Only you, me and my friend

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Mittlerweile war es November geworden und Chris hatte mich heute mit zu sich genommen. Da bald eine Prüfung anstand, hatten wir vor zu lernen, denn die Musikgeschichte war sehr umfassend. Chris saß auf dem Stuhl am Schreibtisch, er hatte ein Buch in der Hand und las darin.

Nach dem Date mit Louis merkte ich immer mehr, dass ich in Louis verliebt war. Auch den Beinahe-Kuss konnte ich nicht so einfach vergessen. Hätte er damals nicht zurück gezogen, dann wären wir viel-leicht zusammen. Auf der einen Seite machte es mich traurig, dass er zurück gezogen hatte aber auf der anderen Seite konnte ich ihn wieder gut verstehen. Vielleicht wollte er einfach nichts von mir.

Oder er wollte nicht überstürzt handeln. Geh nicht immer gleich vom Schlimmsten aus.

Schnell drückte ich diese Gedanken in die hinterste Ecke meines Gehirns und konzentrierte mich wieder auf das wesentliche.

„Was müssen wir alles können?" fragte ich ihn. Er wollte mich abfragen, doch ich hatte nicht die leiseste Ahnung was ich alles zu ler-nen habe.

„Ich habe keine Lust" stöhnte Chris frustriert auf, schlug das Buch zu und legte es auf den Tisch. Mit einem „Ich hol mir ein Wasser" verließ er das Zimmer und ging in die Küche. Jetzt war ich alleine und ließ mich erschöpft zurück fallen. Ich entspannte langsam und vergaß die ganze Geschichte von Musikern die sich das Leben ge-nommen hatten und tauchte in meine Traumwelt ein.

Die hässliche Realität verschwand und eine bunte Blumenwiese entstand. Die Blumen dufteten atemberaubend und sie waren in den unterschiedlichsten Farben zu sehen: grüne, pinke, rote, gelbe und orangene. Die wunderschöne Wiese hatte auch einen großen Baum. Seine grünen Blätter warfen Schatten auf die Wiese und seine braune Rinde war ein wenig eingeritzt worden. Und wenn man genau hinsah, sah man ein großes Herz und zwei Buchstaben: ein B und ein L.

Bella und Louis.

Warte, was? Ich schreckte aus meinem Tagtraum. Was war das denn?

Sowas nennt man Verliebt sein. Solltest du auch mal ausprobieren. Oh richtig, du bist ja schon in Louis verliebt. Zier dich nicht so und genieß doch endlich mal.

Und auch wenn ich es auf der Dublinfahrt eingesehen hatte, dass ich in Louis verliebt war, so zeigte mir dieser Beinahe- Kuss noch einmal mehr, dass es Liebe war. Als sich seine Lippen fast auf meine legten, explodierte ein Feuerwerk in mir. Seitdem sehnte ich mich nach ihm, wollte immer seine Nähe spüren und diese wohlige Wärme bei mir haben.

Es klingelte. Und es klingelte wieder. Nach etwas drei Sekunden hörte man eine Welle aus Klingellauten. Ich hörte wie Chris sich zur Tür bewegte, da der alte Parkettboden unter seinem Gewicht knarrte. Ich hörte wie die Tür sich mit einem Quietschen öffnete und plötzlich hal-lten Schreie durch die ganze Wohnung.

„Du Bastard! Wieso gehst du nicht ans Telefon? Ich habe dich verdammt nochmal 5 Mal angerufen!" schrie diese Stimme. Sie ließ mein Blut in den Adern gefrieren und ich versteifte mich. Es war die Stimme, die mich damals schon immer angeschrien hatte. Die Stim-me, die mich beleidigt hatte und mir so ein tiefes Loch in meinem Herzen gesprengt hatte. Und es waren die Hände, die mich gewürgt hatten, die nun die Tür von Chris' Schlafzimmer aufstießen. Ich sah ängstlich zur Tür. Seine Silhouette war schwach zu erkennen und mein Herz schlug ungewollt schneller, aber nicht vor Freude, sondern vor himmelsgroßer Angst.

„Wieso sitzt diese Schlampe auf deinem Bett?" grollte Luke. Er stand wirklich hier: nach fast zehn Jahren stand er wieder vor mir. Ich hatte seine Taten nicht vergessen, oh nein, sie verfolgten mich bis heute. Immer und Immer wieder hatte ich Alpträume von dem, was ge-schehen war.

„Was machst du hier du Schlampe?" schrie Luke und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Er griff in meine Haare und zog mich auf den Boden. Ich stieß einen spitzen Schrei aus. Meine Kopfhaut brannte, ich fing fast an zu weinen und es war wie ein Flashback, ich erlebte alles wieder von vorne: die Male, als er mich geschlagen hatte, jedes Mal, wenn er mich beschimpfte und jedes Mal wenn er mich an den Haaren durch unser Haus schleuderte. Jedes Mal brannte sich in meine Brust hinein durch mein Herz durch und ließ es mich nie wieder vergessen. Und jedes Mal brach mein Herz ein Stückchen wei-ter, es verursachte einen Schmerz, den ich nicht standhalten konnte und wieder sah ich in sein hasserfülltes Gesicht. Dieses hasserfüllte Gesicht mit einem angespannten Kiefer und vor Zorn leuchtenden Augen mit einem Hass in ihnen, den man niemals erleben wollte.

Blind MusicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt