Schreie. Tobender Jubel. Ich stand wieder auf der Bühne, ich hatte gerade What are you waiting for zu Ende gesungen und alle liebten dieses Lied. Es war nicht das rockige Lied, was jeder kannte, sondern ein langsameres aber mit einer starken Stimme.
Jetzt würde Infinity kommen, doch bevor ich reagieren konnte hörte ich Gitarrenzupfen. Eine Melodie, die ich nur zu gut kannte.
Seine Stimme erklang, ich konnte mich nicht regen und er sang schon die erste Strophe zu Ende.
"When I first saw you
From across the room
I could tell that you were curious (Oh, yeah)
Girl, I hope you're sure
What you're looking for
'Cause I'm not good at making promises"
Bei diesem Teil der Strophe drehte ich mich um. Ich sah ihn dort stehen: seine Silhouette angestrahlt von den Scheinwerfern, eine Gitarre in der Hand und präsent wie noch nie.
Seine Stimme war unsicher, ich hörte es und doch sang er das ganze Lied zu Ende.
"Baby, you're perfect
So let's start right now"
Und so verstummte das Gitarrenzupfen und auch alle Zuschauer waren leise. Niemand wagte etwas zu sagen, vielleicht wussten sie davon, vielleicht auch nicht.
Aber eines war ich: sprachlos. Er stellte sich vor mich hin, vor allen und brachte mir ein Liebesständchen.
„Ich liebe dich Bella" seine Stimme war verzweifelt als ich sah, wie er die Gitarre abnahm und abstellte. Dann drehte er sich wieder zu mir, ich merkte, dass er mich beobachtete, doch ich wusste nicht was ich tun sollte.
„Ich weiß dass ich einen furchtbaren Fehler gemacht habe, doch wie du weißt, machen alle Menschen Fehler. Ich will nicht, dass wir sofort wieder zusammen kommen, doch ich möchte dich wieder in meinem Leben haben und wieder in deinem Leben sein. Ich will wieder mit dir Lachen können, ich will mit dir Singen und Tanzen, ich will Späße machen und einfach nur das Leben genießen. Mit dir zusammen" er flehte und ich spürte, dass mir die Tränen kamen.
„Ihr seid soooo süß" schrie einer der Fans und ich musste lächeln. In dem Moment, in dem eine Träne meine Wange herunter lief kam Louis auf mich zu, nahm sanft meine Wange in seine Hände und strich mir sanft eine Träne weg. Ich musste lächeln und es erinnerte mich an die alten Zeiten, in den Zeiten in denen ich noch etwas gespürt hatte. Doch in dem Moment in dem Louis seine Lippen auf meine Stirn presste ging ein Feuer in mir auf: es war, als würde der tiefste Winter in mir geherrscht haben und nun wurde mir wieder warm, das Feuer taute alles auf und ich fühlte wieder etwas. Meine Wangen wurden rot, ich spürte die Wärme, die von meinem Bauch ausging und ich spürte die auflodernde Liebe und Sehnsucht die wir beide teilten.
Doch das war nicht der richtige Zeitpunkt.
„Ich werde hinter der Bühne auf dich warten" er gab mir noch meine Gitarre, küsste sanft meine Stirn und verschwand wieder von der Bühne.
Ein lautes Raunen ging durch die Reihen, viele waren ganz aufgeregt und wieder andere diskutierten. Ich konnte diese Stimmen nicht alle zuordnen, aber ich hörte wie sie sprachen: ihre Art und Weise und man hörte vielen an, dass sie verwirrt und gleichzeitig glücklich waren.
Danach ging ich wieder zu meinem Mikrofon – es stand mitten auf der Bühne und ich konnte es erkennen – und fing an die Melodie von Infinty zu spielen. Ich merkte wie die Emotionen wieder in mir auftauchten, wie sie mich mitrissen und das war wieder der Punkt, an dem ich mit meinem Herz und mit meiner Seele spielte und sang.
„Jetzt kommt mein letztes Lied: He likes Boys. Wollt ihr die Geschichte dazu hören?" fragte ich. Lautes Gekreische. Das war wohl eine eindeutige Antwort.
„Als ich Louis gerade kennen gelernt hatte haben wir uns das erste Mal getroffen und wir gingen in den Hyde-Park. Er hat für mich ein Picknick organisiert..." ich musste wegen der Erinnerung grinsen „ er hatte mir einen großen Blumenstrauß mitgebracht und er hat mich mit Erdbeeren gefüttert. Es war ein wundervoller Tag bis sein Handy plötzlich klingelte. Sein bester Freund Jake rief ihn an, doch der Klingelton war etwas seltsam: es war He likes Boys. Und an dem Punkt war ich mir nicht sicher ob Louis schwul war oder eher Jake" ich lachte, es war eine echt wundervolle Erinnerung. Der Tag war so einfach, ohne Dramen und ohne Verantwortungen.
„Dieser Song hatte unser erstes richtiges Treffen vereint und ich werde immer daran denken wenn ich ihn höre" die Menge schrie, sie waren hingerissen von der Geschichte und ich setzte mein strahlendes Lächeln auf bevor ich die ersten Saiten zupfte um He likes Boys anklingen zu lassen.
Nach dem Konzert ging ich mit Paul an meiner Seite zur Garderobe wo, wie erwartet, Louis auf mich wartete. Ich umarmte noch einmal Paul, der mich widerwillig losließ und uns anschließend alleine im Raum ließ.
Erneute Stille brach über uns herein und ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Zumindest war er es gewesen, der mir ein Ständchen gebracht hatte und wer mir ein Liebesgeständnis gemacht hatte.
„Du weißt, wie sehr ich dich liebe, oder?" fragte er mich und ich sah, wie seine Silhouette auf mich zukam. Mein Herz pochte, mein Bauch kribbelte und meine Gedanken rasten. Die Hitze kam wieder, gefolgt von einer unausstehlichen Kälte und einer erneuten Hitze.
„Ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben" er stand direkt vor mir – aus Reflex sah ich hoch zu ihm, einfach, weil ich das immer machte – und seine Hand legte sich sanft an meine Wange. So standen wir dort – nahe beieinander und doch so weit entfernt.
„Mein Vater war der Meinung dass ich, da wir ja getrennt sind, jetzt nach Harvard gehen könnte" allein die bloße Vorstellung das er nach Amerika gehen würde, ließ mich erzittern.
„Ich habe wieder abgelehnt, denn ich wollte nicht. Ich kann dich nicht einfach aufgeben. Du bist ein fester Bestandteil geworden und ich würde dich niemals verlieren wollen" sein Daumen strich zart meine Wange entlang. Es war ein wohliger Schauer der meinen Körper durchzog. Ich mochte das Gefühl, es ließ mich geborgen bei ihm fühlen.
„Was erwartest du von mir?" fragte ich ihn. Die Frage, die schon so lange auf meiner Zunge lag. Ich hatte Angst sie auszusprechen, denn ich wollte nicht, dass Louis sauer auf mich war.
„Gar nichts. Ich möchte nur ein Bestandteil deines Lebens sein. Entweder als bester Freund, als Berater oder als fester Freund. Ich werde nichts von dir erwarten, denn ich habe den Fehler begangen. Ich will dich weder dazu zwingen mir zu verzeihen noch dich dazu zwingen, wieder mit mir zusammen zu sein" er atmete einmal tief aus ehe er seine Stirn an meine legt.
„Ich gebe dir alle Zeit der Welt. Ich werde immer auf dich warten. Die Tage werden verstreichen und wenn du dich eines Tages dazu ent-scheiden wirst, mir zu vergeben, dann werde ich da sein" seine Worte berührten mein Herz.
Ich habe noch nie so etwas Liebevolles gehört. Es drang durch meine Ohren in meinen Körper, verfestigte sich in meinem Herzen und über-deckte das Bild des Schmerzes.
„Danke" es war ein zartes Hauchen meinerseits, seinen Worten hatten mich völlig aus der Bahn geworfen und ich war einfach überwältigt von seinen Versprechungen.
„Aria macht sich große Sorgen um eure Freundschaft. Sie hat Angst, dass du sie jetzt für immer hassen wirst" beide Sätze versetzten mir einen kleinen Stich ins Herz und ich war in der Hoffnung, dass sich dies eines Tages ändern wird.
Auch wenn sie und er einen Fehler gemacht haben, so denke ich, dass man vergeben muss. Vielleicht nicht heute. Vielleicht auch nicht Morgen. Aber eines Tages muss man Vergeben um nicht an den alten Wunden zu verbluten.
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1267 Wörter, es kommen noch zwei Kapitel, und dann ist Blind Music zu Ende :) *im Inneren heul* Meine Geschichte ist bald zu Ende, sie ist groß geworden und jetzt muss ich sie gehen lassen *Tränen wegwisch*. Es macht echt viel Spaß zu Schreiben und ich hoffe es macht genauso viel Spaß die Geschichte zu lesen <3
Hab euch lieb <3
Sarah
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Blind Music
Teen Fiction„Du bist nicht meine Tochter" waren die letzten Worte meines Vaters, als er mich im Krankenhaus liegen sah. „Du bist hässlich und wirst nie etwas zustande bringen" waren die letzten Worte meines großen Bruders, die er mir an den Kopf knallte, als i...