Kinky schläft immer noch in einem komatösen Zustand. Ich sitze im Schneidersitz auf dem Boden, ihren Kopf in meinem Schoß. Ihre Haut ist schweißnass und ihre Augen geschlossen. Ich lege einen Finger an ihren Hals um ihren langsam gehenden Puls zu spüren. Sie ist nicht tot. Ich kann kaum sagen, wie sehr mich das erleichtert.
Die Hunde stürmen ins Zimmer. Sie spielen Fangen um mich herum und ich ziehe erschrocken den Kopf ein. „Die machen schon nichts", sagt Drugs. Er sitzt ein paar Meter weiter an der Wand, mit halb geschlossenen Augen und einer Zigarette in der Hand. Das tut er schon seit ein paar Stunden, seit ich angefangen habe, Kinky von ihrer Kotze zu befreien, den Raum notdürftig zu reinigen und die Hunde zu versorgen. Drugs hat sich nicht beteiligt, hat mir bloß zugesehen und ab und zu etwas gesagt. „Sagst du", murmle ich. Mein Hals tut weh, weil ich das Weinen so lange unterdrückt habe, bis es weg war. Jetzt brennt meine Kehle und meine Nase ist verstopft.
Kinky gibt ein leises Stöhnen von sich. Ich betrachte sie während sie ihre Augen öffnet, ganz langsam, ganz vorsichtig, als hätte sie Angst vor dem was sie sehen könnte. Als sie mich erkennt lächelt sie schwach. „Hey" Ihre Stimme klingt furchtbar. Sie wischt sich mit der Hand über den Mund, danach legt sie diese auf ihren Bauch. Ich kann keine Veränderung erkennen, immer noch rund und schwanger. Kinky schließt wieder die Augen. „Kannst du deinem Kerl sagen, er soll sich verpissen? Ich hab grad überhaupt keinen Bock auf ihn"
Entschuldigend sehe ich zu Drugs hinüber, der sich schnaufend erhebt und zu mir herüber kommt. Mit einer Hand stützt er sich auf meinem Kopf ab um sich über mich zu beugen und Kinky anzusehen. Die blinzelt zurück. „Nur weilste grad halb abgekratzt bist, haste kein Recht mich rauszuwerfen. Ich kann hier genauso bleib'n wie Husky", knurrt Drugs. Ich atme tief durch. Hoffentlich steigert sich keiner der beiden in einen Streit hinein, in Kinkys Zustand ist das sicher nichts Gutes für sie. „Das ist mir Schnuppe", erwidert diese gerade. „Hau einfach ab, bitte. Ich tu deinem Freund schon nichts, ich will nur mit ihm reden"
Drugs zieht sich zurück. Er dreht sich um und geht ohne ein weiteres Wort, vor der Tür dreht er sich allerdings noch einmal um und spuckt ein: „Fotze" aus. Dann ist er weg.
Kinky setzt sich schwerfällig auf und krabbelt zu einer der Matratzen um sich darauf zu legen. Nach einigem Zögern folge ich ihr. Wir liegen nebeneinander auf dem Rücken, starren an die Decke und schweigen. Ich betrachte die Risse in der Farbe und lausche meinem lauten Herz. Er hört sich an als hätte ich einen Presslufthammer in meiner Brust. „Ich hab nichts gesoffen", unterbricht Kinky dann die Stille. Sie sieht mich nicht an und ich sie auch nicht. „Ich weiß nicht wieso mir plötzlich so übel war, ich musste einfach kotzen, es hat sich angefühlt, als würde ich meinen Magen rauswürgen. Oder das Baby. Ich glaub ich bin kranker als gedacht"
„Mh" Mehr fällt mir beim besten Willen nicht ein. Was will mir Kinky damit sagen? Ich werde schon wieder nervös, aber ich zwinge mich zum Ruhigbleiben. Tief durchatmen. Augen zumachen.
„Du erinnerst dich vielleicht nicht, aber da gibt es so einen Typ. Den habe ich kennengelernt in dem Club wo du auch mit warst, der mit den vielen Piercings. Aber das ist auch egal, genauso wie er heißt. Irrelevant. Das Wichtige ist eher, dass er mir etwas vorgeschlagen hat. Etwas wirklich Cooles. Er kommt aus Österreich und fährt morgen auch dorthin zurück. Er hat gemeint, ich kann mitkommen mit ihm. Dort wo er wohnt haben sie ein echt gutes Mutter-Kind-Haus, ich hab's überprüft, es stimmt wirklich. Die nehmen da Leute auf auch ohne Geld. Die helfen ihnen und versuchen sie wieder ins Leben zu bringen" Kinky berührt mich sanft an der Schulter. „Und ich würde da echt gerne mit. Ich werde auch mitfahren, morgen Früh. Ich wollte es dir nur gesagt haben falls du... keine Ahnung. Damit du dich nicht fragst wo ich bin, wenn du mich vermisst oder sowas. Ich weiß, du hast eigentlich viele Gründe mich zu hassen und wahrscheinlich tust du das auch und bist froh, wenn du mich los bist. Ich wollte es dir nur gesagt haben. Damit du es weißt"
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Have you lost your fighting spirit?
Teen FictionAusgegrenzt, ungewollt und einfach nur verarscht; so fühlen sie sich. Der Abschaum, wie sie sich selbst manchmal nennen, zu schlecht für die Gesellschaft, zu gut zum Sterben irgendwie. Sie treiben auf der Oberfläche mit einem Fuß am Grund. Wer sie s...