"Da ist der Palast!", schnaufte North erleichtert.
Das Laufen bis zur Bergspitze war eine wirkliche Tortur gewesen. Auch die anderen Hüter waren froh, endlich diesen ewigen Fußmarsch hinter sich zu haben.
"Er sieht so verlassen aus.", bemerkte die Zahnfee. "Sandy, bist du sicher, dass die Hüterin hier ist?"
"Stimmt. Und wo sind die vielen Soldaten, von denen du erzählt hast? Ich kann keinen Einzigen davon sehen.", meinte auch der Osterhase.
"Wir gehen rein und schauen, ob Elsa da drin.", schlug der Weihnachtsmann vor.
Die anderen Hüter stimmten ihm zu und liefen auf die Palasttür zu. North öffnete sie.
Toothiana drehte sich staunend um sich selbst. "Wow!", entglitt es ihr, "Das ist so wunderschön!"
Die Hüter begannen die eisige Halle zu mustern. Totenstill war es um sie herum, nur ein leichtes Klirren des Eises war zu hören.
"Findet ihr nicht auch, dass es hier zu still ist?", flüsterte der Hüter der Hoffnung den anderen zu.
Sandy konnte nur zustimmen. Als er weggeflogen war, hatte hier noch ein erbitterter Kampf geherrscht... Was war bloß in der Zwischenzeit passiert? Er erblickte eine lange, gewundene Treppe, die in die obere Etage zu führen schien. Ohne seine Begleiter darauf hinzuweisen, schwebte er die Stufen hoch.
"Sandy, wo gehst du hin?", fragte die Zahnfee.
Der kleine Mann drehte sich noch einmal kurz um, bedeutete den Hütern ihm zu folgen und flog weiter. Das, was ihn oben erwartete, schockierte ihn zutiefst. Der riesige Saal, der sich vor ihm erstreckte, war gänzlich verwüstet. Überall drohten ihm blaue Eisspitzen, er solle ihnen nicht zu nahe kommen, die Splitter eines Kronleuchters bedeckten den Untergrund, die mächtige Eistür, die einst auf den Balkon führte, lag zertrümmert auf dem Boden und das Balkongeländer war abgerissen. Eine Eiswand stand mahnend in der Mitte des Raumes, prangend für das, was hier geschehen war. In ihr steckte ein spitzer, rot gefiederter Pfeil. Elsa hatte sich wohl verteidigen müssen.
Sandy schaute sich weiter um, suchte nach Hinweisen darauf, wo die Hüterin nun sein könnte. Sein Blick fiel auf eine Armbrust, die neben einigen langen Eisspitzen lag. Von ihr musste wohl der Pfeil stammen.
"Sandy, was ma...", stockte die Zahnfee mitten im Satz. Ihr Entsetzen spiegelte sich in deutlichen Zügen auf ihrem Gesicht wider.
North und Hase waren nun auch im oberen Saal angekommen.
"Sie nicht hier, stimmt's?", meinte der Weihnachtsmann nur.
Sandy nickte bedächtig."Schnell, Anna!", rief Olaf.
Sie sah, wie die Eissplitter aus allen Wänden schossen. Sie durchbohrten die Decke, den Boden, Teppiche, Gemälde, Fenster. Anna versuchte sich zu beeilen, doch ihr Körper war zu schwach, ihre Beine trugen sie kaum noch, sodass sie hinfiel.
Der kleine Schneemann, der schon einige Schritte vorausgelaufen war, kam zurückgerannt und zog sie wieder auf ihre Beine.
Sie versuchten, der umgreifenden Kälte zu entkommen, doch das Eis war schneller. Da war kein Weg mehr, den der Schneemann und die Prinzessin gehen konnten, um der Eismagie zu entkommen. Anna kam nicht um den Gedanken herum, dass sie nun sterben würde. Ihre einzige Hoffnung, durch Kristoff ihr Herz auftauen zu können, verschwand. Dass er auf dem Weg zu ihr war, würde ihr nicht mehr helfen, es war zu spät. Anna hatte Angst...
"Anna! Komm her und hilf mir, das Fenster zu öffnen!", rief Olaf plötzlich. Er stand an dem Fenster hinter ihr und zog mit seinen kleinen Stockärmchen an dem Fensterspalt.
Die junge Prinzessin wandte all ihre Kraft auf und zog die Fensterseiten auf.
"Anna, rutsch die Dächer runter!", forderte Olaf sie auf.
Das ist doch gefährlich!, schoss es ihr zuerst durch den Kopf, doch dann realisierte sie, dass es der einzige Weg aus dem gefrierenden Schloss war. Also tat sie, was der kleine Schneemann gesagt hatte.
Er folgte ihr.
Mittlerweile lag soviel Schnee, dass die beiden Problemlos bis vor das große Tor hinabrutschen konnten. Die Dächer des Schlosses ächzten unter den Schneemassen. Lange würden sie ihr Gewicht nicht mehr tragen können. Anna musste etwas unternehmen, Elsa zur Vernunft bringen, doch sie wusste ja nicht einmal, wo sich ihre Schwester jetzt aufhielt. Ihr lief die Zeit davon.
Anna spürte, wie ihr Herz schwerer wurde. Eisig kühlte es ihren gesamten Körper. Ihre Beine waren fast schon zu schwach, um die Prinzessin aufrecht zu halten. Sie musste sich auf den Weg zu Kristoff machen, durch den mächtig wütenden Sturm, der ihr erbarmungslos gegen ihr Gesicht peitschte.
Schritt für Schritt lief sie auf den vereisten Fjord hinaus, ihrer letzten Hoffnung entgegen.
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Die verlorene Hüterin
FanfictionDieses Buch ist eine Fanfiction zu "Die Hüter des Lichts" von den Dreamworks Animation Studios und zu "Frozen"/"Die Eiskönigin" von Disney. Noch bevor Jack Hüter wurde, sogar noch vor der Zeit des Hasen, Norths, Sandys und Tooths, gab es eine Hüteri...