Unwanted kisses

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Die Mädchen starren auf mich herunter, L8er ist geschockt, Kinky wirkt als hätte sie es erwartet und aus Pandas Miene kann ich nichts lesen. Sie hat die Lippen aufeinander gekniffen, die Augen zu Schlitzen verzogen und hustet röchelnd.

"Sollten wir nicht die Polizei rufen oder so?", fragt L8er vorsichtig. Ich erhebe mich und wische die Hand mit der ich Fuchs angefasst habe an meiner Hose ab.

"Ja klar", antwortet Kinky zynisch. "Lass mich nur kurz mein iPhone 6 aus meiner Prada-Tasche holen damit wir die Bullerei holen die uns dann ganz kurz befragen und sofort wieder laufen lassen"

L8er streckt ihr beleidigt die Zunge raus und will etwas erwidern - aber Panda unterbricht sie. Sie hat sich zur Seite gedreht, vorgebeugt und hält die Hand auf den Magen gepresst. Mit würgenden Geräuschen spuckt sie ihren Mageninhalt auf den Boden, keucht, röchelt. L8er betrachtet sie mit besorgtem Blick, aber dann sieht sie wieder zu dem toten Fuchs. "Das ist die erste Leiche die ich sehe", murmelt sie.

"Ach, hier sterben dauernd Leute", winkt Kinky gelassen ab. Sie scheint wirklich desinteressiert an dem Punker, schiebt die Hände in die Jackentasche und lässt den Blick zurück zu den Müllcontainern gleiten. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, aber ich kann keinen genauen fassen. Die Panik steigt in mir hoch, doch ich versuche sie zurück zu drängen und atme ein paar mal tief ein und aus. Dann betrachte ich Fuchs noch einmal - seine Augen sind halb geschlossen, zwischen den Lidern starren mich sein glasiger Blick gerade an. Seine Haare sind zerzaust, die Klamotten verdreckt. In seinem Mundwinkel klebt getrocknetes Blut. "Woran ist er gestorben?", frage ich mich leise, nehme die Unterlippe zwischen die Zähne und zupfe die Haut herunter, bis sie ganz blutig ist.

"Keine Ahnung", zuckt Kinky mit den Schultern. "Aber abgemurkst haben sie ihn wohl nicht, da ist zu wenig Blut"

L8er ist hellhörig geworden, sie nimmt den Arm von den Augen - sie hat das Gesicht darin vergraben, wohl um Fuchs nicht weiter ansehen zu müssen. "Wen meinst du mit sie?", fragt sie. Kinky zuckt wieder die Schultern. "Irgendwelche Typen die nachts auf der Straße unterwegs sind halt" Es verunsichert mich, dass ihr dieses Thema so gar nicht nahe zu gehen scheint. Sie tut, als hätten wie eine überfahrene Taube gefunden und keinen toten Menschen. Augenblicklich weiche ich einen Schritt vor ihr zurück.

"Können wir gehen?", meldet sich Panda mit rauer Stimme zu Wort. Sie ist immer noch ganz bleich, fährt sich durch die Haare und wischt sich mit dem Ärmel ein paar Mal über den Mund. Ohne einen weiteren Blick auf Fuchs zu verschwenden stiefelt sie los und schwingt sich über die Absperrung. Wir folgen ihr schnell.

"Was ist jetzt mit ihm?", frage ich. L8er schiebt ihre kleine Hand in meine und ich drücke sie kurz. "Die Leute vom Supermarkt werden ihn schon finden. Denke ich mal" Kinky wirft sich die blonden Haare über die Schulter. "Jetzt kommt, ich will hier weg"

Panda kommt nicht mit ins Abbruchhaus, sie verschwindet in einem U-Bahn-Eingang. So spät wie es bereis ist würde ich mich nicht mehr trauen Bahn zu fahren, doch sie scheint das nicht zu stören. Vielleicht braucht sie Ablenkung. Kinky löst sich ebenfalls nach zehn Minuten von uns. Sie schaut mich fragend an, aber ich winke ab und so geht sie alleine los. Ich denke nicht, dass ich heute auf der Szene etwas schaffen würde. Fuchs toter Blick starrt mich jedes mal an wenn ich die Augen schließe. L8er scheint das zu bemerken, sie lässt meine Hand die ganze Zeit über nicht los.

Als wir uns durch das Loch im Zaun gezwängt und das alte Haus betreten haben, verdrücke ich mich gleich. L8er läuft in eines der Zimmer und ich kann ein erfreutes "Kevin!" von ihr hören.

Ich bahne mir einen Weg durch den Schutt, den Flur entlang. Weiter hinten fällt gar kein Licht mehr, das einzige Fenster ist mit Brettern vernagelt. Aber das interessiert mich gar nicht, ich drücke die Tür die es hier hinten gibt auf und klettere die schmale Treppe hinauf auf den Speicher. L8er hatte recht, er ist ziemlich abgewrackt. In den Wänden sind Löcher und der Boden knarrt beunruhigend unter meinen Schritten. Also bleibe ich stehen während ich mich umsehe - viel ist hier oben nicht, dicke Holzbalken ziehen sich über die Decke und den Boden, sie sind zerfressen und morsch. In einer Ecke ist eine Treppe herunter geklappt. Vorsichtig schleiche ich auf sie zu, bemüht den Holzboden so wenig wie möglich mit meinem Gewicht zu belasten. Schließlich bin ich bei der Leiter angekommen, ich fasse sie und klettere schnell an ihr hoch. Splitter ziehen sich in meine Haut und die Verankerung quietscht.

Have you lost your fighting spirit?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt