Age is just a number

Seit wann seit ihr denn solche Taylor Swift Fans?

„Okay. Du gibt's sofort zu, dass das Foto, was Niall gepostet hat du warst.", rief Sam aufgebracht. „Ja.", sagte ich und wischte mir die Tränen von den Wangen. Ich hasse Verabschiedungen. Besonders von Niall. „Naww Baby, hör bitte auf zu weinen. Das bricht mir mein Herz." Glaub mir Sam, mein Herz bricht auch immer, wenn Niall mich verlässt. „Wo ist er denn heute? Vielleicht gar nicht so weit von uns entfernt."

Ich schmiss meine Schultasche, die auf meinen Beinen lag ihm gegen den Bauch. „Er hat heute ein Interview in Amerika." Sam bemerkte zum Glück, wie unpassend das war. „Oh guck mal! Da kommt Jamie.", versuchte er mich ab zu lenken.

„Hallöchen meine hübschen!", rief sie und hängte sich uns um den Hals. Dabei hatte ich das Gefühl, ich müsste sterben wegen ihrer Riesen Parfüm Wolke. Sie sah heute auch ein bisschen anders aus. Sie hatte schwarz umrandete Augen und dunkel roten Lippenstift auf den Lippen. Als sie sich neben uns setzte, öffnete sie ihre Handtasche, die viel zu klein war, um dort überhaupt ein Schulheft rein zu bekommen. Sie steckte ihre Hand hinein und zog eine Packung Zigaretten heraus. Panisch sah ich mich über den Schulhof um, um zu sehen, ob hier in unserer nähe irgendein Lehrer herum schlich.

„Geht's noch?", flüsterte ich. „Du kannst doch nicht einfach auf dem Schulhof rauchen. Vor allem, seit wann rauchst du überhaupt?", fragte ich sie jetzt entgeistert nach.

Sam sah sie auch mit großen Augen an. „Chillt doch einfach mal, okay? Es ist meine Sache, ob ich rauche oder nicht und falls es euch aufgefallen ist, laufen hier hinten nie Lehrer lang." Sie klickte mit dem roten Feuerzeug und zündete sich ihre Zigarette an. „Wollt ihr auch?", dabei kam der Qualm wieder aus ihrem Mund heraus. Was zur Hölle ist mit der kleinen, netten und schüchternen Jamie passiert?

„Treffen wir uns heute am See?", fragte Jamie, nachdem sie fertig war und sich ein Kaugummi in den Mund steckte.

„Ja, ich denke schon." Die beiden sahen jetzt zu mir, weil sie wissen wollten, ob ich auch kommen würde.

„Ja, aber ich kann nicht allzu lange bleiben.", ich wollte nachher nämlich noch das Interview gucken. „Dann lasst uns doch nach der Schule zu mir gehen. Dann können wir uns paar Sachen mit nehmen und dann zum See.", schlug ich vor, da die anderen in ganz andere Richtung mussten.

Wir lagen zusammen auf der Wiese an unserem See, wo wir uns immer trafen, um über Jungs oder andere Probleme zu sprechen. Die Beine lagen halb im Wasser und Jamie paffte wieder fröhlich eine Zigarette.

Ich stützte mich auf mein Ellebogen und sah mir ihr Profil an. „Wieso hast du eigentlich angefangen? Also mit dem Rauchen?", fragte ich sie, weil mich das brennend interessierte, warum sie nicht mehr die kleine schüchterne ist. Ich mein, ich freu mich für sie, wenn sie endlich selbstbewusster geworden ist, aber das muss man doch nicht gleich mit Rauchen zur Show stellen.

„Beruhigt mich halt. Willste auch mal?", sie hielt mir ihre glühende Zigarette vor mein Mund. „Ist wirklich nicht so schlimm, wie alle immer behaupten. Vielleicht die erste Zigarette ist ein bisschen scheiße, aber danach wird es dir gefallen.", sagte sie sicher.

„Also ich würde es nicht tun.", kam von Sam, der eine Sonnenbrille auf hatte und zur Sonne sah. „Ich auch nicht. Kommt halt ein bisschen komisch rüber, wenn du von jetzt auf gleich mit dem Rauchen anfängst.", ich zuckte mit den Schultern, so als ob es mich überhaupt nicht interessieren würde, was es aber ziemlich tat.

„Ich muss euch was sagen.", Sam lächelte jetzt wie so ein verrückter. „Schieß los.", kam von Jamie zurück.

„Ich hatte gestern ein Date. Mit Adam.", sein grinsen reichte bestimmt bis zum Mond und wieder zurück. „Oh mein Gott, das ist doch wundervoll!", quitschte ich in seine Ohren. „Er ist einfach so toll und nett und zärtlich. Oh man, er steckt voller liebe und am liebsten würde ich von morgens bis abends in seinen Armen liegen...." „Ich glaube," unterbrach ich ihn „dich hat es total erwischt.", ich freute mich unglaublich doll für Sam, dass er endlich mal einen Jungen kennen gelernt hat. „Ihn hat es mehr als nur erwischt. Er ist ja schon fast so, wie, wenn du von Niall schwärmst.", grinste Jamie. „Apropos, ich will jetzt keine schlechte Laune verbreiten, aber warst du schon auf Instagram meine Liebe?", wechselte Sam plötzlich das Thema.

