9 - Better together

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Überarbeitet

Ich winde mich unter dem Griff, zapple wie ein gefangener Welpe, der zu klein ist um sich selbst zu befreien – aber er wird nicht lockerer und die Erinnerungen an Dad, der oft genau dasselbe gemacht hat, lassen mich fast durchdrehen. Aber ich werde dem Kerl nicht die Genugtuung geben, zu betteln. Ganz sicher nicht, das Flehen habe ich mir ein für alle Mal abgewöhnt. "Hey, ganz ruhig, Kleiner", sagt er plötzlich, direkt neben meinem Ohr und nun beginne ich doch ungewollt heftig zu zittern. Er muss es spüren können, denn er lacht und mit einem hilfesuchenden Blick zu Kinky merke ich, dass auch sie grinst. "Na Drugs, lang nicht mehr geseh'n." Ich merke, wie er mit den Schultern zuckt. Eine Hand hat er gegen meine Brust gepresst, er muss mein hektisches Herz ganz genau spüren können. "Hatt' noch was zu erledigen."

Kinky hebt die Augenbrauen. "So so."

Durgs' Griff hat sich während dem Reden kein bisschen gelockert, im Gegenteil, es kommt mir vor, als würde er mich noch fester an sich pressen. In einer Hand hat er einen Schlagring, dessen Nieten voll trockenem Blut sind; trotzdem habe ich es aufgeben mich zu wehren, es bringt ja nichts. Außerdem scheint Drugs einer von den Guten zu sein, auch wenn es nicht so wirkt. Zu allem Überfluss berühre ich auch nur mehr mit den Schuhspitzen den Boden. Ich bin wirklich zu klein. "Und was is' das jetzt für'n Hase?", fragt Drugs plötzlich, wobei sein warmer Atem meinen Nacken streift. Er riecht nach Zigaretten.

Ich versteife mich, wie so oft in unangenehmen Situationen, dann mache ich mich ganz plötzlich so locker wie ich kann. Bei Dad hatte das nach ein paar Mal nicht mehr geklappt, aber Drugs scheint erschrocken zu sein, denn er lockert seinen Griff kurz. In genau diesem Moment reiße ich mich von ihm los und stolpere ein paar Meter von ihm weg - alles ohne ihn aus den Augen zu lassen. Deswegen bemerke ich auch, wie er beeindruckt eine Augenbraue hebt.

Kinky lacht und legt mir den Arm um die Schultern, ignoriert, dass ich immer noch zittere. Am liebsten würde ich mich von ihr losmachen, davonlaufen, weg von den vielen neuen Menschen. Sie machen mir Angst, allesamt. "Das ist Husky", erklärt Kinky und Drugs nickt, während er mich anstarrt wie ich ihn. Aber wenigstens kann ich ihn jetzt erkennen. Er ist mindestens einen Kopf größer als ich und wahrscheinlich auch um ein paar Jahre älter. Sein Körper ist kräftig, breitschultrig, aber sehr ausgemergelt. Die Kapuze seines Hoodies hat er übergezogen, dass man genauer hinsehen muss, wenn man ihn erkennen will.

Er hat für seine Statur erstaunlich feine Gesichtszüge und einen aufgeprägten Kiefer. Ein Bartschatten überzieht ebendiesen und auch seine Wangen, die eingefallen scheinen. Es macht mich nervös, am meisten jedoch seine graugrünen Augen, die an mir zu haften scheinen. Er lässt den Schlagring in die Hosentasche gleiten. "Husky", wiederholt er leise und will anscheinend noch fortfahren, als er von einem gebrüllten: "Drugs!" unterbrochen wird. Er fährt herum und kann dadurch gerade noch das kleine Mädchen auffangen, das auf ihn zu gerannt kommt. Sie quietscht, als er sie einmal herum wirbelt und dann auf die Füße stellt. "Hey L8er", sagt er grinsend und sie schiebt die Unterlippe vor. "Tu nicht so! Worry hat gesagt, du sollst auf mich aufpassen, aber du bist mir einfach davongelaufen. Du bist doof."

Sie ist noch ziemlich jung, wohl kaum älter als dreizehn. Ihre großen Augen blinzeln unter dem ungleich geschnitten Pony hervor.

"Wo ist deine Schwester?", mischt sich Kinky jetzt ein. Sie wippt auf den Fußballen auf und ab, offensichtlich hat sie sich ihre Schuhe ausgezogen. Sie ist barfuß. "Worry hat gesagt, sie muss noch länger arbeiten und ich soll zu Drugs gehen", erwidert L8er mit einem Schulterzucken. Dann fällt ihr Blick auf mich und sie mustert mich einen Moment neugierig, bis sie sich wieder den anderen zwei zuwendet. Sie scheint nicht überrascht zu sein, dass ich hier bin. Schnell verziehe ich mich.

Have you lost your fighting spirit?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt