich, als auch meine smaragdgrünen Augen den Transporter entdeckt hatten. Sofort fingen sie an zu leuchten und die Aufregung nahm an Intensität zu.
Der Transporter fuhr durch den Torbogen und hielt neben dem Gatter zur Weide. Der Fahrer stieg aus und wechselte kurz ein paar Worte mit Hensen, bevor dieser und ein Zeichen mit der Hand gab.
"Kommt mit", meinte Niklas und ging voran, ich folgte ihm auf der Stelle und riß Kathrin förmlich mit.
"Da ist aber jemand aufgeregt", meinte sie lachend.
"Jap", erwiderte ich und folgte Niklas, der dieselben schokobraunen Haare und Augen wie sein Vater hatte, auf die Rückseite des Transporters. Sowohl der Fahrer als auch Niklas Vater Joachim hatten die Schlösser geöffnet und klappten gerade die Rampe auf. Ein lautes Wiehern drang an meine Ohren und augenblicklich machte mein Herz einen freudigen Hüpfer.
Endlich!
Dachte ich und konnte es kaum noch abwarten sie endlich wiederzusehen. Und dann endlich erschien eine schwarze Schnauze in der Öffnung des Anhängers und kurz darauf der erste dunkle Huf, haselnussbraune Augen folgten, die die Umgebung neugierig musterten.
"Wow!", staunte Kathrin als sie plötzlich leise schnaubte und mit einem Satz über die Rampe sprang. Ihre pechschwarzen Ohren drehten sich in jede Richtung, sie schnupperte in der Luft und wedelte die Fliegen mit dem langen ebenfalls schwarzem Schweif weg.
Genau genommen war ihr gesmates Fell pechschwarz und glänzte vor Gesundheit trotzend in der Sonne.
"Das ist dein Pferd?", fragte Kathrin und ich nickte stolz. Sie drehte ihren Kopf in unsere Richtung, wieherte und kam auf uns zugetrabt. Direkt vor mir blieb sie stehen, senkte den erhabenenen Kopf und drückte ihn gegen meine Brust.
"Ja meine Süße. Ich habe dich auch vermisst", flüsterte ich und sgreichelte über ihr weiches Fell, doch sie schmuste sich nur noch mehr an mich.
"Ist ja gut Lómorë", lachte ich laut und schob ihren grazilen Kopf von mir weg. Empört schnaubte sie und tribbelte mit den Hufen auf dem Boden. Jeder Muskel war angespannt und stolz stand sie vor mir.
"Schwarze Nacht", hauchte Kathrin begeistert.
"Das passt."
Ja das fand ich auch! Dass Kathrin Elbisch konnte wusste ich ja bereits und so überraschte es mich nicht, dass sie den Namen meiner Stute übersetzen konnte.

Heyyyy :) wieder vier Freistunden xD
Ich liebe diese Ff so sehr und glaubt mir damit habe ich noch soooooooooooooooo viel vor :D

Und wisst ihr was.....
Ich habe gestern Rea Garvey gesehen *-* er war sowasvon cool und er hat extra für uns sein Konzert länger gespielt als eigentlich gedacht war *-* sein Akzent wenn er Deutsch spricht ist live noch besser als im Fernsehen bei The Voice of Germany. Es war einfach nur so geil, dass Emlichheim in der Grafschaft Bentheim das kostenlose Konzert von Rea Garvey bei ffn gewonnen hat *-*

Laura :*

Who you truly areWo Geschichten leben. Entdecke jetzt