~Du bist 11 und er ist 20

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Hach, ist es nicht herrlich von einem Wecker geweckt zu werden?

Definitiv nicht, nein.

Trotzdem machte ich ihn aus, ohne mein Wecker dabei an die Wand zu klatschen.

Denn, auch wenn einige mich jetzt mit ihrem ‚Was-ist-mit-ihr-schief-gelaufen' Blick betrachten werden, aber ich mag die Schule. Wirklich.

Ich werde jetzt auch nicht dafür bezahlt, dass ich behaupte, dass die Schule toll wäre, aber stellt euch mal vor, ihr müsst in einem langweiligen Büro arbeiten. Ohne eure Freunde, ohne eure geliebten Lehrer. Nicht alle benehmen sich so Zombiemäßig. Es gibt durchaus auch welche, die wirklich nett sind. Zum Beispiel die, die euch in den Arbeiten die Lösungen geben oder euch sagen, wo ihr am besten eure Spicker verstecken solltet.

Es gibt auf der anderen Seite aber auch die Lehrer, die euch beim Husten aus der Klasse werfen und euch bloßstellen, wenn ihr nicht wisst, was 73 hoch 6 ist. Im Kopf.

Allerdings das frühe aufstehen könnten sie abschaffen. Das ist nämlich so gar nicht meins.

Missmutig rollte ich mich schon halb, anstatt wie ein normaler Mensch die Augen zu öffnen und aus dem Bett zu steigen, aus dem Bett auf den Boden.

Super, jetzt liege ich zwischen Bett und Wand eingeengt auf dem Boden.

Und während ich mir meine Decke ansah, fiel mir ein, dass ich meine Schwester noch wecken sollte.

Ich hab ja auch sonst nichts besseres zu tun.

Bevor ich meine kostbaren Nerven an ihr verschwenden würde, rappelte ich mich aus dieser Lücke hoch und schlurfte ins Badezimmer, wo ich mir einen Waschlappen aus dem Regal mit den Handtüchern nahm und ihn unter eiskaltem Wasser hielt.

Ich werde mich schon auf ihr gequältes Gesicht freuen, wenn sie nach Mama und Papa schreien wird.

Auf Zehenspitzen lief ich aus dem Badezimmer über unseren Flur bis zu ihrer Tür. Leise, wie ein Indianer, waren das überhaupt die Indianer, die so leise waren? Wieso nicht die Deutschen? Also eher, so leise wie ich es konnte drückte ich die Klinke ihrer Tür herunter und schob die Tür auf.

Zu meiner Enttäuschung sah ich aber, wie sie auf ihrem Bett saß und an ihre Wände starrte. Ihre Wände waren voll mit Postern von irgendwelchen Stars, was ich nie verstehen konnte. Wer hängt sich freiwillig ein halbnacktes Bild von Justin Bieber in sein Zimmer. Oder wer erträgt den Blick von Taylor Swift auf sich, wenn man sich umziehen will. Aber von einer ganz bestimmten Band hing ihr ganzes Zimmer voll. Manchmal fragte ich mich, ob man überhaupt noch ihre Wandfarbe sehen konnte, die sie damals unbedingt haben wollte.

Sie wandte kurz ihr Gesicht zu mir, aber sah dann sofort wieder auf ein Poster von ihrer Lieblingsband One Direction. Ich wusste ein wenig über sie. Wirklich nicht viel, weil mich fünf Männer, oder eher Jungs, die Musik machen, als würden sie Katzen quälen nicht wirklich interessieren. Außerdem wurden sie überdreht da gestellt. Wer hat Angst vor Löffeln? Ist der Typ irgendwie eine neue Art von Vampir, nur das anstatt Knobloch, Löffel helfen soll? Also das würde ich viel besser finden. Knoblauch stinkt viel zu sehr und Löffle sind neutral und stinken nicht so sehr, wie Knoblauch.

Ich sehe es schon kommen, irgendwann wird mir jemand ins Gesicht hauchen, weil er eine Knoblauch Pizza gegessen hatte. Da ich sowieso eine blasse Hautfarbe hatte, würden mir die Menschen demnächst Löffel entgegen strecken. Wie man merkt, sind die frühen Morgenstunden, meine kreativsten. Ich denke über den größten Müll aller Zeiten nach.

„Weißt du Luna," Jetzt würde mir meine Schwester wieder irgendetwas über diese tolle Band erzählen, die man einfach nur lieben konnte, laut ihr.

„Jeden Morgen, wenn ich aufwache, wünsche ich mir, dass er neben mir liegt und mir liebevoll durch die Haare streicht." Kurze Bemerkung nebenbei, sie ist 11. 11 Jahre alt.

„Nach einem Kuss, würde er mir wie jeden anderen Morgen auch eine Liebeserklärung machen. Nachdem wir noch zusammen gekuschelt haben, würde er mir Frühstück machen, während ich Duschen gehe. Würdest du dir das nicht auch wünschen, Luna?", fragte sie mich und schloss damit ihre morgendliche Lektion über die Liebe ab.

Vielleicht sollte ich ihr mit dem Waschlappen, den ich immer noch in der Hand hielt und allmählich ihren ganzen Teppich nass tropfte, doch noch gegen ihren Kopf hauen.

Aber weil ich ja nicht vollkommen gemein bin, werde ich sie jetzt vorsichtig, ohne Wasser aus ihrer rosa roten Seifenblase, oder wo auch immer sie drin steckt heraus holen.

„Sue, ich möchte jetzt ungern deine Fantasien kaputt machen, aber dir ist schon klar, dass du 11 bist und er ist 19 oder 20? Wenn ich mich nicht verrechnet habe, dann wäre das ein Altersunterschied von genau 9 Jahren." Eigentlich wollte ich damit bezwecken, dass sie heulend weg rennt, aber mit ihrer Antwort rechnete ich gar nicht.

„Luna, ich weiß das, aber du willst doch nur davon ablenken, dass du auf Niall stehst, aber du es nicht zu geben willst, weil ihr einen Altersunterschied von 6 Jahren habt."

Ich hielt nur meinen Mund und schüttelte mit dem Kopf. Ich wusste nicht einmal wer dieser Niall war. Ich glaube, der schwarzhaarige, aber der war mal so gar nicht mein Typ.

Und außerdem interessiert mich das alter äußerst wenig. Selbst wenn eine 30 jährige mit einem 60 jährigen zusammen ist, sollen sie doch glücklich sein. Es ist nicht meine Sache und wenn sie sich doch lieben, dann ist doch alles wunderbar, oder nicht?

Ich drehte mich einfach nur um, den Waschlappen hatte ich ihr auf das Kopfkissen gelegt, damit sie heute Abend ein schön nasses Kissen hatte und verließ dann ihr Zimmer. Ich hatte wirklich keine Lust um sieben Uhr Morgens mich mit ihr zu streiten. 

Age is just a numberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt