Überarbeitet
Ich weiß nicht mehr wo Kinky hin will, ich habe komplett die Orientierung verloren. Meine Hände ballen sich nervös zu Fäusten und ich versuche neben Kinky zu bleiben, aber die hüpft immer wie ein übermütiges Kind voraus. Wir sind tief in der Innenstadt, dort, wo es tagsüber nur so von Menschen wimmelt – die Einkaufsmeile. Breite Straßen die kein Ende zu nehmen scheinen und auf denen Kinky ab und zu lachend ein Rad schlägt. Aber wenigstens die Beleuchtung ist halbwegs passabel, die Laternen flackern kaum, man sieht einige Meter weit. Kinky ist plötzlich wieder neben mir und deutet mit dem Finger in die Dunkelheit. "Da vorne g'hörn wir hin, siehst du's? Daaaaa!" Ich nicke unsicher und stolpere ihr hinterher, obwohl sie schon wieder losrennt.
Je näher wir kommen erkenne ich es besser, bis wir schließlich davor halt machen – der Eingang zu einem Humanic. In den vielen bodentiefen Fenstern spiegeln wir uns; ein dünnes, auf und ab hüpfendes Mädchen, deren schulterlange Haare um sie herum wehen und ein vergleichsmäßig kleiner Junge, der in gebückter Haltung und mit zu Fäusten geballten Händen daneben steht und unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt. Mit einem verächtlichen Schnauben drehe ich mich weg. "Sei jetzt leise", raunt Kinky mir ins Ohr und zieht die Schultern an, dann schleicht sie weiter, zu einer zusammengesunkenen Gestalt die etwas weiter entfernt unter dem Vordach vor den versperrten Türen sitzt und, soweit ich erkennen kann, an ihren Fingernägeln kaut. Kinky nähert sich ihr von seitlich hinten und rammt ihr, als sie neben ihr ist, ohne Vorwarnung und anscheinend ziemlich fest den Fuß in die Seite.
Die Person springt augenblicklich mit einem entsetzten Schrei hoch. Kinky wird am Hals gepackt, gegen die Türe gepresst. Jetzt erkenne ich auch, dass es ein Junge ist, mit struppigen schwarzen Haaren und zu großen Klamotten, die ihm am schmalen Körper hängen. Er erinnert mich ein wenig an ein Frettchen, zuckende Nase, gebleckte Zähne und spitzes Gesicht. "Du Miststück!", faucht er Kinky an und schlägt ihren Kopf einmal fest gegen die Scheibe. „Benutz deine verfickte Stimme wenn du mich aufwecken willst! Du dumme Hure!" Kinky windet sich unter seinem Griff bis er sie loslässt und tritt einen Schritt zurück. Sie hustet und mustert ihn abschätzig. "So macht es viel mehr Spaß, Kevin, das weißt du doch. Hast du die anderen heute schon irgendwo gesehen? Kommen sie noch, wo sind sie?" Kevin setzt sich langsam wieder hin, verknotet seine langen Beine zu einem Schneidersitz und hebt die Hand wieder zu seinem Mund, bevor er nuschelt: "Nein. Keine Ahnung. Nicht da." Kinky schnaubt, lässt sich aber neben ihn sinken, mit einem Sicherheitsabstand zwischen ihnen. Ich verstehe nicht ganz, wieso sie das tut. Vorhin hat es noch so ausgesehen, als würde er sie gleich umbringen. Unschlüssig bleibe ich stehen und starre auf meine Füße.
"Wer ist der da?" Die Stimme kommt aus dem Nichts und ich kenne sie nicht, was mich dazu bringt, die Schultern so hoch zu ziehen wie ich kann. Der Gedanke, dass mich jemand beobachtet, den ich nicht sehen kann, verunsichert mich. Vorsichtig hebe ich den Kopf und entdeckte tatsächlich eine weitere Person, die im Schatten fest an eines der Fenster gedrückt hockt, die Ellbogen auf den Knien abgestützt und das Kinn auf den Armen.
Sie betrachtet mich aus neugierigen, fast schwarzen Augen und ich sehe zurück. Das Mädchen hat kaffeebraune Haut, kurze flaumartige Haare, die wohl mal dunkelgrün gefärbt waren. Ihre bunte Hose ist zerrissen und hängt so tief, dass die violetten Springerstiefel fast darunter verschwinden. In ihrer Unterlippen steckt links und rechts die Kugel eines Piercings und ihre zu Strichen gezupften Augenbrauen sind zusammen gezogen.
Kinky springt wieder auf die Füße, stellt sich neben mich und packt besitzergreifend meinen Arm. Eindeutig nicht nüchtern. "Das ist Husky", erklärt sie beinahe stolz. "Husky, Panda. Panda, Husky. Er ist süß, ge'?" Kinky wuschelt mir durch die Haare, aber ich weiche ihr aus und mache mich von ihrem Griff los, was sie nicht zu stören scheint. Sie plappert weiter: "Ich hab ihn am Weg aufgegabelt und sein Name ist auch von mir, genial oder? Er hat auch sooo coole Augen! Gib dir das mal!"
