Überarbeitet
Kinky begleitet mich bis zur Stricherbar, bevor sie sich von mir verabschiedet um ihr eigenes Ding durchzuziehen. Ich bleibe vor der Tür stehen, sehe ihr nach, wie sie langsam davon schlendert. Als sie schließlich weg ist atme ich tief durch. Ich traue mich nicht die Bar zu betreten. Ich bin zu feige. Aber ich brauche auch Geld, ich muss mir unbedingt eine Decke kaufen, die Nächte scheinen immer kälter zu werden. Vor allem wenn Drugs in Zukunft nicht mit mir kuscheln wird. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange um ein Wimmern zu unterdrücken und trete durch die Tür.
Drinnen ist es verraucht, stickig und laut. Stimmengewirr vermischt sich mit Musik. Es bereitet mir Kopfschmerzen. Ohne aufzusehen setzte ich mich an die Bar und atme tief durch. Während ich warte, dass ich genug Mut habe aufzusehen, klopfe ich mit den Fingernägeln auf den Tresen. Er ist aus weichem Holz, ich hinterlasse Einkerbungen. Schließlich reiße ich mich zusammen und hebe den Kopf. Die Bar ist heimelig eingerichtet, viele Sitzgelegenheiten und Bilder an den Wänden, die ich mir nicht zu genau ansehen will. Die meisten Männer die hier sind, sind bereits in ein Gespräch verwickelt. Es ekelt mich an, wie sich die Jungs an sie drängen, sie bezirzen und mit ihnen flirten. Auch wenn ich genau das gleiche machen werde, falls ich jemanden gefunden habe.
Mein Blick fällt auf einen Mann, der mich ganz offensichtlich anstarrt. Er hat dünne, graue Haare und Falten an den Augen und um den Mund. In einer Hand hält er ein Bierglas, die andere hat er in seiner Jackentasche.
Ich betrachte ihn noch genauer, ich will herausfinden, ob er gut ist. Einer von denen, die ich schaffen könnte. Gerade als ich mich wieder wegdrehen will, fängt er an zu lächeln und winkt mich zu sich. Und ich erhebe mich von meinem Platz. Langsam schlendere ich auf ihn zu, während meine Unterlippe bebt, und lasse mich neben ihn auf die Sitzgruppe gleiten. Die zitternden Hände verstecke ich hinter meinem Rücken. „Du bist aber noch ein kleiner Junge", sagt der Mann mit einem Lächeln und betrachtet mich.
„Sieht nur so aus. Ich bin alt genug", erwidere ich ohne ihn aus den Augen zu lassen. Wenn er lächelt werden die Falten in seinen Mundwinkeln noch tiefer. Ich grinse zurück, ohne auf das Übelkeitsgefühl in meinem Magen zu achten. Es ist nichts weiter als ein Geschäft, bloß etwas das ich tun muss. Bedeutungslos.
Er nimmt die Hand aus der Tasche und legt sie auf mein Knie, sein Gesichtsausdruck verändert sich. Er wirkt erregt. Ein flaues Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. "Darf ich dir ein Bier spendieren?", fragt er plötzlich und ich nicke. Ich will kein Bier.
Kurz darauf kann ich auch schon die Finger um ein kühles Glas schließen und nehme einen Schluck. Mit Kaffee gemischt hat es mir besser geschmeckt. Der Mann - der sich in einem gezwungenen Smalltalk als Axel vorgestellt hat - beobachtet jede meiner Bewegungen und nippt selbst ab und zu an seinem Bier. "Und? Was machst du alles?", fragt er dann und ich verschlucke mich fast. Gerade noch schaffe ich es nicht zu husten – denn ich weiß, was er für eine Antwort er auf diese Frage hören will. Ich weiß nur nicht, ob ich sie ihm geben kann. Nervös verknote ich meine Finger, sehe Axel nicht an, als ich antworte: „Bin flexibel. Nur ficken lass ich mich nicht. Nicht gleich." Die letzten Worte murmle ich nur noch und sehe unsicher auf.
Axel wirkt enttäuscht, verärgert, und mir kommt die Galle hoch, aber ich schlucke sie weg. Stattdessen überwinde ich meinen Ekel, rutsche zu Axel hin und zwänge mich auf seinen Schoß. „Es gibt aber genug andere Dinge, die ich machen kann", raune ich ihm zu und berühre mit den Lippen leicht sein Ohr. Dabei habe ich die Augen fest zugekniffen - innerlich verfluche ich das Geld, für das allein ich hier versuche mich zu verkaufen und das ich brauche um zu existieren. Ich spüre wie hart Axel von diesem Satz wird und hätte kotzen können. Eine Hand legt sich auf meinen Oberschenkel, packt zu, und ich blinzle vorsichtig.
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Have you lost your fighting spirit?
Teen FictionAusgegrenzt, ungewollt und einfach nur verarscht; so fühlen sie sich. Der Abschaum, wie sie sich selbst manchmal nennen, zu schlecht für die Gesellschaft, zu gut zum Sterben irgendwie. Sie treiben auf der Oberfläche mit einem Fuß am Grund. Wer sie s...