Nimm das Leben nicht so ernst du kommst eh nicht lebend wieder raus :)

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So, nach einem Monat Abwesenheit meinerseits melde ich mich auch mal wieder zu Wort. Ist einiges passiert bei mir, also nehmt es mir nicht allzu übel ;)

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Ich saß gemütlich auf einer Sitzbank in der hintersten Ecke in meinem Lieblingsrestaurant, unsichtbar für neugierige Blicke und der einzige ruhige Platz in diesem Laden, wo man ungestört reden konnte. Über mir hingen diese seltsamen Bilder, die kein Mensch mit normalem Verstand hätte verstehen können -lediglich diese aufgeblasenen Kunstkritiker und vollkommen gestörte Kunstlehrer hätten aus den tausenden Pinselstrichen irgendetwas deuten können.

Lucy und ich machten uns gelegentlich einen Spaß daraus, herauszufinden, was man darauf sehen konnte. Lucy war der festen Überzeugung, einen Hund zu sehen, während ich mir ziemlich sicher war, dass darauf eine nackte Frau abgebildet war -das war auch meine Universalantwort im Kunstunterricht. Man musste nur einen beliebigen Punkt im Bild suchen und man lag meistens richtig. Irgendwie fanden Künstler es aufregend, Frauen zu malen...

Lucy saß mir gegenüber und studierte die Speisekarte. Sie hatte sich extra für heute frei genommen, um den ganzen Tag bei mir sein zu können.

"Du, wir hätten auch irgendwo anders essen gehen können" murmelte sie und neigte die Karte etwas, um mich sehen zu können. "In dieses neue Restaurant in der Burmington-Street zum Beispiel"

Ich schüttelte missmutig meinen Kopf. "In dieses oberschicke Nobelrestaurant wo die ganzen Snobs reingehen? Nein danke! Du weißt genau, was ich von denen halte"

Lucy grinste ein verschwörerisches Grinsen. "Stimmt auch wieder. Und wir wissen Beide, dass du deine vorlaute Klappe niemals halten könntest und in voller Lautstärke über die Leute herziehen würdest." Erst klimperte ich unschuldig mit den Wimpern... aber dann musste ich zugeben, dass sie recht hatte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie ich hinter einer aufgetakelten Dame herstöckelte und ihre schräge Gangart nachahmte und grinste ebenfalls. Ich fragte mich immer wieder, warum solche Leute so seltsam gingen?! Konnten die nicht normal laufen? Oder wollten sie auffallen, damit jeder sah, dass sie nicht zum "Fußvolk" gehörten sondern zu den Oberclowns?

"Vicky!", hörte ich Dianas Stimme auf uns zu kommen. Diana war eine Kellnerin hier und hatte einen Narren an mir und Lucy gefressen. Meine Tante und sie waren mit der Zeit gute Freunde geworden und dazu noch im selben Alter. Ab und zu luden wir sie zum Abendessen ein, wenn sie von der Arbeit kam. Mich mochte sie, weil ich -und ich zitiere- "so herrlich verpeilt und durchgeknallt" war.

Als Diana um die Ecke kam, hatte sie eine riesige Karte und ein kleines Päckchen in der Hand und strahlte von einem Ohr zum anderen. Sie kam auf direktem Weg auf mich zu gestolpert und schmiss mich beinahe von der Bank als sie mich stürmisch umarmte.

"Herzlichen Glückwunsch zum Abschluss, mein kleines Genie du!", quiekte sie vergnügt. Himmel, die freute sich ja mehr als Lucy und ich zusammen! Aber das machte sie nun mal aus. Sie gehörte zu den großherzigsten und nettesten Menschen, die ich kannte -auch wenn es nicht sonderlich viele waren. Sie war groß, brünett und hatte wahnsinnige grüne Katzenaugen.

"Hier" Sie reichte mir sowohl die Karte als auch das Päckchen. "Die Karte haben wir alle unterschrieben...- Also das ganze Personal", erklärte sie stolz. "Und auch das Geschenk ist von uns allen. Ich habe nur die große Ehre, dir das überreichen zu dürfen"

Ein wenig gerührt nahm ich beides an. "Das wäre echt nicht nötig gewesen!" Peinlich berührt starrte ich auf die Geschenke und wusste nicht, was ich sagen sollte.

"Doch, immerhin bist du unser Lieblingsgast. Wer sonst vergrault uns die irren Typen und Penner von der Straße?" Sie kniff mir in meine rechte Wange und kicherte.

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt