"Ist das kalt hier!", bibberte der große Hase.
"Wir bald auf Nordberg. Natürlich das kalt.", verdrehte der Weihnachtsmann keuchend die Augen, "Oh, das sehr anstrengend..."
Die drei Hüter liefen immer langsamer die Anhöhe hinauf. Toothiana konnte ihre Flügel schon nicht mehr benutzen. Sie waren von einer Eisschicht überzogen, die sie starr und unbeweglich machte. Ihre Füße waren eiskalt.
"N-North. W-Wann sind w-wir da?", zitterte sie.
"Ich glauben, nicht mehr weit.", antwortete er.
Er schien der Einzige zu sein, dem die Kälte nichts ausmachte, nur der Weg war zu steil für ihn. Trotzdem stapfte er mit kräftigen Schritten durch den tiefen Schnee. Hase und Tooth folgten ihm.
"Sie ist ganz schön schnell für so ein schmächtiges Kind.", stöhnte der Osterhase.
"Sie hat Angst. M-Mich w-wundert es nicht, d-dass sie sich h-hierher flüchtet. H-hier kann man v-von allem Abstand gewinnen.", erklärte die Zahnfee.
"Mir ist schon klar, Keule, dass sie sich eingeengt fühlt, aber weglaufen ist keine Lösung. Früher oder später wird sie die Vergangenheit einholen und dann wird sie wieder Angst haben."
"Hasemann haben Recht. Die Hüterin müssen lernen, mit ihren Kräften umzugehen. Ansonsten sie nicht können kämpfen gegen Bedrohung.", stimmte ihm North zu.All das hier, ihre Freiheit, war eine Illusion gewesen. Sie konnte sich nicht davon lösen. Es beherrschte sie. Die Angst ließ ihren Sturm wieder aufheulen, als wäre er nie verdrängt worden. Unruhig lief sie in ihrem Palast auf und ab.
"Reiß dich zusammen! Kontrolliere es! Du darfst nichts fühlen, nichts fühlen!", redete Elsa auf sich selbst ein, "Es musste sein. Anna hatte nicht auf dich hören wollen. Es war die einzig richtige Entscheidung. Schütze sie, schütze deine Schwester vor dir selbst!"
Tränen füllten ihre Augen. Warum musste ihre Hoffnung immer und immer wieder zerschlagen werden? Die Hüterin hatte ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. Angst erfüllte sie und die Gewissheit, dass sie ihren einzigen Freund nie wiedersehen würde, auch wenn Elsa hoffte, dass er wiederkäme. Der Eispalast um sie herum reagierte auf die starken, unkontrollierbaren Emotionen der Königin. Eisspitzen wuchsen aus allen Ecken und Wänden. Sie formten einen eisigen Käfig für das Wesen mit dem Eis im Herzen...Pfeilschnell raste die Landschaft unter ihm davon. Er wollte nicht länger warten. Elsa war in Gefahr, das spürte er, und das konnte er nicht zulassen.
Sandy hatte große Mühen, dem jungen Hüter in seinem hohen Tempo zu folgen. Es reichte ihm langsam, Jack ständig hinterherfliegen zu müssen. Mit einem Satz flog er vor den Wintergeist und brachte ihn zum Anhalten.
"He, was soll das?!", fragte dieser genervt, doch Sandy bedeutete ihm bloß, dass er ein wenig langsamer fliegen sollte.
"Das geht nicht!", protestierte Jack Frost, "Elsa ist in Gefahr, das spüre ich! Was ist, wenn wir durch deine Trödelei zu spät kommen und die Hüterin dann schon tot ist?!"
Der Sandmann verdrehte nur die Augen und deutete nach unten.
"Wer ist das denn?", fragte Jack mehr sich selbst, "Was machen diese Wachen denn soweit oben in den Bergen?"
Sandy formte eine Krone über seinem Kopf.
"Du hast Recht. Sie suchen bestimmt nach ihrer Königin. Aber was haben sie mit ihr vor, wenn sie sie finden?"
Der Hüter der Träume zuckte mit den Schultern.
"Lass uns ihnen folgen.", beschloss Jack.Die Truppen der Adligen kamen nur langsam voran. Stunden vergingen, bis sie endlich am Fuße des Palastes standen. Sandy und Jack waren ihnen die ganze Zeit über gefolgt und der Wintergeist staunte nicht schlecht, als er den prunkvollen Eispalast sah. Er konnte es nicht glauben. Soviel Schönheit, die dieses Gebäude ausstrahlte...
Da hallte eine männliche Stimme an sein Ohr und lenkte Jacks Aufmerksamkeit wieder zu den bewaffneten Männern: "Findet Prinzessin Anna! Sie ist in großer Gefahr, aber falls ihr auf ihre Schwester trefft: Königin Elsa darf unter keinen Umständen verletzt werden!"
Wer ist er?, schnellte es Jack durch den Kopf.
Kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, begab er sich schon auf den Weg zur Eistreppe.
Ein ohrenbetäubendes Brüllen ließ den Boden erzittern und ein riesiges Schneemonster ging auf die Männer los. Mutig ergriff der Rothaarige sein Schwert und durchtrennte das eine Bein der monströsen Kreatur. Diese taumelte rückwärts und hätte beinahe den rothaarigen Mann mit in die Tiefe des Abgrundes gerissen, als es versuchte, sich im letzten Moment an der Eistreppe festzuhalten.
"Prinz Hans!", riefen zwei blau Uniformierte und zogen ihn wieder auf die Treppe.
Ein Prinz?
Jack bemerkte, wie ein Hauch von Eifersucht in ihm hochstieg.
Was will er von Elsa?!
