Everything has to end

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Die Tage bis Neujahr zogen sich unglaublich. Ich war kein einziges Mal mehr anschaffen, worauf ich insgeheim echt stolz bin. Dafür knurrt mein Magen jetzt besonders laut. Ich bin mit L8er auf einem Silvestermarkt unterwegs und die ganzen Düfte die sich hier vermischen machen mich schier wahnsinnig. Die Kleine hüpft vor mir her und sieht sich alles so genau an als müsste sie sich es für immer merken. Gestern ist Worry endlich wieder gekommen. L8er ist ausgezuckt, noch mehr jedoch als Worry ihr gesagt hat, dass sie die Stadt wechseln werden. Irgendwo hin wo der Lebensstandard besser ist, wo es mehr Platz gibt und wo es nicht ganz so schwer ist einen warmen Unterschlupf zu finden. Sie werden einfach trampen, sagt Worry, sie wird genug Pfefferspray für fünfzig anzügliche Kerle mitnehmen.

L8er ist so begeistert von der Idee wie für nichts anderes zuvor. Es ist ein wenig wie mit den Vögeln - im Winter ziehen sie alle weiter, gen Süden oder sonst wohin. Dort wo es besser ist, wo man nicht Gefahr laufen muss zu erfrieren oder zu verhungern. L8er betrachtet gerade voller Begeisterung einen Stand der Bratkartoffeln verkauft, als jemand mich von hinten an der Hüfte packt. Ich kann mir einen Schrei gerade noch verkneifen. Warme Lippen senken sich auf meinen Hals und küssen mir sanft den Nacken. „Lustig euch hier zu treffen", murmelt Drugs in meine Haare. Ich drehe mich in seinen Armen um und lächle ihn an. L8er kommt ebenfalls angerannt und springt Drugs von hinten auf den Rücken. „Hey du!", quietscht sie erfreut.

Drugs lacht und schüttelt das Mädchen ab. „Hey, L8er" Er wuschelt ihr durch die Haare und sie weicht ihm kichernd aus. Dann wendet er sich wieder mir zu. „Baby, ich hab die Hunde erfolgreich bei Freunden untergestellt. Lust heut ein wenig feiern zu geh'n?", fragt er und grinst anzüglich. Ich lächle unsicher. Eigentlich wollte ich heute gar nichts machen, dieses abscheuliche Jahr einfach enden lassen und mit einem neuen anfangen. So wie ich es immer mache. Immer gemacht habe.

„Oh, darf ich mitkommen?" L8er ist sofort Feuer und Flamme. „Bitte bitte bitte, nehmt mich mit, egal wohin ihr geht, es ist mir so egal, aber ich will auch feiern und saufen und coole Sachen machen, genauso wie ihr!" Von mir aus könnte sie gerne statt mir mit Drugs in irgendeinen Club gehen, aber dieser scheint von der Idee nicht gerade begeistert. Er zieht eine Grimasse. „Lieber nicht, Mäuschen. Dein' Schwester würd mich in der Luft zerreißen für sowas. Außerdem wollt ich mit Husky allein gehen"

Ich spüre wie mir heiß wird bei seinen letzten Worten. Alleine gehen. Das kann auf ganz üble Dinge hinauslaufen. L8er zieht eine Schnute. Aber ihr fällt anscheinend kein Gegenargument ein und ich bin beeindruckt, dass sie sich so schnell geschlagen gibt. Doch dann fängt sie wieder an zu grinsen. „Wenn ihr da zu zweit unterwegs seid... sollen wir noch Kondome besorgen gehen?" „Du neugieriges Miststück!" Drugs schlägt spielerisch nach ihr und L8er rennt lachend davon. Drugs hetzt ihr nach. Ich schlendere weiter über den Markt während die beiden Fangen spielen. Ich sollte Drugs sagen, dass ich heute nichts machen will. Weder feiern gehen noch mit ihm schlafen. Aber ich komme mir schon allein bei dem Gedanken daran gemein vor. Morgen Abend schon ziehe ich in mein neues Leben ein. Ich werde wenig Zeit für Drugs haben - wie soll ich ihm das bloß erklären? Bis jetzt weiß er ja nicht einmal, dass es Menschen außer ihm gibt, die mich beschützen und mir helfen wollen. Und einfach so unterzutauchen und mich nicht mehr bei ihm zu melden schaffe ich nicht.

„Blas doch nicht so Trübsal, Kleiner" Drugs taucht wieder neben mir auf, hinter ihm L8er. „Genau!", meint die Kleine. „Dein Freund hätte da etwas das du viel besser blasen könntest" „Scher dich zum Teufel du perverses Ding!", lacht Drugs und gibt L8er einen Stoß gegen die Schulter. „Verpiss dich und lass uns alleine"

L8er streckt ihm die Zunge raus, aber dann dreht sie sich um und zischt davon. Ich sehe ihr nach während sie sich durch die Menschen schlängelt. Dafür, dass in wenigen Stunden das neue Jahr startet treiben sich von denen noch sehr viele hier herum. Drugs reißt mich aus meinen Gedanken indem er mir einen Kuss auf den Mund gibt. Seine Hand umfasst meine. „Also? Was hältste von einem Clubbesuch?" Mein Gesicht muss nicht sehr erfreut ausgesehen haben, denn er seufzt. „Was willste denn sonst machen?"

Have you lost your fighting spirit?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt