18 - Aren't you cold?

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Überarbeitet

Draußen ist es furchtbar kalt und ich beginne sofort zu zittern. Ich fühle mich dreckig, benutzt, es kommt mir vor, als könnte ich Axel immer noch überall auf mir spüren. Kraftlos lasse ich mich auf den Bordstein sinken und vergrabe das Gesicht in den Händen. Ich kann nicht mehr. Es schüttelt mich, jedes Mal wenn ich an Axel denke. Ich weiß nicht, wieso ich das nicht einfach vergessen kann. Er hat mir ja nicht wehgetan, er hat nicht viel von mir verlangt, er war einfach... zu nah. Viel zu nah.

Plötzlich kann ich nicht atmen. Als würde mir jemand den Hals zudrücken, den Mund zuhalten. Ich keuche, aber es hilft nichts. Scheiße. Verdammte Scheiße, nicht jetzt. Mein Herz beginnt zu rasen und ich kann es nicht stoppen. Mit beiden Händen kralle ich mich in meine Haare, reiße daran, spüre meine Nägel auf meiner Kopfhaut. Meine Brust zieht sich zusammen. Ich will schreien, aber ich kann nicht. Mein Hals brennt, ich lehne mich nach vorn – und übergebe mich.

Ich sitze noch eine Ewigkeit so da. Die Finger in meinen Haaren und die Augen fest geschlossen. Die Panik ist vorbei, aber ich fühle mich beschissen. Als wäre ich gestorben, mehr als einmal. Vielleicht sollte ich die anderen suchen gehen, vielleicht hilft es mich abzulenken mit L8er, Blut und... Drugs. Ich muss nur an seinen Namen denken und schon komme ich nicht mehr von ihm los. Von seinen starken, beschützenden Armen, seinem Geruch, seinen Lippen. Seine Lippen.

„Scheiße!" Ich springe auf und kurz ist alles weiß, alles dreht sich. Ich stütze mich an einem Auto ab, atme ein paar Mal tief durch, dann renne ich los. Ich weiß nicht wohin, ich weiß nicht wieso, ich will einfach nur vergessen. Nicht mehr länger an Drugs denken und das was er in dem Club gemacht hat. Sein Kuss und seine Hände. Was hätte das werden können, wäre ich nicht gegangen? So etwas wie mit Axel? Oder mit meinem Vater?

„Scheiße, scheiße, scheiße."

Mein Fuß verfängt sich in irgendetwas, aber ich reiße mich los und renne weiter, durch ein paar Gassen, über einen Maschendrahtzaun und wieder durch Straßen, Straßen, Straßen, mit Menschen die mir viel zu nahe kommen, die mich schon streifen. Die Welt vor meinen Augen beginnt zu verschwimmen als ich anfange zu weinen und ich kann nichts dagegen tun. Ich muss nur immer weiter an Drugs denken und ich kann nicht damit aufhören.

Plötzlich renne ich in jemanden hinein. Der Mann dreht sich um, er sieht wütend aus. "Pass doch auf, Junge." Ich keuche erschrocken, stoße ihn weg und laufe weiter. Meine Seite brennt, meine Füße fühlen sich an wie taub. Jemand schreit etwas, aber ich achte nicht darauf. "Husky!" Ich bleibe nicht stehen. „Husky!"

Auf einmal spüre ich wie eine Hand meinen Arm packt, ich werde zurück gerissen und schreie, bis ich mich plötzlich in einer Umarmung wiederfinde. Ich winde mich, ich strample und zapple und versuche los zu kommen. "Ruhig, hey, ganz ruhig." Mein Atem rast. Zwei Arme sind um meinen Oberkörper geschlungen, halten mich fest wie eine Zwangsjacke. Ich kann den Kopf nicht drehen, aber in meinem Nacken spüre ich heißen Atem und kann den Alkohol daraus riechen.

Drugs. Diesmal wirklich, keine Bilder im Kopf. Und er scheint keine Ahnung zu haben, was er da tut.

"Lass mich los", flüstere ich mit brüchiger Stimme und die Arme lösen sich tatsächlich von mir. Langsam, als müsse er sich überlegen, ob er mir trauen kann. Ich drehe mich um und sehe Drugs an. Wenn man direkt vor ihm steht merkt man erst richtig, wie groß er ist.

Er sieht mich an und irgendwie wirkt er besorgt. "Was war'n das grad, Kleiner?" Ich zucke bloß die Schultern und mache einen Schritt von ihm weg. Er ist zu nah, zu warm, obwohl ich vor Kälte zittere. "Is dir nich' kalt?", fragt Drugs unnötiger Weise, als sein Blick auf meine freigegebene Haut trifft und ich kann nicht anders als nicken. "Wo haste denn deinen Pulli?"

Have you lost your fighting spirit?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt