Kapitel 64

109 15 1
                                    

Natys Sicht
Wir haben alle einen Platz gefunden und fangen dann an den Film zu schauen.
Ungefähr in der Mitte des Filmes nicke ich ein. Ein Fehler. Ein sehr großer Fehler.
Ich träume schon wieder genau das selbe.
Ich bin mitten auf einem Feld. Es ist Sonnenuntergang oder auch Aufgang. Auf jeden Fall ist der Himmel irgendwie lila-rosa und es wirkt alles so einschüchternd.
Mitten auf dem Feld, da wo ich stehe, erscheint langsam ein knorriger Baum mit einer Schaukel am Ast. Sie quietscht im Wind und auf ihr befindet sich eine Person. Es ist ein kleiner Junge. Ca. 8 Jahre alt. Er hat schwarze Haare, die ihm bis zu den Schultern reichen. Sie bewegen sich mit dem Wind. Er trägt eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt. Seine schwarzen Augen blicken direkt in meine. Sie haben dunkle Augenringe. Er öffnet seinen Mund um etwas zu sagen. Er hat schwarze Lippen. Er sieht mich mit seinem leeren Blick an. Ich weiß genau, was er sagen will. Er hat es schon vorher gesagt. Aus seinem Mund ertönt die Stimme einer alten Frau. Sie flüstert, aber so, dass man es noch Meilenweit hören könnte. Die Stimme wird von Wind weitergetragen. Sie flüstert immer wieder genau das gleiche. Immer gleich bedrohlich. Die selben 2 Worte. Ich will schreien. Ich will schreien, dass es nicht stimmt. Ich will schreien, dass ich nichts getan habe. Ich will alles in Worte fassen, doch aus meiner Kehle kommt nicht ein einziger Laut.
Der Wind spielt eine Melodie zu den immer gleichen Worten.
Es soll aufhören. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Aber es stimmt. Ich weiß es. Er hat recht. Deshalb macht es mir so viel Angst. Sonst wär' es mir egal.
Die Stimme hört nicht auf. Sie flüstert weiter: "Deine Schuld". Immer wieder.

Ludnaty - Und das nennst du Freundschaft?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt