Dublin

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„Bella, warte!" Aria hievte ihren Koffer in das Taxi und ich wartete darauf, dass sie das Gleiche bei meinem tun würde. Wir hatten es endlich geschafft. Wir waren in Dublin. Vor drei Wochen hatte ich das Hotelzimmer für uns beide gebucht und wir würden jetzt dieses Wochenende hier verbringen. Da ich Semesterferien hatte war das auch kein Problem und Aria hatte sich das Wochenende freigenommen. Gemeinsam stiegen wir in das Taxi, was uns zu unserem Hotel bringen würde.

„Bella, ich kann es gar nicht fassen! Wir sind in Dublin" in ihrer Stimme hörte man Freude und Aufregung, kein Wunder, denn wir waren in einer fremden Stadt die, laut Aria, wunderschön war. Ich sah die hohen Silhouetten der Häuser, der Himmel war weiß dahinter, vermutlich schien die Sonne und durch die Höhe der Gebäude sahen diese majestätisch aus. Man fühlte sich klein in dieser Stadt, so wie wir es auch von London gewöhnt waren, denn wenn man am Picadilly Circus entlang ging ähnelte man einer kleinen Ameise in einem Maiskornfeld. Es war überwältigend. Das Taxi setzte sich in Bewegung und die Silhouetten der großen Häuser verschwammen vor meinem Auge und neue tauchten wieder auf. Es war wie die Fahrt auf einer Autobahn. Durch die Geschwindigkeit sah man Dinge wie Bäume und Büsche nur sehr kurz und sie wirkten verzerrt. So ist es auch bei mir. Ich sah kurz die Silhouetten und sie wurden sofort von anderen ersetzt. Kein Wunder, denn Dublin war eine große Stadt und es waren Häuser aneinander gereiht und da sich der Taxifahrer bestimmt nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielt, erschien alles nur schneller. Auch die Londoner Taxifahrer sind so: schnell fahren und bloß keine Zeit verlieren.

Zeit. Niemand hatte Zeit. Jeder wollte alles so schnell wie möglich und so effizient wie möglich hinter sich bringen und dabei vergessen wir die schönen Dinge des Lebens. Die schönen Dinge des Lebens wie die Natur, unsere Mitmenschen oder die Liebe. Heute ist die Liebe nur noch ein Mysterium das niemand so richtig aufklären kann, da sich die Liebe jeglicher Naturwissenschaft widersetzt. Jeder will die Liebe mit den Massenspektrometern und den Messwerten verstehen, doch gibt es immer Unaufgeklärtes in der Welt, was wir niemals verstehen werden. Die Liebe kommt aus dem Herzen. Sie ist unaufhaltsam, sie widersetzt sich jeglicher Logik die die Menschen aufgestellt hatten um die Welt zu verstehen. Die Wahrheit ist: niemand wird die Liebe je verstehen. Die Liebe sucht sich ihren Weg, sie flammt immer wieder neu auf und sie ist ein beständiges Gefühl, was die Menschen dazu bringt, das vermeintlich Unmögliche zu schaffen.

Nach einiger Zeit hielt das Taxi an, Aria bezahlte für uns beide und uns wurde mit den Koffern geholfen. Es war nicht so, dass ich den Koffer nicht alleine tragen konnte, aber so konnte ich mich ein wenig umsehen während ich nicht mit einem tonne schweren Koffer zu kämpfen habe. Außerdem hatte Aria so auch ein besseres Gefühl, denn dann konnte sie mich an die Hand nehmen. Sonst würde das mit den Koffern zu schwer sein. Wir erreichten den Innenbereich und wir checkten ein. Unsere Koffer wurden derweil auf unser Zimmer gebracht. Das Abbey Court Hotel lag direkt am River Liffey und lag ziemlich zentral in der Innenstadt. Nachdem der ganze wichtige Papierkram erledigt war, wobei ich nicht zugehört hatte, da Aria darauf bestand das zu erledigen wenn ich schon, ich zitiere: Wenn du schon den ganzen Urlaub bezahlst, den wir unbedingt brauchen, dann will ich wenigstens den ganzen Papierkram erledigen. Das bin ich dir schuldig"

Daraufhin hatte ich nur die Augen verdreht jedoch zugestimmt, denn ich wusste das man Aria nicht umstimmen konnte. Wenn sie sich erst einmal an etwas festgebissen hatte, dann bekam man sie nicht mehr los.

Wir nahmen den Fahrstuhl, und als wir drin waren ertönte diese merkwürdige Fahrstuhlmusik: Dadada dadadada dadada dada dada dadadada. Ugh wie nervig die war.

Ich machte leise Kotzgeräusche, weshalb Aria einen absoluten Lachflash bekam, denn sie wusste wie sehr ich Fahrstuhlmusik verabscheute. Es war immer wieder das Gleiche und je öfter ich sie hörte, desto schlimmer wurde sie.

Blind MusicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt