Am nächsten Morgen wachte ich davon auf, dass mir übers Gesicht gestreichelt wurde. Eine warme Hand strich mir immer wieder über die Wange und der Gedanke daran, dass es Louis war, denn ich kannte ihn gut genug, brachte mich zum Lächeln.
„Guten Morgen" seine Stimme war rau, als ob er selbst auch gerade erst aufgewacht war, und die Tatsache, dass er mir so nah war, verpasste mir eine Gänsehaut.
„Ich weiß dass du wach bist" und das war der Punkt an dem ich anfing zu lachen. Ich schlug meine Augen auf und ich sah sein Gesicht direkt vor meinem. Was ich jetzt dafür geben würde in seine blauen Augen zu sehen. Was würde ich dafür geben, sein Gesicht einmal richtig zu sehen. Ich würde einfach alles dafür geben, wieder sehen zu können. Der Umriss oder der Fleck oder wie man das auch immer nennen wollte reichte mir nicht mehr. Zwar hatte ich mir früher immer ge-wünscht, dass ich die Welt mal wieder sehen konnte doch jetzt, wo ich weiß, dass ich Louis liebe, wollte ich alles dafür geben um ihn zu se-hen.
„Hast du gut geschlafen?" fragte er mich und ich nickte nur, zu tief im Gedanken versunken, dass ich wieder sehen wollte. Ich stellte mir die Welt so vor, dass die Natur wundervoll grün und farbenfroh war, während die Städte wie London eher grau, braun, weiß und schwarz waren.
Ich sah wieder in den großen dunklen Fleck den ich Louis' Gesicht nannte und versuchte wieder etwas zu erkennen, doch mehr als tiefschwarze Farbe war nicht zu erkennen. Ich war frustriert. Wieso konnte ich nichts sehen? Wieso musste ich denn bestraft werden?
Um es mir etwas einfacher zu machen legte ich einfach meine Hände auf die Wangen von Louis.
„Was wird das?" fragte er mich doch ich ließ seine Frage unbeantwortet und betatschte ihn wieder wie damals schon. Seine Haut war warm unter meinen Händen und als ich ihn berührte kribbelte meine Haut sanft. War es das, was man spürte, wenn man verliebt ist?
Oder Juckpulver in den Klamotten hat.
Meine Hände strichen sanft von seinen Wangenknochen über seine Nase, seinem Kinn und auch über seine Stirn. Ich fuhr mit einer Hand durch seine Haare, die absolut flauschig waren, und ich fuhr auch sei-nen Augenbereich ab. Ich spürte wie seine Wimpern an meinen Händen kitzelten, was bedeutet, dass er seine Augen geschlossen hatte.
Ich musste grinsen. Heute war der erste Tag im neuen Jahr und es war unfassbar schön diesen mit Louis teilen zu dürfen. Nach einer langen Zeit standen wir auch mal auf, machten uns fertig, wobei mir Louis an den Fersen hing, da er nicht verstehen konnte, wie ich das machte ohne auch nur etwas zu sehen. Zum Schluss war es dann wieder soweit mit den Klamotten. Was sollte ich heute denn anziehen? Nach einer Weile entschied ich mich für eine graue Jogginghose und einem schwarzen Pullover, die ich nach Farben sortiert hatte. Ich griff sie mir raus und ich drehte mich zu Louis um. Er verstand sofort und ging in das Badezimmer während ich mich umzog und auch die Unterwäsche wechselte.
Nachdem ich fertig war und Louis auch im Badezimmer fertig war, gingen wir zusammen in die Küche, wo Jake schon saß und an seinem Handy war. Zumindest hatte er ein rechteckiges Ding in der Hand und tippte darauf herum.
„Guten Morgen ihr Turteltäubchen" flötete Jake und bekam einen El-lenbogenstoß von Louis' Silhouette in die Rippen, woraufhin ein Aua von Jake folgte.
„Ich werde uns Frühstück machen..." fing Louis gerade an, als er von einem lauten Schrei gestoppt wurde.
„Du wirst nicht diese Küche abfackeln!" jedes einzelne Wort wurde scharfsinnig betont und mir lief bei jeder Silbe, die Jake gerade ausgesprochen hatte, einen Schauer herunter. Louis seufzte und seine Silhouette ließ sich neben mich fallen während Jake in den Schränken herum kramt, dabei fast ein Glas fallen ließ, dass er, dank seiner guten Reflexe, auffangen konnte. Nach einigen Minuten, ich schätze zehn Minuten, wurde mir ein Teller vorgesetzt, mit etwas drauf, was ich nicht erkennen konnte. Es waren nur vereinzelte Flecken zu sehen.
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Blind Music
Teen Fiction„Du bist nicht meine Tochter" waren die letzten Worte meines Vaters, als er mich im Krankenhaus liegen sah. „Du bist hässlich und wirst nie etwas zustande bringen" waren die letzten Worte meines großen Bruders, die er mir an den Kopf knallte, als i...