Kevin sieht auf, spuckt vor sich auf den Boden und sagt dann unbeeindruckt: "Hellblau." Dann lehnt er sich wieder zurück und zieht die Knie bis zur Nase. "Husky-Hellblau!", gibt Kinky zurück, sie grinst und schlägt Kevin mit der Hand auf den Kopf. Dieser rückt zur Seite und verdreht bloß die Augen. "Du hast wieder zu viel eingeschmissen, Kinky. Das ist Blau, einfach nur Blau! Gott."
"Pah." Kinky dreht sich von ihm weg und beginnt wieder auf mich einzureden, aber was sie sagt geht bei mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Ich sehe zu Panda, die seit dem einem Satz wieder geschwiegen hat und sich jetzt, mit der Stirn auf den Armen, langsam vor und zurück wiegt. Ich überlege mir, ob ich jetzt wohl für ewig, oder zumindest so lange bis ich eine andere Möglichkeit gefunden habe, mit Kinky, Panda und Kevin zusammen auf den Straßen rumgammeln werde. Kinky scheint sich zumindest einen Narren an mir gefressen zu haben, auch wenn ich nicht glaube, dass das etwas Gutes ist. Von allen drei ist mir Panda noch am Liebsten. Kinky geht mir jetzt schon furchtbar auf die Nerven und Kevin scheint ziemliche Aggressionsprobleme zu haben. Ich traue ihm nicht. Vor allem, weil er jetzt ein Taschenmesser hervorgezogen hat und damit an seinen Schuhsohlen kratzt.
Ich schalte wieder an und höre Kinky gezwungenermaßen zu, die mir offenbar ihren Tag erzählt. "... die anderen eigentlich schon ewig nicht mehr gesehen, zwei Tage oder so. Aber wenn ich ehrlich bin, wirklich abgehen tun sie mir nicht, okay, vielleicht L8er, die ist wirklich süß. Und Drugs ein bisschen – auch wenn er ein echter Arsch ist. Aber ansonsten 'n cooler Typ, musst ihn unbedingt mal kennenlernen, vielleicht versteht ihr euch auch. Er ist nämlich schwul, wenn ich mich richtig erinnern kann. Und wenn Worry sich nicht die ganze Zeit so nervig viele Sorgen machen würde, sie eigentlich auch. Aber, Mann ey, du kriegst bei der wirklich Ausschläge, wenn sie etwas nicht machen will, wie so'n sturer Esel. So zum Greigen!" Dabei zieht sie eine Grimasse, aber bevor sie weiterreden kann, schiebe ich schnell eine Frage dazwischen: "Greigen?" Doch anstatt von Kinky antwortet mir eine unbekannte Stimme hinter mir: "Heißt in dem Zusammenhang wohl so viel wie: zum Kotzen." Sie ist seltsam, rau wie von einem Kettenraucher und gleichzeitig schmeichelnd. Ich stolpere erschrocken und ohne nachzudenken, nach hinten, genau in den Typen hinein der gesprochen hat. Und kaum berühre ich seinen warmen Körper, schlingen sich schon zwei muskulöse Arme um mich.
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Yes, schon wieder ein Cliffhanger! xD Ich weiß, das ist fies, aber so catcht man sich seine Leser, meine Lieben
Naja, eigentlich wirft dieses Capi nicht sehr viele Fragen auf, eher solche die mich persönlich interessieren, aber ich mache trotzdem eine Liste :3
- Was haltet ihr von Kevin? Findet ihr ihn zu unsympathisch?
- Und was ist mit Panda? (Na gut, sie hatte ja noch nicht wirklich viel Text oder Aktion )
- Findet ihr Husky (ab jetzt werde ich ihn auch hier unten so nennen, oki?) sollte für länger bei der Gruppe bleiben? Oder findet ihr die anderen so schrecklich, dass ihr ihm am Liebsten "Renn!" ins Gesicht brüllen würdet?
- Und die große Cliffhanger-Frage: Wer ist da hinter Husky?
Ich weiß, es war nicht sonderlich lang, aber ja... Das schwankt immer ziemlich bei mir.
Also, ich hoffe dieses Kapitel hat euch gefallen und KOMMIS & VOTES bitte ^^
Love ya all, my little rebells!
Eure Wolfspfote
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Have you lost your fighting spirit?
Novela JuvenilAusgegrenzt, ungewollt und einfach nur verarscht; so fühlen sie sich. Der Abschaum, wie sie sich selbst manchmal nennen, zu schlecht für die Gesellschaft, zu gut zum Sterben irgendwie. Sie treiben auf der Oberfläche mit einem Fuß am Grund. Wer sie s...