„Als deine besten Freunde, haben wir die Aufgabe, dich vor allem möglichen zu warnen.", sprach Jamie weiter. Verwundert sah ich von Sam zu Jamie und wieder zurück.

„Will ich überhaupt wissen, was passiert ist?", fragte ich mit einem schlechten Bauchgefühl nach. „Eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Es kommt immer darauf an, wie man es sehen will.", erklärte Sam wieder. „Zeigt es einfach. Solange es nicht Niall ist, der Melissa seine Zunge in den Hals steckt, wird es ja wohl kaum so schlimm sein.", versuchte ich mir selber mut zu zureden. Sam und Jamie sahen sich über meinen Kopf hinweg an.

Ach du heilige Scheiße.

Jamie kramte wieder in ihrer mini Handtasche nach ihrem Handy. Als sie es hatte und darauf herum getippt hatte, hielt sie es mir hin. Ich kniff die Augen einmal fest zusammen und sah dann mit klopfendem Herzen hin. Vor Erleichterung viel mir das Handy fast aus der Hand. Auf dem Bild sah man nur, wie Taylor Swift ausgelassen auf einer Party einen Typen abknutschte und der Typ war auf keinen Fall Niall.

„Seit wann seid ihr denn solche Taylor Swift fans?", wollte ich von ihnen wissen. „Ich glaube, du hast den Sinn nicht in dem Bild gefunden, stimmts?", fragte Jamie seufzend. Sie nahm mir das Handy aus der Hand, screenshotete es und machte das Bild dann in der Galerie auf. Dort vergrößerte sie das ganze und man konnte den Hintergrund erkennen. Leider.

Miss Ariana Grande vergnügte sich mit meinem Freund. Schlampe.

Meinem Freund schien das ganze anscheinend zu gefallen. Scheiß Wichser.

Um es mal genau zu erläutern: Niall tanzte wahrscheinlich und Ariana kam vorne an und presste ihren Po gegen Nialls Körpermitte. Damit noch nicht genug, nein es kommt noch besser. Niall hat seine Hände auf ihren Brüsten gelegt und Ariana schien das auch zu gefallen.

Okay, bevor ich jetzt Jamies Handy im See versenke, versuch ich mich zu beruhigen. Was hat er damals gesagt? Ich soll mir erst seine Version anhören. Auch wenn ich stark bezweifle, dass er es irgendwie erklären könnte. Die Wahrheit ist eigentlich, ich suche ein Grashalm, wo ich mich schon fast verzweifelt fest klammern konnte, damit ich Niall nicht noch mal verliere.

Meine Hand zitterte, als ich Jamie wieder ihr Handy zurück gab. Vielleicht sollte ich auch eine Zigarette rauchen.

Ich musste das erst mal alles verarbeiten. Ich war weder fröhlich, noch realisierte ich die ganze Situation.

„Baby, ist alles gut?", fragte Sam, als ich nur auf den See starrte. „Ich denke, ich geh jetzt besser nach hause.", murmelte ich und packte meine Tasche. „Ihr könnt ja später eure Sachen bei mir abholen.", informierte ich sie.

Bevor irgendwer noch irgendwas sagen konnte, war ich weg.

Die Natur, die vorhin noch so hübsch gestrahlt hatte, widerte mich jetzt an. Toller Tag. Wütend kickte ich gegen die ganzen Pusteblumen, die in meinem Weg standen und zertrampelte die Blumen. Es gab wirklich kein passendes Adjektiv, mit dem ich meine Laune und meine Gefühle beschreiben könnte. Angepisst? Nein. Sauer? Untertrieben.

Am liebsten würde ich jetzt anrufen und ihm die Hölle heiß machen. Und ich würde wahrscheinlich Schluss machen. Für immer. Ich sehe wirklich keinen Sinn mehr. Immer wieder baut einer Scheiße, wo es im meisten Fall Niall ist. Er ist wie so ein kleines Kind, dem man verboten hatte an die Kekse zu gehen. Als ob er es extra machen würde, weil ich es ihm verboten hätte. Ich werde ihn dieses mal auf keinen Fall als erstes Anrufen. Mal gucken, wann er selber bemerkt, dass er einen Fehler gemacht hat. Einen großen Fehler.

Wieso läuft es bei uns denn nie so gut? Mach ich irgendwas falsch? Ist es, weil ich noch so Jung bin? Noch nicht so viel erlebt habe wie er? Weil ich noch nicht so erfahren bin? Weil ich noch nicht mit ihm geschlafen hab? Wo liegt dieses verdammte Problem?

Tja, vielleicht liegt es gar nicht bei dir, Schätzchen, sondern bei ihm.