Während die zwei Wachen noch damit beschäftigt waren, dem Prinzen wieder Boden unter den Füßen zu verschaffen, rannten zwei andere, rot gekleidete, Männer an ihnen vorbei die Treppe hinauf, als sie die Königin, die nachsehen wollte, warum ihr Wächter brüllte, erblickten.
"Da ist sie!", schrien sie.
Die Hüterin flüchtete in das Innere ihres Palastes.
"Elsa!", schrie Jack entsetzt auf.
Sie war in großer Gefahr. Trotz der Anweisung des Prinzen, verfolgten die rot Uniformierten das Ziel, sie zu verletzen oder gar zu töten.
Das DARF ich nicht zulassen!, zuckte es, wie ein Blitz, durch seinen Kopf.
"Sandy. Flieg schnell zu den anderen Hütern und hol Hilfe! Ich werde versuchen, Elsa derweil zu schützen.", befahl der Wintergeist seinem Begleiter.
Dieser nickte und flog eilig davon, während Jack sich in das Innere des Schlosses begab. Er sah nur noch, wie der zweite Bewaffnete auf der oberen Treppe verschwand und eilte sofort hinterher.
Ich hoffe, Elsa kann mich nicht sehen., dachte er bei sich, Sonst würde alles noch mehr aus dem Ruder laufen.
"Wir haben sie!", drang es aus dem Raum oberhalb der Treppe, "Nein, bitte!"
Elsa!
Blitzschnell stürmte er die Stufen hinauf zu ihr.
Eine Eiswand, in der ein Pfeil steckte, hatte sich vor der jungen Frau erhoben. Geschockt starrte sie die Pfeilspitze an.
"Schießt!", schrie eine der Wachen.
Zorn ließ sich in Elsas Gesicht nieder. Mit einer Handbewegung fixierte sie den Mann, der gerufen hatte, an einer Eiswand. Den anderen drängte sie auf den Balkon, dem Abgrund entgegen.
Jemand stürmte den Saal. Jack konnte nicht genau erkennen wer es war, da er sich inzwischen auf den Kronleuchter gesetzt hatte, um die Situation kritisch zu beobachten und einzugreifen, falls es zu gefährlich wurde. Er wusste schließlich, dass das Leben der Kinder auf dem Spiel stand und er diese nicht leichtsinnig riskieren durfte.
"Königin Elsa!", ertönt eine Stimme, "Werdet nicht zu dem Monster, das alle in euch sehen wollen!"
Jack erkannte nun, dass es Prinz Hans war, der diese Worte an die Hüterin gerichtet hatte. Er sah auch, wie Elsa innehielt und schließlich damit aufhörte, die beiden Wachen in den Tod zu treiben. Jack Frost bemerkte nur noch, wie der Soldat, der noch immer an die Wand gedrückt war, seine Armbrust hob und einen Schuss abfeuern wollte. Sofort sprang der Hüter vom Kronleuchter über der Königin und stellte sich schützend vor sie. Ihm war es in dem Moment egal, ob ihn jemand der Anwesenden sehen konnte und ob er durch diesen Pfeil sterben würde. Es zählte nur, Elsa zu beschützen. Doch zu einem Schuss in seine Richtung kam es nicht.
Der Prinz hatte den Versuch des Armbrustschützen schnell genug bemerkt, um seine Waffe an die Decke zu richten, damit die Königin nicht zu Schaden kam. Jedoch löste sich der Pfeil aus der Armbrust dennoch und durchtrennte die dünne Halterung des Kronleuchters. Mit einer Wucht, die das Eis dieses Raums zum vibrieren brachte, schlug er auf dem Boden auf und zersprang in tausende Eissplitter.
Jack konnte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, doch Elsa, die das nicht kommen sah, wurde von der Wucht des Aufpralls davongeschleudert, schlug auf dem Boden auf und rührte sich nicht mehr.
Regungslos stand Jack da und starrte Elsa an. Der Schock hatte ihn starr werden lassen. Nichts rührte sich in ihm. Kein Gedanke, kein Gefühl, nichts. Nur ein Wort schwirrte ihm durch den Kopf: Elsa.
Die Wachen kamen in Jacks Richtung gelaufen, packten die bewusstlose Königin unter den Armen und trugen sie davon.
Langsam löste sich der Nebel in seinem Kopf wieder auf.
Wo bringen sie Elsa hin? Was werden sie jetzt mit ihr machen?
Dass die Hüterin nun fort war, ließ ihm keine Ruhe mehr. Jack stieß sich vom Boden ab und der Wind trug ihn aus dem Palast hinaus, fort zum Schloss Arendelle. Dort würde er nach Antworten suchen und vielleicht sogar einen Weg finden, die Königin aus ihren Ketten, die sie sich selbst angelegt hatte, zu befreien.
Einen letzten Blick ließ er über den Palast schweifen
Er war nicht mehr so prachtvoll, wie zu Beginn. Risse und Löcher überzogen nun seine Hülle und ließen ihn zerbrechlich wirken.
Nun richtete er seinen Blick wieder nach vorn, hinab ins Tal, in dem das weiße Schloss friedlich in den Fjord hineinragte, als wüsste es nicht, was hier oben mit seiner Königin geschehen war.
Ja. Es sieht so still aus, doch das ist es nicht...
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Die verlorene Hüterin
FanfictionDieses Buch ist eine Fanfiction zu "Die Hüter des Lichts" von den Dreamworks Animation Studios und zu "Frozen"/"Die Eiskönigin" von Disney. Noch bevor Jack Hüter wurde, sogar noch vor der Zeit des Hasen, Norths, Sandys und Tooths, gab es eine Hüteri...