15 - If there's nothing to be done

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Überarbeitet

                 

Nach einigen Stunden mache ich mich schließlich auf den Rückweg. Kinky ist schon lägst verschwunden, hat sich mit irgendwelchen Bekannten verzogen und sich nicht einmal von mir verabschiedet. Ich bin durch die Gegend geirrt ohne mich mit irgendjemandem zu unterhalten.

Sofort als ich zehn Minuten unterwegs bin fängt es an zu regnen. Nachregen, wie ich ihn immer nenne, weil es letzte Nacht so geschüttet hat. Die Tropfen benetzen mich und den Asphalt unter mir immer hektischer und härter und ich hebe nicht mehr den Kopf, nicht mal um zu sehen in was für eine Straße ich abbiege. Die Haare kleben mir im Nacken und ich fühle wie der von ihnen abgewaschenen Dreck meinen Nacken hinunter rinnt.  Den schlimmsten Teil der Stadt habe ich hinter mir gelassen, nur ab und zu stehen ein paar junge Frauen am Straßenrand und mustern mich wie eine Kanalratte. Ich ignoriere sie und tue als ob ich etwas Besseres wäre – dabei stecke ich wahrscheinlich noch tiefer in der Scheiße als sie alle zusammen.

Der Regen hört gar nicht mehr auf, er wird nur schlimmer und ich ziehe schniefend die Nase hoch. Mir ist kalt, deswegen umarme ich mich selbst. Es hilft nichts. Die Einkaufsmeile empfängt mich mit ihren protzigen Läden – aus ein paar überdachten Schaufenstern dringt das unangenehme Licht der Spots und ich stelle mich vor eines hin und betrachte die ganzen Kettchen und Armbänder und Ohrringe, ohne sie wirklich zu sehen. Das ist nicht meine Welt, ich gehöre hier nicht her das habe ich noch nie getan. Ich war schon immer einer von den Menschen, die in der Unterführung schlafen. Ein Seufzen löst sich von meinen Lippen und ich lasse die Stirn gegen das feuchte Glas sinken. Der Wind pfeift mir in den Ohren, aber ich höre trotzdem die Schritte die sich mir plötzlich nähern. Es ist mir egal, wer da kommt. Das Wetter ist beschissen, ich fühle mich mies und ich würde einen Straßenräuber mit Messer genauso wenig Interesse schenken wie einem Bullen. Warme, nasse Arme schlingen sich um mich.

Ich löse den Blick von der Auslage und schaue hinunter auf die muskulösen Hände, die sich vor meinem Bauch verschränkt haben. An meinem Ohr kann den rauen Atem hören. „Wie machst du das?", murmle ich. „Wieso findest du mich immer?"

Ein Lachen, ganz nahe an meinem Ohr. Heißer Atem streift meine Haut. „Nich' so schwer", sagt Drugs genauso leise wie ich. Jetzt wäre es eigentlich die Zeit für ihn gewesen mich loszulassen, aber er hält mich weiter fest und drückt mich damit an seinen Oberkörper. Er ist kalt und nass, was wahrscheinlich aber nur an seiner Jacke liegt. Sein Becken drängt er nahe an mich heran. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber es kommt mir vor, als hätte er einen Steifen. Also greife ich nach seinen Unterarmen und ziehe sie von mir. Drugs lacht noch einmal, aber er lässt mich los. Als ich mich zu ihm umdrehe, grinst er mich an. Schnell sehe ich weg.

Drugs gibt mir etwas in die Hand und ich betrachte den CoffeeToGo-Becher verwundert. Er ist heiß und ich kann spüren, wie sich meine kalten Finger langsam daran aufwärmen. Ich blicke Drugs an. Sein Gesichtsausdruck ist amüsiert und irgendwie selbstgefällig.

„Was soll ich damit?", frage ich. Ich bin schon müde und ich bin mir nicht sicher, ob ich Drugs in solchen Dingen trauen kann. Kinky hat gesagt, er steht auf mich. Was, wenn er irgendetwas in den Kaffee getan hat. Drugs gibt ein glucksendes Lachen von sich und kommt mir ganz nahe. „Na trinken", sagt er. Ich mache einen Schritt von ihm weg, schnuppere an dem Becher. „Wieso?"

„Siehst aus wie aus'ser Tonne krochen. Macht wach." Er greift in seine Jackentasche und zieht eine Dose Bier hervor, die er mit den Zähnen aufreißt. Ich beobachte ihn dabei, bevor ich sage: „Nein, ich meine, wieso du mir einen Kaffee mitgebracht hast."

Daraufhin zuckt Drugs bloß mit den Schultern, nippt an seinem Bier. „Kein Plan", sagt er dann. Mit einer Hand zubbelt er an seiner Kapuze herum, die ganz nass ist. „Bin dich suchen g'angen und dachte mir, dassde vielleicht Durst hast." Dann nimmt er mir das Getränk dann weg leert etwas von seinem Bier rein. Ich protestiere nicht, sondern beschließe, ihm zu glauben. Mir ist viel zu kalt, um den Kaffee nicht anzunehmen.

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